Hochspannung vor dem SPÖ-Showdown

609 Delegierte entscheiden am Samstag im Design Center in Linz, wie der Kampf um den SPÖ-Chefsessel ausgeht. Hans Peter Doskozil tritt mit 2.316 Stimmen Vorsprung in der Mitgliederbefragung an - am Sonderparteitag entscheidet aber nur die absolute Mehrheit, ob der burgenländische Landeshauptmann oder Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler die Nachfolge von Pamela Rendi-Wagner antritt.
Auf ihren Facebook-Seiten wandten sich beide Kandidaten zuletzt noch einmal öffentlich an die Funktionärinnen und Funktionäre. Doskozil kündigte an, dass er sich um die „nötige Einheit“ bemühen werde, sollte er die Abstimmung gewinnen. Nur so könne die Sozialdemokratie Wahlen gewinnen, denn: „Die Chancen waren noch nie so groß wie jetzt.“
Der Sieg bei der nächsten Nationalratswahl könne aber „nur gemeinsam gelingen“. Damit versprach der Landeshauptmann, alle Strömungen innerhalb der Partei einzubinden und auch auf jene zuzugehen, die ihm kritisch gegenüberstehen. Eine tragende Rolle sollen die Frauenorganisationen einnehmen - „mit Frauen an sichtbarer Stelle auf allen Ebenen unserer Partei“, schreibt Doskozil.
Wichtig sei, dass der Parteitag Klarheit über das inhaltliche Programm der SPÖ bringe, damit man nicht bei Minimalkompromissen bleibe, meinte Doskozil. Gegner seien letztlich nicht die innerparteilichen Mitbewerber, sondern „die Zustände in unserem Land, die dringend verbessert werden müssen“.
„Tag wird in die Geschichte eingehen“
Einen geradezu historischen Tag für die SPÖ sieht Andreas Babler, der wenige Stunden nach Doskozil ebenfalls via Facebook ein Statement abgab. „Starten wir gemeinsam das Comeback der SPÖ und machen sie zu einer Bewegung, die Österreich in die Zukunft führt“, schlägt Babler auch ähnliche Töne an.
Es sei Zeit „für ein neues Reformzeitalter“, meint der Traiskirchner Bürgermeister, nach der „Phase der Abrissbirne, von Schüssel bis Kurz, wo unsere Pensionen, Krankenkassen und der 8-Stunden-Tag niedergerissen wurden“.
Auch das Bild, das die SPÖ in den vergangenen Monaten abgegeben habe, sei nicht immer ein gutes gewesen, schreibt Babler. Und: „Ich weiß, dass einige mit gemischten Gefühlen in diesen Parteitag gehen. Es ist Zeit, dass wir wieder zusammenfinden“, gibt er sich versöhnlich.
Ob es in den Parteitags-Reden vor der Kampfabstimmung ebenso versöhnlich zugehen wird, ist fraglich. Die beiden Kandidaten werden noch einmal ihre Standpunkte klarmachen und wohl auch kritische Worte parat haben.
Die BVZ berichtet am Samstag an dieser Stelle live aus Linz vom SPÖ-Sonderparteitag:
Doch kein zweiter Burgenland-Kandidat
In die Frage, ob es am Parteitag noch Überraschungs-Kandidaten geben wird, hat zuletzt neuerlich ein SPÖ-Mitglied aus dem Burgenland aufgezeigt: Der mittelburgenländische Unternehmer Berthold Felber wollte, wie berichtet, bereits bei der Mitgliederbefragung mitmischen, wurde aber nicht zur Abstimmung zugelassen. „Zu Unrecht“, meinte Felber im BVZ-Gespräch.

Jetzt sah der 69-Jährige doch noch eine Chance, in der finalen Wahl am Parteitag mitmischen zu können. Er selbst bereitet sich bereits auf die 45-minütige Rede vor, die jedem Kandidaten zusteht. Geht es nach Felber, sei ihm das von der Bundesparteileitung bestätigt worden.
Auf Nachfrage der BVZ in der SPÖ-Zentrale in Wien kam aber die klare Antwort: „Die Wahlkommission hat am vergangenen Mittwoch, dem 31. Mai, den Wahlvorschlag für den außerordentlichen Bundesparteitag der SPÖ in Linz beschlossen. Auf dem Stimmzettel stehen Hans Peter Doskozil und Andreas Babler zur Wahl für den Bundesparteivorsitz und die Spitzenkandidatur bei der nächsten Nationalratswahl.“