Nach ORF-Doku: Burgenland Tourismus mit scharfer Kritik

Erstellt am 02. Juni 2023 | 16:25
Lesezeit: 5 Min
Wasserstand gut Neusiedler See
Bis die Diskussionen zum Neusiedler See abflachen, wird wohl noch viel Wasser die Moson-Donau hinab fließen.
Foto: BVZ
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Der ORF sorgte mit seiner Dok1 „Neusiedl ohne See“ für verstimmte Reaktionen von Publikum und Land. Der Burgenland Tourismus ist gar nicht erfreut über die Negativbilder zur besten Sendezeit - noch dazu dystopisch überzogen und im Format einer „Mockumentary“.

„Not amused“ zeigt sich vor allem Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel über die am Mittwoch ausgestrahlte Dok1-Folge „Neusiedl ohne See“. Er kritisiert die zur Primetime ausgestrahlte „Mockumentary“ (ein satirisches Format in der Aufmachung einer Dokumentation; Anmerkung BVZ) - trotz zuletzt deutlich gestiegenem Wasserstand.

Wie wenig erfreut der burgenländische Tourismus über das künstlerische Machwerk von ORF-Star Hanno Settele ist, bringt Tunkel in einem offenen Brief an Settele und ORF-Generaldirektor Roland Weißmann (siehe unten) zum Ausdruck. Die Sendung habe „bei uns, unseren Betrieben rund um den Neusiedler See sowie bei zahlreichen Urlaubsgästen für große Verunsicherung, Verstörung, Ärger und großes Unverständnis gesorgt.“

Tourismus-Gala
Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel vor einem Bild des Podersdorfer Leuchtturms - im Gegensatz zur ORF-"Doku" hier im Wasser.
Foto: Klaus Zwinger

Die Kern der rot-goldenen Kritik: „Um es salopp und vielleicht überspitzt zu formulieren: mit einem bestenfalls als Science Fiction oder Satire zu beschreibenden Format, das der ORF tatsächlich als „Doku & Reportage“ tituliert und im Hauptabendprogramm sendet, werden gerade Arbeitsplätze und Existenzen vernichtet. Mit diesen dystopisch künstlich gestalteten Bilderwelten einer schwarzgemalten ,falschen Realität' haben Sie den Bogen aus unserer Sicht bei weitem überspannt.“

Was war geschehen? Das Format „Dok1“ skizzierte ein dystopisch Zukunftsszenario vom Ende des Neusiedler See: "Hanno Settele will surfen lernen. Es gibt nur ein Problem: Der See ist weg. Ganz weg. Wo einst Fische und Seevögel ihr zuhause hatten, findet Settele nur noch eine brachliegende, ausgetrocknete Steppe vor. Sein Surfbrett kann er da vergessen“, schreibt der ORF im Begleittext. Das plakative Motto: "Kamele statt Karpfen".

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Der ORF provozierte mit Bildern von "Neusiedl ohne See" verstimmte Reaktionen.
Foto: ORFBFILM

Nachdem die heimischen Touristiker schon länger bei jedem Anlass - teils begründet, teils überzogen - „Negativberichterstattung“ und „Bashing“ beklagen, kommen die scharfen Reaktionen auf die „Mockumentary“ nicht überraschend. Der Grat zwischen negativen Fakten und Klick-heischender Hysterie ist tatsächlich schmal, oftmals wird schon die Erwähnung des Wasserstandes in den Sozialen Medien als „Schwarzmalerei“ betitelt. Beim jüngsten Aufreger sind die Kritiker aber besonders laut, prominent und zahlreich.

Veritabler „Shitstorm“ nach Ausstrahlung in den Sozialen Netzwerken

Hört auf mit dieser Nonsense Berichterstattung. Der Wasserspiegel hat sich momentan wieder erholt. In Neusiedl herrschen gute Bedingungen. Das ist kreditschädigend. Manuel Riegelbauer auf der ORF-Facebook-Seite.

Also für gewöhnlich steht Hanno Settele für Qualität. Das heut ist ein Wahnsinn. Und ich will nicht wissen, wie viele Leute dieses Szenario für echt halten. Als Neusiedlerin krieg ich das Kotzen. Tina Richter ebenda.

Freilich gibt es auch lobende Wortmeldungen für die Dok1-Folge - und Kritik an den Reaktionen aus dem Burgenland:

In welcher Gruppe wurde da wieder zu Negativkommentaren aufgerufen? Komischerweise, alles Burgenländer. Auch für Euch gilt, die Wahrheit müsst ihr wohl oder übel vertragen. Monika Winalek ebenda.

Hier finden Sie den offenen Brief des Burgenland Tourismus in vollem Wortlaut: