Leiter Lukas Hüller: „Zum Essen kommen, für Kultur bleiben“

Einen „breiten Spagat“ hat sich das Duo Müller und Hüller für die Cselley Mühle vorgenommen. Beim Kulturbetrieb setzt der ehemalige Märchenpark-Chef, Kunstsammler und Hausherr Mario Müller auf seinen neuen künstlerischen Leiter, Lukas Hüller. Der in der Kunstszene bestens vernetzte Fotograf hat vor zehn Jahren die alte Dorfstube in Oggau als Atelier übernommen. Nun ist er auch beruflich im Burgenland verankert.
„Wir brauchen und wollen die lokale Bevölkerung bei uns halten und ihnen etwas besonderes bieten.“ Lukas Hüller
„Wir wollen möglichst vielseitig sein, alleine schon wegen Lage und Location“, erklärt Hüller im BVZ-Gespräch. „Wir brauchen und wollen die lokale Bevölkerung bei uns halten und ihnen etwas besonderes bieten.“ Doch nur mit Einheimischen und Stammgästen wäre die Mühle nicht wirtschaftlich zu führen. „Was es war, wird’s nicht werden“, um es mit dem Motto der Jubiläumsfeiern im Vorjahr zu sagen. So müsse man „von Wiener Neustadt bis Wien schielen“ und neue Gästegruppen erschließen. „Dafür muss man natürlich Akzente setzen und etwas anders machen, als die anderen.“
2022 als Jahr für Experimente und Versuche
Offene Fragen gibt es noch bezüglich des Umbaus und besonders was den Zeitplan angeht. „Kultur und Gastro sollen sich nicht im Weg stehen“, weshalb der Haupteingang zum großen Saal („Stodl“) künftig auf der Rückseite liegen soll. So wären sich die Gäste etwa während eines Weihnachtsmarktes, der bereits fix eingeplant ist, nicht im Weg.
Mehr Fläche bekommt künftig das „Treadwell-Museum“, das im Atelier des verstorbenen Künstlers und Cselley Mühle Gründers, Sepp Laubner, einzieht. Der 85-jährige Nick Treadwell — Galerist, Sammler und „selbst lebendes Kunstwerk“ — zeigt dort seine Sammlung in einer Dauerausstellung. Dazu ist ein Dachboden-Ausbau geplant, der Zugang wird auch hierbei auf die Rückseite übersiedeln. Allerdings: Der Zeitplan für den Umbau ist noch fraglich. „Mario hofft auf eine Fertigstellung noch im heurigen Jahr. Wir werden sehen, ob sich das ausgeht“, bleibt Hüller realistisch. Beim Summer Opening wird jedenfalls erst ein Teil eröffnet, Atelier und Gastro sind bis dahin noch nicht fertiggestellt.
Musikalisch liegt der Fokus künftig auf Funk, Soul, RnB und „World Music“. Ebenfalls neu im Potpourri der Cselley Mühle: Klassik und Volksmusik. „Nicht nur, aber auch. Mit Jürgen Drimal von Radio Superfly habe ich einen kompetenten Partner und Konsulenten ins Boot geholt“, erklärt Hüller.
Mit buntem Musik-Mix den Rahmen sprengen
Es müssen nicht immer die ganz großen Namen sein, meint er, aber die Qualität muss stimmen. „Du kommst zum Essen und bleibst für die Musik“, so die Idee.
Schon konkrete Pläne gibt es in punkto Volksmusik. Beim Summer Opening von 1. bis 3. Juli stehen neben den Tiger Lillies auch die Tamburicca Oslip, der Musikverein Oslip und die Hopfenschwingeram Programm. „Dann setzen wir vermutlich noch einen schrägen dritten Schlusspunkt drauf“, verrät der Fotograf, ohne Namen zu nennen. Ebenso spruchreif sind die Klassik-Pläne, die sich insbesondere an Kinder richten. So wird Markus Simsa Klassik für Kids spielen, auch die holländische Funk-Gruppe „Kraak and Smack“ hat bereits zugesagt. Bei der Afterparty steht dann DJ Jürgen Drimal selbst an den Decks.
„Für nächstes Jahr liebäugle ich mit einem Horrorfilm-Festival zu Halloween“
Generell sollen Events in größere Konzepte eingebunden werden. Für die „Zirkus-Geschichten von Ernst Molden und dem Nino aus Wien wollen wir auch zum Thema passendes Rahmenprogramm sorgen. Ein Highlight wird sicher auch das Halloween-Special, das, ähnlich wie im Familypark, über mehrere Tage gehen soll. Für nächstes Jahr liebäugle ich mit einem Horrorfilm-Festival zu Halloween“, hört man dem Fotografen die Vorfreude an.
Während der finanzielle Aspekt beim Gründungsduo Robert Schneider und Sepp Laubner sich, überspitzt formuliert, darauf beschränkte, ob es sich „irgendwie ausgeht“, sind wirtschaftliche Überlegungen nun keine Nebensache mehr. „Auch wenn sich viele Stammgäste wünschen, dass alles so bleibt, wie es ist — es geht nicht. So ist die Cselley Mühle wirtschaftlich nicht führbar“, schätzt Hüller und rechnet vor.
„Muss natürlich wirtschaftlich laufen“
Die „Mü“ verfügt über 450 Sitz- bzw. 800 Stehplätze. „Wenn man die Ausgaben und die Ticketpreise gegenüberstellt sieht man: das ist ein schmaler Grat.“ Die knappe Kalkulation will man künftig quasi dadurch aushebeln, dass man Events in größere Veranstaltungen inkludiert und „etwa Kabarettgäste nachher und vorher auch noch für die Gastro gewinnt“, hofft der künstlerische Leiter.
Für Stammgäste und vor allem Jugendliche gibt es gute und schlechte Nachrichten: „Die Klassiker zu Ostern, Weihnachten und Schulschluss bleiben. Stefan Mayer, der die Veranstaltungen konzipiert und geleitet hat, ist weiterhin in unserem Team tätig“, verspricht er Kontinuität. Auch Electronic für Jugendliche soll bestehen bleiben, hierbei setzt Hüller auf Hilfe von Tom Pronai, der ebenfalls der „Mü“ erhalten bleibt und mit jungen „Locals“ den „Club raum“ (kleinen Saal) bespielen soll.
„Wie, wo und in welcher Form ist aber noch offen. Wir werden bereits überhäuft, alles wird nicht gehen. Jugendkultur wird bei uns jedenfalls fortbestehen. Nur die Intensität ist noch offen.“