Schluss mit der Streitkultur
Wie ein Lauffeuer legte sich am Dienstagnachmittag die Nachricht vom Rücktritt Gerhard Milletichs über die österreichische Medienlandschaft – kein Wunder, wenn der amtierende ÖFB-Präsident vorzeitig das Handtuch wirft. Zu groß war der Druck seitens des ÖFB-Präsidiums auf den Parndorfer, der sich aufgrund der Vorwürfe rund um die Inseratengeschäfte des CRM Verlags-Chefs zuletzt aufgebaut hatte. Hier sah sich Milletich mit heftigem Gegenwind konfrontiert, speziell aus den Landesverbänden Salzburg, Tirol und Oberösterreich. Die Frage, ob und inwiefern er sein Ehrenamt in Bezug auf das Lukrieren von Inseraten für seinen Verlag missbraucht habe, war bis zuletzt schwelend. Der 66-Jährige stellte auch in seiner abschließenden Erklärung klar, eben das nicht getan zu haben und dass er sich nichts vorzuwerfen habe. Fakt ist aber, dass sich das Thema hartnäckig am Köcheln hielt. In diesem Zusammenhang war auch ein Schulterschluss des Präsidiums für seinen Chef ohnehin unrealistisch. Bereits bei der Wahl von Milletich zum ÖFB-Präsidenten im September 2021 waren die Spannungen innerhalb des Führungsgremiums augenscheinlich. Der Gegenwind zog sich hartnäckig durch die Amtszeit, trotz durchaus erfolgreicher Meldungen wie der Bestellung von Ralf Rangnick als Teamchef und dem grünen Licht für das ÖFB-Trainingszentrum in Wien-Aspern. Immer wieder drang aus dem Zentrum der Macht aber durch, dass auch die gegenseitige Blockade gerne als Mittel zum Zweck benutzt wurde. In einem demokratischen Prozess braucht es neben dem nötigen Diskurs allerdings schon auch eine Portion an Lösungswillen und Einigkeit für jedwede Entwicklung. Genau diese Tugenden dürften aber nicht immer an oberster Stelle im Präsidium gestanden haben. Nun ist Gerhard Milletich als ÖFB-Boss Geschichte. Wer gegen ihn war, wird also Farbe für eine konstruktive Bündelung der Kräfte bekennen müssen. Fußball-Österreich hat sich schließlich ein Ende der Streitkultur verdient.