Cannabis angebaut um Schmerzen zu lindern

Im Mai 2015 und im Mai 2016 setzte ein Notstandshilfe-Bezieher aus dem Bezirk Eisenstadt Cannabispflanzen an und zog diese bis zur Erntereife heran. 2016 erntete er knapp fünf Kilogramm Cannabis, wie groß der Ertrag ein Jahr davor war, ließ sich nicht mehr feststellen. Nach der Ernte im Herbst 2016 zog er weitere 49 Cannabispflanzen heran, bis die Polizei die Plantage stilllegte.
Rauter: „Hände weg von der Produktion!“
Die 51-jährige Lebensgefährtin goss und pflegte die Pflanzen, als sich ihr Freund im Spital befand. Deshalb stand sie als Beitragstäterin ebenfalls vorige Woche vor Gericht.
Ihr Mandant habe vor zwei Jahren eine Gehirnblutung erlitten und leide unter starken Kopfschmerzen, berichtete die Verteidigerin. Er habe aus die Drogen nicht geraucht, sondern aus den Cannabisblüten ein Öl erzeugt und dieses als schmerzstillendes Mittel konsumiert. „Er bekommt ein Medikament, das den Cannabis-Wirkstoff THC enthält, vom Arzt verschrieben, darf aber selbst produziertes Cannabis nicht konsumieren!“, wunderte sich die Verteidigerin über die Gesetzeslage.
„Ich sah, dass es ihm besser ging, wenn er das Öl nahm“, berichtete die mitangeklagte Lebensgefährtin, die die Pflanzen goss, damit sie nicht verdörrten, als ihr Freund im Spital war.
„Ich weiß, dass es unzulässig ist“, gab der Angeklagte zu. Ein gewisser Stolz auf seinen grünen Daumen erfüllte ihn aber doch. „Die Polizisten sagten, so schöne Pflanzen hätten sie noch nie gesehen!“
Es sei ihm nicht wichtig, „high“ zu werden. Bei den selbst produzierten Mitteln wisse er genau, „was drin ist“. „Schicken Sie den Arzneimittelproduzenten Ihr Rezept, vielleicht stellen sie das her“, empfahl ihm Richter Wolfgang Rauter.
Der Drogenproduzent, der ausschließlich zum Eigenbedarf hergestellt hatte, wurde zu zehn Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, seine Freundin zu drei Monaten auf Bewährung. „Hände weg von der Produktion!“, riet der Richter.