Gastronom zu Energiepreisen: „Dann dreh ich zu!“

Erstellt am 02. Februar 2023 | 05:06
Lesezeit: 4 Min
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Ansturm auf die Burgenland Energie. Bei der Baumesse in Oberwart war der Stand des Energieversorgers laufend frequentiert.
Foto: Lexi
Die Vorschreibungen der Burgenland Energie landen derzeit bei Firmen und Privathaushalten. Viele bringt das an den Rand ihrer Existenz. Um Abhilfe und Erklärungen zeigt man sich bemüht.
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Wenigstens seinen Humor hat der „Schoko“ noch nicht verloren. Als die BVZ anruft, sitzt Michael Wlaschits gerade über dem Brief der Burgenland Energie mit der Jahresvorschreibung.

Der Klingenbacher Gastronom soll dieses Jahr 95.000 Euro für Strom zahlen, die Gas-Vorschreibung kommt erst. Schoko seufzt: „Bisher hab ich für Strom und Gas insgesamt 26.000 Euro gezahlt. Für Wirte gibt es keine staatlichen Preis-Deckelungen, da hoffe ich sehr stark, dass da vom Bund noch etwas kommt. Ich hab bereits die Küchen-Zeiten reduzieren müssen. Wir sind ein gesunder Betrieb, kommen schon irgendwie durch, aber da werden viele sagen: Wenn ich das wirklich zahlen muss, dann dreh‘ ich lieber zu!“

Seinem Marzer Kollegen Florian Müllner geht es nicht anders: „Wir haben für das heurige Jahr durch die Vorschreibungen einmal das Vierfache an Energiekosten zu zahlen“, berichtet der Chef. Der Gastronom ist mit seinem 50 Zimmer umfassenden Hotel-Restaurant mit Strom, Gas oder Öl Kunde bei mehreren Anbietern.

Unterm Strich werden ihn die Vorauszahlungen anstelle von 40.000 Euro im Vorjahr heuer 160.000 Euro kosten. Wie man das stemmt? Mit Einsparungen und Rücklagen: „Wir hoffen, dass wieder bessere Zeiten kommen.“

Ähnliches hört man von Oberwarts Stadtwirt Raimund Schmidinger, der schon zu Beginn des Winters auf zwei Ruhetage pro Woche umgestellt hat. „Es darf nicht der Sinn sein, dass sich Betriebe das Arbeiten nicht mehr leisten können“, berichtete Schmidinger von der Verdreifachung der Energiekosten auf 60.000 Euro.

Unternehmer und Private machen ihrem Ärger Luft

Zu Wort melden sich aber auch Private und Unternehmer. In Eisenstadt etwa Kommunikationsberater Peter Menasse, dem ein langwieriger Mail-Verkehr mit der Burgenland Energie sauer aufstößt. „Mit welcher Belastung muss ich in diesem Jahr rechnen?“ Auf diese Frage gab es laut Menasse keine konkreten Antworten, sondern nur allgemeine Infos. Mit Preisbeispielen überfordert waren viele Kundinnen und Kunden.

„Sollen jetzt alle Betriebe im Burgenland in den Ruin getrieben werden?“, fragt auch Ontje Meyer-Lange, ein Unternehmer aus Oberschützen, der ab Mai statt 260,40 Euro pro Monat 3.373,60 Euro zahlen soll. Unter dem Hashtag #schlussmitderenergieabzocke rief er auf Facebook dazu auf, den alten und den neuen Teilzahlungsbetrag zu posten: „Vielleicht kapiert dann jemand, dass man einen Preis kurzfristig erhöhen kann, aber dann auch wieder senken.“ Es gehe ja um Winzer, Hotels, Betriebe: „Worauf sind dann die Verantwortlichen noch stolz?“, fragt Meyer-Lange.

Security-Unterstützung für die Kundencenter

Sätze wie diese hört man in den Kunden- und Callcentern der Burgenland Energie derzeit am laufenden Band. Die Beraterinnen und Berater müssen da Geduld aufbringen, Kundinnen und Kunden aber ebenso. Dass man mitunter Security beschäftigen muss, erklärt Sprecher Jürgen Schwarz mit dem Andrang und nicht mit einer etwaigen Bedrohung. Diskutiert wird aber reichlich.

Deshalb schickt der Energieversorger jetzt transparentere Rechnungen aus, wurde versprochen. An der Höhe ändert das freilich nichts. Vorstandsvorsitzender Stephan Sharma erklärte, dass man um die Beratung bemüht sei und ein offenes Ohr für alle habe.

Was aber macht die Pensionistin oder die Familie, die sich Preissteigerungen in diesem Ausmaß nicht leisten können? Auf BVZ-Anfrage heißt es, dass man stets versuche „gemeinsam eine gute Lösung zusammenzubringen“. Härtefälle und Stundungen müssten aber individuell geklärt werden.

Aktiv geworden ist zuletzt die Arbeiterkammer mit Präsident Gerhard Michalitsch: Bei einem runden Tisch mit der Burgenland Energie wurde über die Vorschreibungen diskutiert und Druck für die Wärmepreis-Auszahlung gemacht.