Der Traum vom Oberberg-Tunnel

Erstellt am 24. September 2020 | 04:45
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„Land darf Gemeinden nicht im Stich lassen“, fordert Eisenstadts ÖVP-Bürgermeister Thomas Steiner.
Foto: BVZ
Beim Auftakt der Interview-Reihe erklärt Thomas Steiner, wie Eisenstadt grüner, sportlicher und weniger verdichtet werden soll.
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Zum Start der Interview-Reihe zum Stadtentwicklungsplan, sprach die BVZ mit Bürgermeister Thomas Steiner. In den nächsten Wochen folgen SPÖ, FPÖ und Grüne.

BVZ: Wie wird Eisenstadt im Jahr 2030 aussehen?

Thomas Steiner: Es wird eine wunderschöne, lebenswerte Stadt sein, in der auf jeden Eisenstädter gemäß Stadtbaumkonzept ein Baum kommt. Es soll auch genug Freiraum für Sport und Erholung geben.

Wird bis dahin die 20.000 Einwohner-Marke geknackt?

Steiner: Nein, wenn die Entwicklung so weitergeht, werden wir bei etwa 16.500 sein – genau die Anzahl, für die wir Bäume vorgesehen haben.

Wenn Geld keine Rolle spielen würde: Welches Projekt würden Sie als erstes umsetzen?

Steiner: Es gibt Projekte, die kostenintensiv sind, von denen man nur träumen kann. Eines wäre sicher, den Oberberg zu untertunneln, ihn autofrei zu machen und ihm damit eine Entwicklung zu ermöglichen.

Werden wir bis 2030 einen Zug nach Wien haben?

Steiner: Das Thema diskutieren wir seit Jahrzehnten. Wir haben jetzt schon eine direkte Verbindung nach Wien über Neusiedl, da fährt man 80 Minuten. Geschwindigkeit gewinnen wir eher beim Ausbau der Schleife Ebenfurth. Aber auch wenn alles passt, erreichen wir Wien nicht unter 45 bis 50 Minuten. In Summe ist die Öffi-Anbindung mit den Bussen und dem Stadtbus schon sehr gut.

Soll der Stadtbus zukünftig auch Nachbargemeinden anfahren?

Steiner: Das ist eine Vision, die wir schon haben. Es gibt auch Interesse von Nachbargemeinden. Am Ende des Tages geht es aber schon darum, wer die Kosten trägt und ob das Land kofinanziert. Möglich ist es, das haben wir im vergangenen Jahr bei einem Test gezeigt.

2019 haben ja nicht alle Anrainer-Gemeinden mitgemacht.

Steiner: Das ist natürlich eine Frage des politischen Willens. Ich glaube schon, dass die Zeit reif dafür wäre.

Wie kann der Verkehr in Eisenstadt nachhaltiger werden?

Steiner: Ein Ziel ist, neue Radwege zu errichten. Derzeit gibt es Gespräche über Radwege nach Siegendorf und Großhöflein, wir sind auch gerade dabei, mit dem Land den Radweg entlang der Rusterstraße neu zu machen. Wo kein Radweg möglich ist, wollen wir 30er-Zonen errichten, da bei dieser Geschwindigkeit der Radverkehr relativ gefahrenlos und gut mit dem Autoverkehr mitfahren kann. Derzeit sind etwa 80 Prozent der Straßen 30er-Zonen. Eine weitere Herausforderung ist die Topografie der Stadt. Wir haben einige steile Anstiege, hier sehe ich großes Potenzial bei E-Bikes. Wir unterstützen daher den Ankauf mit 150 Euro, das wird sehr gut angenommen.

Wie kam es zu dem Baustopp-Beschluss?

Steiner: Wir haben bereits in der Planungsphase beim Bau der Kirchäcker Ost einen zweijährigen Baustopp erlassen und beste Erfahrungen damit gemacht: Dort entsteht ein Musterbeispiel moderner Stadtentwicklung. Nun haben wir aber gemerkt, dass es die Tendenz gibt, dass Investoren Einfamilienhäuser kaufen und dort verdichteten Wohnbau betreiben wollen. Ein Extrembeispiel: Auf einem 600m2 Grund sollen zwei Doppelhäuser mit vier Wohneinheiten entstehen – das passt einfach nicht. Daher haben wir den Baustopp erlassen, um eine zentrale Frage zu klären: Wie viel Quadratmeter brauche ich pro Wohneinheit? Die Grundstückspreise zu senken gelingt mit einem Baustopp sicher nicht und ist auch nicht der Sinn dahinter.

Was ist darüber hinaus bei der STEP-Evaluierung wichtig?

Steiner: Die Verbindlichkeit. Der STEP ist selbstbindend – also freiwillig –, daher soll er in weiterer Folge eine rechtsverbindliche Verordnung werden.

Was sind Ihre Ziele für die Gemeinderatswahl 2022?

Steiner: Bis dahin gilt es noch einige Großprojekte umzusetzen wie das Stadtbaumkonzept oder die Sanierung des Allsportzentrums, da bleibt keine Zeit, sich über Wahlen großartig Gedanken zu machen. Ich bin aber optimistisch, dass die Menschen honorieren, was es an positiven Entwicklungen gegeben hat.

Was sind Ihre Lieblings-Projekte gewesen und wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?

Steiner: Es gibt noch einige Herausforderungen, wie die starke Bevölkerungsentwicklung, das Dauerthema Verkehr, die Verbesserung der Infrastruktur in der Innenstadt und die Kinderbetreuung. Dass wir wegen der Einnahmenentfälle durch Corona nach drei Jahren Schuldenabbau wieder ein Darlehen aufnehmen mussten, tut mir besonders weh. Aber wenn ich in der Leichtathletik-Arena Kinder spielen oder in der FuZo die vielen Menschen bei Music in the City sehe, geht mir das Herz auf und ich sehe, dass es die Mühe wert war.

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