Das giftige Bruck-Thema

„Abstiegswissenschaften im Kontext von Wahrscheinlichkeitsrechnung mit Jus-Elementen“. Dieser frei erfundene FH-Fußball-Studienzweig hätte Potenzial – so komplex ist in der Regionalliga Ost die einfache Frage, wie viele Klubs absteigen müssen. Das Thema verstehen ist angesichts der Szenarien-Lage fast ein wissenschaftstauglicher Akt.
Beispiele gefällig? Um den Osten zu verstehen, muss man auch in die Regionalliga West schauen und abwarten, ob dort Schwarz Weiß Bregenz, einziger aufstiegswilliger Klub mit Lizenz, unter die ersten Zwei kommt und rauf darf. Erst dann ist fix, ob in der 2. Liga zwei oder drei Teams absteigen. Dort muss man wiederum warten, ob Admira am Sonntag in der letzten Runde der 2. Liga beim direkten Duell gegen Vorwärts Steyr noch auf den drittvorletzten Platz rutscht. Falls ja, müssten durch die Regionalliga Ost-Absteiger Young Violets, Rapid II und Admira fünf statt vier Klubs absteigen. Falls nein, ist es sogar noch möglich, dass Steyr von Rapid II abgefangen wird. Dann dreht sich die Spirale und es gäbe – Blick nach Westen nötig! – bei einem günstigen Bregenz-Szenario doch nur einen Ost-Absteiger aus der 2. Liga – und dann auch nur drei Absteiger in der Regionalliga. Parallel dazu gibt es rechtliche Auffassungsunterschiede der im Abstiegskampf beteiligten Ostligisten über die Wertung aller Spiele des ASK Bruck. Seit Winter ist Bruck nicht mehr aktiv, seitdem sind alle Spiele ein 0:3. Ein juristisches Nachspiel ist vorprogrammiert. Siegendorf, derzeit Viertletzter, will im Abstiegsfall (danach sieht es derzeit aus) klagen. Ziel: Der Ausschluss von Bruck und die Streichung aller Spiele. In einer bereinigten Tabelle aller Bruck-Ergebnisse wäre Siegendorf gerettet, andere würden zurückrutschen. Die Wiener Viktoria müsste als Fünftletzter zittern, Draßburg stünde als Viertletzter auf einem Abstiegsplatz. Dort würde man dann wiederum gegen so eine Entscheidung am grünen Tisch selbst juristisch vorgehen. Ob dann gar als letzter Ausweg eine Ausnahmegenehmigung erfolgt und die Liga auf 17 oder 18 Teams aufgestockt wird, um alle Wackelkandidaten zu behalten und ein rechtliches Chaos zu vermeiden? Fakt ist: Das Thema Bruck an der Leitha wirkt in dem heiklen Kontext wie Gift. Sportlich klar definierte Szenarien mögen das Salz in der Meisterschafts-Suppe sein. Juristische Nachspiele sind es definitiv nicht.