Wie eine Cuvée der Vorfahren

Die erste Erwähnung des Weingutes stammt aus dem 17. Jahrhundert. Generationen später erfasste im Jahre 1838 eine große Hungersnot das Land. Die damalige Familie Muntner hatte fünf Kinder. Vier Kinder fielen dieser Hungersnot zum Opfer, nur ein Stefan überlebte. Von da an heißt bei den Muntners jeder erstgeborene Sohn Stefan.
Was die Liebe eines Großvaters bewirken kann
Die engste Bezugsperson des heutigen Stefan war sein Großvater. Er war es, der ihm seit seiner Kindheit mit all seiner Liebe und seinem Wissen zur Seite stand. Am 1. Jänner 2019 übergab der Großvater dem damals erst 22-Jährigen das Weingut. Stefan Juniors Vater wollte den Betrieb zwar nicht übernehmen, ist seinem Sohn aber nun die größte Stütze, sei es im Weingarten oder bei der Kellerarbeit.

Der Keller ist der ganze Stolz von Stefan. Uralt ist er, das Tonnengewölbe wurde aus den für unsere Gegend so typischen Sandsteinen gemauert. Im Eingangsbereich, in dem der Verkostungsraum untergebracht ist, befindet sich eine beeindruckende Weinpresse aus dem Jahre 1888. Im hinteren Kellerbereich zieren Holzfässer die rechte Seite. Die Vorderseite eines dieser Holzfässer schmückt die Aufschrift: „2020. In ewiger Dankbarkeit meinem Großvater Stefan Muntner“. 2020 deshalb, weil in diesem Jahr der Opa von Stefan leider verstorben ist. An der linken Wand befinden sich gemauerte Nischen, in denen Erinnerungsfotos der Familie stehen, die der Atmosphäre des Kellers eine Seele verleihen.
Immer Zeit für Verkostungen
„Das Allerschönste ist für mich, wenn ich Kunden zu einer Weinverkostung einlade. Unbeschreiblich glücksbringend ist das Gefühl, ihnen alles zu zeigen, zu erklären, näherzubringen und anschließend dabei zuzusehen, wie sie meine Weine genießen. Dafür nehme ich mir gerne viel Zeit“, strahlt Stefan.

Er betreibt das vier Hektar große Weingut hauptberuflich und hat ausschließlich Privatkunden. Seine Familie steht ihm bei sämtlichen Arbeiten unterstützend zur Seite. „Generell gebe ich Arbeiten im Weingut aber nicht gerne ab“, schmunzelt der Jungwinzer. Das ist der Tatsache geschuldet, dass der leidenschaftliche Winzer jede Arbeit seines Handwerks liebt. Das praktische Wissen dafür hat er von seinem geliebten Großvater, das theoretische hat er in der Weinbauschule Klosterneuburg erworben. Während der Schulzeit durfte er Praktika in namhaften Weinbetrieben machen, zum Beispiel im Stift Klosterneuburg, bei Leo Sommer und im Weingut Kaiser in Kleinhöflein.
Die Pandemie war ein großes Problem für das Weingut Muntner. Der Tourismus kam zum Erliegen, viel Kundschaft blieb aus. „Gott sei Dank ist davon nun aber nichts mehr zu spüren“, ist Stefan erleichtert.
Alles dabei: Klassik, Prämium, Reserve
„Ich unterteile meine Produkte in die Klassiklinie, deren Erlös mir zum Leben dient, und in die Premium- und Reservelinie, die meine Leidenschaft sind“, erklärt Stefan Muntner.
Die Klassiklinie besteht aus Grünem Veltliner, Rosé, Welschriesling, Pinot Blanc und Muscat Ottonel in Weiß und dem Zweigelt, dem Sankt Laurent, dem Blaufränkisch und dem Alten Satz in Rot. Der Alte Satz wird aus Trauben eines Weingartens gemacht, dessen Reben 1956 ausgepflanzt wurden. Die Beeren sind altersbedingt schon recht klein, was aber auch einen Vorteil birgt. Bei den Weintrauben beinhaltet die Schale den meisten Geschmack und da bei kleinen Beeren der Schalenanteil größer ist, kommt es zu einer natürlichen Konzentration der Aromen.
Aus „Fekete Varos“ wurde „Black Town“
Die Prämiumlinie beinhaltet zwei Weine, „Black Town“ genannt, ein Chardonnay und ein Pinot Noir. Black Town ist die englische Übersetzung von „Fekete Varos“, dem Namen von Purbach aus der Zeit, als es noch zu Ungarn gehörte.

Zur Reserve-Linie darf sich der aus spontanvergorenen Muskattrauben hergestellte „Stefanus 12“ zählen. Die Zwölf steht für 1912, dem Geburtsjahr des Urgroßvaters. „Bei diesem lasse ich zehn Prozent der schönsten, handverlesenen Muskattrauben mitvergären“, verrät Stefan. Auf dem Etikett ist ein Foto des Urgroßvaters zu sehen. Ein Foto seines geliebten Großvaters ziert den „Stefanus 40“. 1940 erblickte der Opa das Licht der Welt und ihm zu Ehren wird die Köstlichkeit auch getrunken. Eine Cuvée aus Blaufränkisch, Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot.
Das meistverkaufte Produkt ist aber der Rose Frizzante. Anfangs war der Großvater nicht davon angetan diesen Versuch zu starten. Bald ließ er sich aber eines Besseren belehren und erfreute sich an dem gelungenen Tropfen.
