Enquete zu drohendem Hausärztemangel im Burgenland. Der drohende Mangel bei Hausärzten und die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum haben am Dienstag die Mandatare im Burgenländischen Landtag beschäftigt.

Von Redaktion, APA. Erstellt am 08. Mai 2018 (15:01)
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Gesundheits-Enquete
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Bei einer von der ÖVP, den Oppositionsparteien und dem parteifreien Abgeordneten Gerhard Steier beantragten parlamentarischen Enquete präsentierten Mediziner mögliche Lösungen, um den Beruf des Hausarztes attraktiver zu machen.

Das Burgenland werde derzeit von 134 Allgemeinmedizinern mit Kassenvertrag versorgt, berichtete der Vizepräsident der Ärztekammer Burgenland, Michael Schriefl. Damit liege die Abdeckung im Burgenland leicht über dem Österreichschnitt. In den nächsten zehn Jahren würden allerdings über 72 Prozent der derzeit tätigen Ärzte ins Pensionsalter kommen. Bereits jetzt gebe es Probleme, Stellen nachzubesetzen. "In Großpetersdorf mussten wir eine offene Stelle 13 Mal ausschreiben", sagte der Vizepräsident.

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Foto: ÖVP

Lösungsansätze seien etwa ein erleichterter Zugang zum Medizinstudium, aber auch das Land sei gefordert. Finanzielle Hilfen würden in Zukunft unabdingbar sein, die geplante Landarztförderung sei dabei ein richtiger Schritt. Gleichzeitig müsse das im Vergleich zu Fachärzten niedrigere Honorar der Allgemeinmediziner angehoben werden. Wichtig sei auch, eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu ermöglichen.

"Wir haben nicht zu wenig Ärztinnen und Ärzte in Österreich", stellte Karlheinz Kornhäusl, der zurzeit eine Ausbildung zum Internisten absolviert, fest. Es gebe nur zu wenig junge Ärzte, welche dem öffentlichen Gesundheitssystem vertrauen würden. Daher komme es dort zu einem Ärztemangel. Noch mehr Mediziner an den Universitäten auszubilden, müsse ein "Nicht-Ziel" sein. Laut Kornhäusl hätten im Jahr 2017 1.218 promovierte Jungmediziner die Universitäten verlassen, 460 davon seien aber nicht in Österreich tätig.

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Kornhäusl sprach sich für den Erhalt und die Stärkung von Einzelpraxen aus. Es brauche Arzt-Arzt Anstellungen, Jobsharing Modelle, Gruppenpraxen und Netzwerke. Dort, wo es sinnvoll sei, brauche es viele Professionen unter einem Dach. Aber "ich warne immer jene, die das Seelenheil nur in der Zentrumsbildung finden", erklärte der Mediziner.

Stephanie Poggenburg, Hausärztin in der Steiermark und Vorstandsmitglied in der österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, trat gegen die Aufhebung von Aufnahmetests beim Medizinstudium ein. "Für die Allgemeinmediziner und für Hausärztinnen und Hausärzte brauchen wir nicht irgendwelche Mediziner, sondern die Besten."

Vor allem arbeitsinhaltlichen Gründe würden den Beruf des Hausarztes für Jungmediziner attraktiv machen. "Sie wollen Familien über Generationen hinweg betreuen", erläuterte die Expertin. Das niedrige Einkommen, die zahlreichen Vorgaben der Krankenkassen und zu wenig Zeit für die Patienten würde hingegen abschreckend wirken.

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Der Hausarzt sei beim größten Teil der Bevölkerung der beliebteste Arzt, berichtete der Präsident der Ärztekammer Österreich, Thomas Szekeres. In den nächsten Jahren würden jedoch weniger aktive Ärzte nachkommen, als in Pension gingen. Gleichzeitig sei das Ausland für viele Absolventen attraktiv. Die Rahmenbedingungen, Dienste und Verfügbarkeiten würden dabei auch eine Rolle spielen.