Justizwachebeamten bedroht: Häftlinge griffen ein

Am 2. Juli 2021 wollte ein 31-jähriger Häftling einfach weg aus der Justizanstalt Eisenstadt. „Geben’S ma den Schüssel!“, forderte er den diensthabenden Trakt-Kommandanten auf.
Dann schlug der Insasse zu.
Am Freitag der Vorwoche wurde der 31-Jährige von vier Justizwachebeamten aus der Justizanstalt Stein ins Landesgericht Eisenstadt gebracht, wo ihn Richterin Birgit Falb zu dem Vorfall Anfang Juli befragte.
Er sei gelernter Tischler, berichtete der Angeklagte, aber wegen des Alkohols auf die falsche Bahn geraten.
Acht Verurteilungen sind im Strafregister des 31-Jährigen vermerkt, in der Justizanstalt Eisenstadt sollte er die zuletzt verhängte Strafe verbüßen. Zehn Monate hätte er noch vor sich gehabt.
Im Gefängnis galt er als ruhiger, fleißiger Häftling. Bis zum 2. Juli 2021, als er die Justizanstalt plötzlich verlassen wollte.
„Ich war in der Tischlerei tätig, da gab es nur mehr Stress und Streit“, berichtete der Angeklagte.
Von einem Tag auf den anderen habe er seine Psychopharmaka abgesetzt. Er sei „unter Strom gestanden“.
Am Tag des Vorfalls trat er aus seinem Haftraum im gelockerten Vollzug heraus, ging zur verschlossenen Türe des Zellentraktes und rüttelte daran.
„Das sah ich im Dienstzimmer auf der Überwachungskamera“, berichtete der Abteilungskommandant. Er habe den Häftling zur Rede gestellt. Dieser holte aus und versetzte dem Justizwachebeamten einen Faustschlag aufs linke Ohr.
„Ich war benommen, gab Alarm und bekam noch mit, wie er ein Messer zog“, schilderte der Justizwachebeamte den weiteren Verlauf.
Das Überwachungsvideo zeige, so die Richterin, wie der Häftling am Gang herumlief und mit einem zugeschliffenen Buttermesser seine Mithäftlinge bedrohte.
Richterin: „Ein schöner solidarischer Akt“
Diese kamen dem Justizwachebeamten zur Hilfe. „Ein schöner solidarischer Akt!“, lobte Richterin Birgit Falb dieses Eingreifen.
Zwei Mithäftlingen fügte der 31-Jährige am 2. Juli mit dem Messer leichte Kratzer zu, einem dritten versetzte er einen Fußtritt.
Es gelang den Insassen aber, den Wütenden mit Hilfe von Sesseln zu Boden zu ringen. Als die Einsatzgruppe der Justizwache eintraf, war schon alles vorbei.
„Was war Ihr Plan?“, fragte die Richterin den Angeklagten.
„Es war ein Hilfeschrei, weil es mir nicht gut ging“, sagte der Häftling.
Der gelernte Tischler wurde zu weiteren 22 Monaten Haft verurteilt.
„Bei nicht geständiger Verantwortung wäre die Strafe noch wesentlich höher ausgefallen“, sagte die Richterin.
Der Häftling nahm das Urteil an.