Wiederbelebter Wein: „Muscat de Noir Eisenstadt“

Erstellt am 20. August 2020 | 03:55
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„Für die Stadt Eisenstadt ist es etwas ganz Besonderes – und vermutlich weltweit Einzigartiges –, dass eine Rebsorte nach ihrer Ursprungsstadt benannt ist. Das zeigt, dass Eisenstadt auch schon in der Vergangenheit einen großen Stellenwert als Weinstadt innehatte“, freut sich Bürgermeister Thomas Steiner und bedankt sich bei den Winzern Franz Xaver Lehner (li.) und Erwin Tinhof (re.).
Foto: zVg Stadtgemeinde
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Sorte aus 17. Jahrhundert neu ausgesetzt.

Im 17. Jahrhundert war eine damals sehr seltene Wein-Sorte in Eisenstadt heimisch, der Muscat de Noir oder Schwarzer Muscateller. Beim „Muscat de Noir Eisenstadt“ handelt es sich um eine blaue Traubensorte aus der aber aufgrund der genetischen Struktur kein Rotwein, sondern ein Weiß- oder sehr heller Roséwein mit zarten Muskatnoten vinifiziert wird. Die Rebsorte ist auch Elternteil des Muskat-Ottonel.

Bei Studien an der BOKU entdeckt...

Franz Xaver Lehner entdeckte diese vom Aussterben bedrohte Sorte 2008 bei seinen Studien an der Universität für Bodenkultur (BOKU). Für Lehner ist die Rekultivierung dieser Sorte nicht nur ein Herzensanliegen, „sondern auch ein Lebenswerk. Die Sorte zeigt auch die Bedeutung von Eisenstadt als Weinstadt, in der Gegenwart sowie Vergangenheit. Und vielleicht hat auch schon Joseph Haydn von den Trauben genascht.“

Im ersten Schritt wurden rund 40 Setzlinge aus Frankreich und Deutschland organisiert und in Lehners Versuchsanlage in Eisenstadt ausgepflanzt. Nach achtjähriger Forschungsphase mit Kontrolle der Blüte und des Austriebes sowie der Analyse und Prüfung von Most und mikrovinifiziertem Wein (10 Liter) wurde auf Lehners Betreiben hin am 17. März die Sorte offiziell mit dem Prämiumnamen „Muscat de Noir Eisenstadt“ in die Burgenländische Weinbauverordnung aufgenommen. Damit wurde der Weg frei, diese seltene Rebsorte auszupflanzen.

... am Feiersteig zum Leben erweckt

Vor wenigen Wochen wurden 300 Setzlinge auf der Riede Feiersteig vom Eisenstädter Winzer Erwin Tinhof ausgesetzt. Diese Riede ist einer ältesten und traditionsreichsten Weinbauriede der Stadt und eignet sich deshalb besonders für die Auspflanzung des „Muscat de Noir Eisenstadt“. „Als ich von diesem Projekt erfahren habe, war ich von Anfang an mit Begeisterung dabei. Diese Rebsorte in Eisenstadt auspflanzen zu können, ist wirklich etwas Besonderes. Ich freue mich auf die Arbeit im Weingarten und später im Weinkeller und ganz besonders natürlich auf das erste Glaserl „Muscat de Noir Eisenstadt“, sagt Winzer Erwin Tinhof.

Mit der ersten Lese ist in drei bis vier Jahren zu rechnen. Bis dahin wartet sowohl auf Erwin Tinhof als auch auf Franz Xaver Lehner viel Arbeit in und außerhalb des Weingartens. Denn als nächstes Ziel strebt man auch eine Zertifizierung als Qualitätswein an.