Bursch am Domplatz unter Druck gesetzt

Der Vorfall hatte sich am 31. Jänner 2022 am Domplatz in Eisenstadt ereignet, als die Jugendlichen auf den Bus warteten.
Ein damals 14-jähriger Schüler hatte beobachtet, wie ein anderer Jugendlicher ein Mädchen aus seiner Schulklasse stieß.
Gemeinsam mit einem Freund stellte er den Burschen zur Rede.
Dann kamen noch zwei Jugendliche dazu.
Zu viert den Jugendlichen umringt
Zu viert umringten sie den „Schubser“ und forderten ihn auf, sich bei dem Mädchen zu entschuldigen.
Einer der Burschen klappte ein Messer auf. Der Jugendliche fühlte sich daraufhin bedroht und unter Druck gesetzt und kam schließlich der Aufforderung, sich bei dem Mädchen zu entschuldigen, nach.
Drei der damals Beteiligten hatten von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt wegen des Vorfalls das Angebot erhalten zu einer Diversion mit gemeinnützigen Leistungen erhalten. Sie mussten jeweils 60 Stunden arbeiten, dann wurde das Verfahren gegen sie eingestellt.
Lehrling nahm Diversionsangebot nicht in Anspruch
Der vierte Beteiligte, ein heute 15-jähriger Lehrling, reagierte nicht auf die Einladung der Staatsanwaltschaft, weil er sich auf Urlaub in der Türkei befand.
Dieser 15-Jährige musste sich nun am Mittwoch, 22. März 2023, wegen des Vorwurfs der Nötigung und der gefährlichen Drohung vor Gericht verantworten.
Er bekannte sich nicht schuldig.
Als er den Burschen aufgefordert hatte, sich bei dem Mädchen zu entschuldigen, habe dieser nicht entsprechend reagiert sondern „herumgeschrien“. Dann seien seine Freunde dazugekommen, so der Angeklagte.
„Hatte das Messer nicht in der Hand“
Das Messer - angeblich handelte es sich um eine Attrappe - habe einem der anderen Burschen gehört, er habe es nicht in der Hand gehabt, so der 15-Jährige. Seine drei Freunde hätten aber mit dem Messer hantiert und damit herumgespielt.
„Es gibt ein Foto, da sieht man, dass alle vier um den Betroffenen herumstehen“, berichtete Richterin Gabriele Nemeskeri. Einer der Burschen habe dann noch einmal nachgelegt: „Du hast 20 Sekunden Zeit, dann entschuldigst du dich!“ Daraufhin sei der „Schubser“ zu dem Mädchen gegangen und habe sich entschuldigt.
Richterin: „Druck wurde ausgeübt“
„Ich findes es ja ritterlich, wenn man hingeht und ihn auffordert, sich zu entschuldigen“, erklärte die Jugendrichterin. Aber es sei problematisch, dass auch die anderen dazukamen, den Burschen umringten und ein Messer gezeigt wurde. Dadurch sei Druck ausgeübt worden, so die Richterin, und der Betroffene habe sich gefürchtet.
„Ich hatte das Messer nicht in der Hand!“, empörte sich der Angeklagte. „Wieso werde ich bestraft?“
Klärendes Gespräch soll das Verfahren beenden
„Sie werden ja nicht bestraft“, beruhigte ihm die Richterin. Dem Jugendlichen wurde aufgetragen, ein von Neustart organisiertes klärendes Gespräch mit dem Betroffenen zu führen. Wenn dieser Tatausgleich gelungen ist, wird das Verfahren gegen den 15-Jährigen eingestellt.
„Das ist noch eine milderne Form der Erledigung als bei den anderen drei Beteiligten“, erklärte die Richterin.
Der Jugendliche übernahm daraufhin die Verantwortung für sein Verhalten am Domplatz und nahm den Vorschlag der Richterin an.