Historischer Leerstand in Neufeld
Historischer Leerstand in Neufeld. Vor zehn Jahren besetzten Neufelder Künstler das Beamtenhaus. Ein „Aktionszentrum“, wie gefordert, wurde daraus aber nicht.
Vor fast zehn Jahren, im Jahr 2012, griffen in Neufeld zwei Künstler zu radikalen Mitteln um der Kunst Raum zu verschaffen: Elke Mischling und Hans Wetzelsdorfer besetzten das leerstehende Beamtenhaus neben dem Fred Szinowatz Kulturzentrum in der Karl Renner Straße.
Ihr Ziel war die Schaffung eines „freien Kunstraums“ namens „Das Grenzwerk“. Dort sollten „künstlerische, kulturelle und gesellschaftspolitische Fragen thematisiert und diskutiert werden“. Doch dieser „Ort der Kunstproduktion und –präsentation, der Kommunikation und Begegnung“, wurde so leider nie zur Realität.
Fast zehn Jahre später erinnert sich Hausbesetzer und Fotograf Hans Wetzelsdorfer an die ambitionierten Pläne der Vergangenheit: „Das Projekt ,Grenzwerk‘ verfolgte die Vision, in einer Galerie zeitgenössische, burgenländische Kunst zu zeigen und burgenländischen Künstlern aller Generationen Ateliers zu bieten.
Pläne für Aktionszentrum „im Sand verlaufen“
Mit Künstler-Kollegin Elke Mischling erarbeitete er ein Konzept für das schon damals jahrelang ungenutzte Gebäude, das baulich direkt an das Kulturzentrum Fred Szinowatz anschließt. Naheliegenderweise dachte man auch ein „Fred Sinowatz Institut“ samt Bibliothek, Archiv und Forschung an. Die Pläne waren eigentlich schon weit fortgeschritten, letztlich „verliefen sie aber im Sand.“
Ein Grund dafür war die Bausubstanz des Gebäudes: Nachdem zuerst ein Sachverständiger das Haus, in dem einst die Beamten der Jutefabrik wohnten, als „sehr baufällig“ einstufte, habe das Kollektiv den Bausachverständigen der Gemeinde hinzugezogen, erinnert sich Wetzelsdorfer. „Der sagte uns dann, dass der Zustand bei weitem nicht so schlimm sei wie ursprünglich angenommen.“ Nach ein paar Ausstellungen und Veranstaltungen im historischen Gebäude — ohne Strom und Wasser — kehrte aber wieder Stille ein.
Scheiterte das Projekt am Geld oder am Interesse der Politik? „Beides. Wenn beides fehlt, ist das natürlich ganz schlecht“, so die lakonische Antwort des Neufelder Künstlers. Somit sei einerseits die burgenländische Kunstszene um ein Aktionszentrum umgefallen, andererseits gibt es somit noch immer keinen Verwendungszweck für das nicht denkmalgeschützte Gebäude. Angedacht waren zwar Lösungen als Schulstandort oder Gemeindeamt — in beiden Fällen entschied man sich in der Gemeinde aber schließlich für einen anderen Weg. Damit blickt das „letzte historische Original der Jute-Fabrik“ auch 2022 in eine ungewisse Zukunft und fristet ein Dasein als Leerstand.