Aus der Covid-Station: „Muss ich jetzt sterben?“

Erstellt am 03. Dezember 2020 | 04:55
Lesezeit: 5 Min
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Im Dauereinsatz. Stationsleiter DGKP Danny Kopp in voller Schutzausrüstung vor Betreten eines Zimmers der Covid-Station im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt.
Foto: zVg BB/Schmirl
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Ein erfahrener Eisenstädter Diplomkrankenpfleger spricht mit der BVZ über die Herausforderung für Mitarbeiter und die (oft auch noch jungen!) Patienten.

Der Eisenstädter Danny Kopp ist Stationsleiter der Covid Ambulanz und Station I im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt. Er ist seit 16 Jahren Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger und seit 10 Jahren im Krankenhaus Eisenstadt. Die Herausforderungen durch Corona sind aber selbst für ihn völlig neu.

BVZ: Wie kann man sich den Betrieb in der Covid Ambulanz und auf der Covid Station vorstellen?

Ich hab kein Verständnis, wenn ich immer noch von Feiern höre. Das muss nicht sein. Wir sehen es auf der Station, dass auch junge Menschen schwer erkranken können.

Danny Kopp: Jeder Tag und jede Nacht ist herausfordernd, insbesondere weil die Covid-Symptome und Krankheitsverläufe so unterschiedlich sind. Das stellt das gesamte Team ständig vor neue Herausforderungen.

Wie ist das Patientenaufkommen?

Kopp: Wir merken schon stark, dass das Patientenaufkommen in der Covid-Ambulanz und auch auf den Stationen in den letzten Wochen gegenüber Anfang Oktober sehr stark gestiegen ist. Dabei ist zu bedenken, dass es auch beim Pflegepersonal Ausfälle durch Covid19 gibt, die Versorgung der Patienten ungehindert für 24 Stunden sicher gestellt sein muss.

Wie läuft ein Dienst auf der Covid-Station ab?

Kopp: Maskentragen ist immer noch ungewohnt und das ständige An- und Ausziehen der Schutzkleidung ist aufwendig. Wenn ich einen Patienten im Zimmer betreue, dann muss ich die komplette Schutzausrüstung anziehen: Haube, Brille, Maske, Handschuhe, Schutzkittel.

Beim Verlassen des Zimmers ziehe ich die Schutzkleidung aus und desinfiziere die Hände. Wenn ich in das nächste Zimmer gehe, muss ich mich wieder komplett neu ankleiden.

Wie oft müssen Sie sich dabei umziehen?

Kopp: Bei jedem Patientenkontakt müssen wir die entsprechende Schutzkleidung neu anziehen! Jetzt können wir nicht, wie früher, von Zimmer zu Zimmer gehen, um schnell kleine Handgriffe zu erledigen, wenn der Patient Hilfe benötigt. Jetzt muss jeder der Patientenkontakt noch besser geplant werden.

Ich bereite mich vor jedem Patientenkontakt vor, dass ich alles erforderliche beisammen habe. „Ich geh kurz raus und hole etwas“ – das geht jetzt nicht.

Dürfen Patienten das Zimmer verlassen?

Kopp: Nein, die Patienten dürfen das Zimmer nicht verlassen. Und das macht die Situation auch für die Patienten besonders, vor allem in den Einzelzimmern. Da ist der Patient oft stundenlang alleine. Es fehlen die sozialen Kontakte, es gibt keinen Zimmerkollegen mit denen man sich unterhalten kann. Es ist also auch für die Patienten eine riesige Herausforderung.

Haben die Patienten Angst?

Kopp: Es gibt spürbare Ängste. Oft werden wir gefragt: Wie geht es mit mir weiter? Schaffe ich das? Was kommt noch auf mich zu? Das Alter spielt dabei keine Rolle. Wir haben auch junge Patienten die uns fragen, ob sie jetzt daran sterben. Es ist die Situation auch ungewohnt. Alle sind in voller Schutzausrüstung. Die Patienten erkennen unser Gesicht nicht, das hinter Maske und Schutzbrille kaum zu sehen ist.

Wie können die Patienten mithelfen?

Kopp: Die Patienten können uns unterstützen und mithelfen, indem sie alle Wünsche, Sorge, Ängste und was benötigt wird äußern, wenn die Pflegekraft da ist. Wenn ich raus gehe und der Patient läutet sofort wieder, dann muss ihm bewusst sein, dass ich mich wieder komplett neu ankleiden muss. Das nimmt jedes Mal Zeit in Anspruch.

Wie ist die Stimmung im Team?

Kopp: Auch wenn wir Schutzkleidung tragen, die Sorge der Ansteckung ist immer noch da. Auch wir haben Familien zu Hause. Für das gesamte Krankenhauspersonal riesige Herausforderung. Es funktioniert aber nur, weil alle Berufsgruppen zusammenhalten. Von der Reinigung über Pflege bis zu den Ärzten. Zusammenarbeit ist in so einem Moment extrem wichtig.

Alleine ist man nie so stark wie im Team.

Wir können auch bei Bedarf psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. In diesen Gesprächen können wir Ausgleichssituationen schaffen und Unterstützung finden.

Erfreuliches Erlebnis:

Wir hatten vor einiger Zeit einen sehr schweren Fall auf der Station. Dieser Patient hat die Krankheit gut überstanden hat. Solch ein Erfolg motiviert uns, wenn wir sehen, dass wir gute Arbeit geleistet haben.

Welche Botschaft möchten Sie den BVZ-Lesern noch mitgeben?

Kopp: Auch wenn es immer noch belächelt wird bitte haltet Euch an die vorgegebenen Maßnahmen. Die Krankheit ist nicht zu unterschätzen. Bitte schränkt Eure Kontakte ein, tragt die Schutzmaske. Jeder kann seinen Beitrag leisten und soll es auch tun. Ich habe kein Verständnis, wenn ich immer noch von Feiern höre. Das muss nicht sein. Wir sehen es auf der Station, dass auch junge Menschen schwer erkranken können, die das vorher nicht gedacht haben und wo es um sehr viel geht.

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