Toter nach Rauferei - Prozess gegen junge Verdächtige

Ein 42-Jähriger war in der Nacht auf den 18. Dezember 2022 nach einer Rauferei vor einer Disco in Schattendorf zusammengebrochen und ins Koma gefallen. Einige Tage später wurde der Gehirntod des Mannes festgestellt. Eine von der Staatsanwaltschaft angeordnete Obduktion ergab, dass im Gehirn des Verstorbenen ein Aneurysma geplatzt war, wodurch eine Hirnblutung ausgelöst wurde.
Angeklagt wurden ein inzwischen 19-jähriger im Bezirk Neunkirchen wohnhafter Syrer sowie ein 17-jähriger Burgenländer wegen schwerer Körperverletzung. Der 19-Jährige bekannte sich am ersten Prozesstag am Dienstag, 19. September 2023, schuldig, auch dazu, einen zweiten Mann durch zwei Faustschläge schwer verletzt zu haben. Der 17-Jährige bekannte sich nicht schuldig.
Staatsanwältin Beatrix Resatz berichtete in ihrem Anklagevortrag von einer „Wirtshaustour“ durch den Bezirk Mattersburg, die der 42-Jährige am 17. Dezember mit Freunden unternommen habe. Nachts sei dann ein Teil der Gruppe in die Disco in Schattendorf gegangen, dort dürften sich einige Männer gegenüber jungen Frauen aufdringlich benommen haben, wie Zeugen ausgesagt hätten.
Mädchen belästigt und berührt?
„Mädchen berichteten, dass sie von dem 42-Jährigen belästigt und betatscht wurden“, sagte die Staatsanwältin. Das spätere Opfer sei in der Disco gestürzt und vom Betreiber des Lokals aufgefordert worden, dieses zu verlassen.
Draußen sei es zu einer Diskussion mit dem 17-Jährigen gekommen. Zeitgleich sei der 19-Jährige mit Freunden aus dem Lokal gekommen. Der 42-Jährige soll zuerst einem damals 16-jährigen Discobesucher eine Watsche und dann dem 19-jährigenjSyrer einen Schlag ins Gesicht versetzt haben, daraufhin schlug dieser mit der halbgeschlossenen Faust zurück, was der Angeklagte vor Gericht zugab.
Mit Schlagring zugeschlagen?
Der 17-Jährige soll mit einem Schlagring von hinten auf den 42-Jährigen geschlagen haben. Der Mann taumelte in diesem Moment nach vorne, sodass ihn der Schlag des 17-Jährigen nur gestreift haben soll.
Zu diesem Schlag war der 17-Jährige nicht geständig. Er sei auch nicht im Besitz eines Schlagrings gewesen.
Der 42-Jährige sei, so die Staatsanwältin, gestürzt, habe das Bewusstsein verloren und sei „blau angelaufen“. Er wurde in eine stabile Seitenlage gebracht und später ins Spital transportiert.
Der 17-Jährige soll nach der Tat den Schlagring abgewischt und versteckt haben. Ein Freund des Jugendlichen informierte nach dem Vorfall die Polizei, er wisse, wo der 17-Jährige den Schlagring versteckt habe. Tatsächlich wurde der Schlagring gefunden, ein Gutachten ergab, dass sich darauf Spuren des Angeklagten befanden.
19-Jähriger brach Freund des 42-Jährigen die Nase
Der 19-Jährige sei, als er vom Tatort flüchten wollte, laut den Ermittlungsergebnissen von einem 41-jährigen Freund des später Verstorbenen aufgehalten worden. Der 19-Jährige soll diesem Mann zwei Faustschläge versetzt und ihm die Nase und die Augenhöhle gebrochen haben. Das gab der Syrer vor Gericht zu.
Der 19-Jährige berichtete vor Gericht, dass der 17-Jährige, den er flüchtig kannte, gleich nach der Tat ihm gegenüber zugegeben habe, den 42-Jährige mit einem Schlagring geschlagen zu haben. Selbst habe er nicht gesehen, dass der 17-Jährige zuschlug.
Der 17-Jährige behauptete vor Gericht, nichts von der Rauferei mitbekommen zu haben. Den Schlagring habe nicht er, sondern ein Freund mitgehabt.
17-Jähriger wird von Zeugen belastet
„Sie werden von einer Reihe von Zeugen massiv belastet“, hielt ihm Richterin Birgit Falb vor.
„Ich weiß es selber nicht“, sagte der 17-Jährige. Nachdem der 42-Jährige zu Boden gestürzt war, seien ihn „erwachsene Leute angegangen“. „Ich weiß nicht wieso, aber ich wollte einfach flüchten“, sagte der Jugendliche. Es habe sich herumgesprochen, „das ich das war“, so der Angeklagte. Den Schlagring habe er „ein oder zwei Tage vorher“ in der Hand gehabt.
Jener 41-Jährige, dem von dem 19-Jährigen die Nase und die Augenhöhle gebrochen worden waren, gab vor Gericht Auskunft über die „Bezirksrunde“, die er mit dem 42-Jährigen und weiteren Freunden am 17. Dezember unternommen habe.
„Wir hatten einen Reisebus gemietet und fuhren den ganzen Bezirk ab. Pro Ort ein Lokal“, so der 41-Jährige. Gegen 22.30 Uhr sei man zurück in Schattendorf gewesen, ein Teil der Gruppe sei nach Hause gegangen, einige andere in die Diskothek im Sonnenhof.
Dort habe sie der Seniorchef ermahnt: „Wir sollen uns benehmen oder zusammenreißen“, erinnerte sich der 41-Jährige.
Er habe dann den 42-Jährigen am Weg aus dem Lokal gestützt, dabei habe auch ein junger Bursch geholfen, der dem 42-Jährigen einen Schuh wieder anzog, den dieser verloren hatte.
Er habe seinen Freund dann alleine draußen sitzen lassen, so der Zeuge. Kurz danach habe ihm ein Mädchen berichtet, dass der 42-Jährige draußen am Boden liege.
Opfer: „Ich dachte, er ist halt betrunken“
„Ich dachte, er ist halt betrunken“, so der 41-Jährige. Bei dem später Verstorbenen war eine Alkoholisierung von 2,46 Promille gemessen worden.
„Ich wollte zu einem Pärchen gehen und fragen, was los ist“, so der 41-Jährige. Da habe er „schon eine von der Seite gekriegt“.
Jener 16-Jährige, der von dem 42-Jährigen vor der Disco eine Ohrfeige bekommen hatte, berichtete vor Gericht, dass sich eine Freundin über Belästigungen durch den Erwachsenen beschwert habe.
Er habe den 42-Jährigen vor dem Lokal zur Rede gestellt. „Was er darauf sagte, weiß ich nicht mehr. Es war unverständlich“, so der 16-Jährige. Er habe dann von dem 42-Jährigen eine „Watsche gefangen“. Er selbst habe nicht zugeschlagen. Was danach passiert sei, habe er nicht gesehen.
Schülerin: „Ich sah etwas in seiner Hand“
Eine 15-jährige Schülerin sagte als Zeugin vor Gericht, sie habe gesehen, wie der 42-Jährige vom Lokalbesitzer „hinausgeworfen“ worden sei. Auch sie selbst habe das Lokal verlassen und gesehen, wie der 17-Jährige dem Erwachsenen auf die Schläfe schlug: „Der Schlag kam und ich sah etwas in seiner Hand“, so die Schülerin.
Eine weitere Augenzeugin, 16 Jahre alt, wollte in Abwesenheit des 17-jährigen Angeklagten befragt werden. Sie gab an, dass der 17-Jährige auf den 42-Jährigen hingeschlagen und diesen am Hinterkopf getroffen habe.
Zu einem früheren Zeitpunkt soll der 17-Jährige ihr gegenüber mit dem Schlagring geprahlt und gesagt haben, dass er „damit schon einmal jemanden zusammengeschlagen hat“.
Nach dem Vorfall habe ihr gegenüber der Angeklagte gestanden, dass er den 42-Jährigen geschlagen habe. „Hatten Sie das Gefühl, er gibt damit an?“, fragte die Richterin. „Schon“, antwortete die Zeugin.
Am Dienstagnachmittag wurden weitere Zeugen befragt. Fortgesetzt wird der Prozess am Mittwoch, 20. September. Ein Urteil wird es voraussichtlich an diesem Tag nicht geben, weil eine medizinische Sachverständige erkrankt ist, deren Vortrag zu einem Gutachten für den Prozess essenziell ist.