Der nächste Showdown

Erstellt am 05. Juni 2023 | 20:37
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++ ARCHIVBILD ++ SPÖ: ERGEBNIS VON PARTEITAG FALSCH - BABLER NEUER PARTEICHEF
Foto: APA, HELMUT FOHRINGER
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Thomas Hofer, Politikberater, über die Auswirkungen des SPÖ-Chaos auf die nächste Wahl.

Wer geglaubt hatte, dass die seit Monaten stattfindenden Chaostage in der SPÖ mit der Wahl von Hans Peter Doskozil endlich abgeschlossen sein würden, hat sich ordentlich getäuscht. Die SPÖ riskiert mit ihrem Auszählungs-GAU mittlerweile tatsächlich ihr Image als staatstragende Partei. Unter den Augen der wichtigsten Organe der Partei hat man vergangenen Samstag den Falschen aufs Schild gehoben. Denn tatsächlich gewonnen hat in Linz der linke Parteirebell Andreas Babler aus Traiskirchen.

Diesem ist zu seiner neuen Aufgabe der Stabilisierung einer wankenden Partei wohl weniger zu gratulieren als zum Aufbau einer erstaunlichen Graswurzelbewegung, wie sie in der österreichischen Politik noch selten gelungen ist. Als Underdog hat er erst die amtierende Parteichefin und dann auch noch den burgenländischen Votegetter Doskozil aus dem Feld geschlagen. Eine nochmalige Mitgliederbefragung hätte Babler wohl ohnehin für sich entschieden.

Ob er dieses Momentum auch auf die große Bühne mitnehmen kann, ist aber fraglich. Der Raum fürs Entstehen einer neuen Linkspartei ist mit seinem Aufstieg zwar kleiner geworden (immer vorausgesetzt, die SPÖ beschäftigt sich irgendwann auch einmal mit anderen Themen als sich selbst). Rechts der Mitte, bei FPÖ und ÖVP, reibt man sich aber die Hände. Babler hat mit seinem Marxismus-Bekenntnis und der brachialen Ablehnung der EU viele Fronten aufgemacht. Beim Thema Migration ist aus Sicht der beiden Mitbewerber ohnehin er der dankbarere Gegner. Für den nächsten innenpolitischen Showdown ist also alles angerichtet.