Zuckerbäckerin Lena Zachs: Süßer Traum wurde wahr

Jungen Leuten wird ja oft der Zug zum Tor abgesprochen. Arbeitswille und Unternehmergeist fehle ihnen, sie säßen lieber jahrelang auf der Uni und danach in sinnlosen Büro-Jobs. Aber wer so etwas sagt, hat Lena Zachs noch nicht getroffen. Die BVZ hat das schon – und hier ist ihre Geschichte.
„Die Oma hat die Hände zusammengeschlagen“
Vor drei Jahren maturierte Lena am Gymnasium Mattersburg, fast ausschließlich mit der Note „Sehr Gut“. Beste Voraussetzungen also für eine akademische Karriere, wie sie schon Vater Mattias – ein Doktor der Rechtswissenschaft absolviert hatte. Aber das Studienangebot begeisterte sie wenig. „Studierst halt irgendwas“, denken sich in so einer Situation die meisten. Nicht so Lena, sie erinnerte sich an ihre Faszination, als sie vor der Matura bei der französischen Konditorei „Crème de la Crème“ in der Wiener Josefstadt ein Ferialpraktikum machte. Nun genügte ein Anruf, der Meister bot ihr eine Lehrstelle und aus Lena wurde ein Lehrling. „Die Oma hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Für die war klar, dass ich studieren gehen musste.“ Stattdessen drückte Lena die Schulbank in der Berufsschule. Zwei Jahre später – ein Lehrjahr wurde ihr für die Matura angerechnet – bestand sie die Konditorei-Gesellinnenprüfung.
Naschen am Fluss mit Freunden aus aller Welt
Der nächste Schritt war ein großer, er reichte nämlich bis nach Paris. Dort machte Lena eine viermonatige Pâtissière-Ausbildung bei der weltberühmten Akademie „Ferrandi“. Wien war ihr zu klein geworden: „Frankreich ist schon ein anderes Level als Österreich, vom Stil her ganz anders. Bei uns hätte ich das so nicht lernen können.“
Der Umstieg vom kleinen Marz ins große Paris war natürlich nicht einfach: „Die Menschenmassen und die riesigen Häuser! Bei uns ist alles klein, grün, flach. Wien war schon ein enormer Unterschied, aber Paris noch einmal die Steigerung. Ich war überwältigt, bin wie durch einen Traum gewandelt.“
Das Lernumfeld war sehr international, erinnert sich Lena gerne zurück. Der Ruf der Französischen Küche lockte Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt nach Paris, gesprochen wurde auf Englisch. „Ich bin meinem Lehrer aber auf die Nerven gegangen, dass er mit mir Französisch redet. Vorher konnte ich nichts, jetzt kann ich es ganz gut.“

Zurück im Burgenland mit einer süßen Mission
„Das beste an Paris ist, dass man überall so tolle Süßigkeiten finden, sich einfach an den Fluss setzen und sie genießen kann“, ist Lena nostalgisch.
Einen Fluss haben wir hier auch, die Süßigkeiten, die über die klassische Wiener Konditorei-Schule hinausgehen, muss sie nun selber machen. Die großmütterliche Küche hat sie dazu in eine Pâtisserie verwandelt. Das ist praktisch, denn im Garten stehen 40 Obst- und Nussbäume, deren Früchte Lena für ihre Kreationen verwendet. Lena achtet sehr streng auf Regionalität und Saisonalität: „Ich kaufe Honig und Eier von Bauern aus dem Bezirk, Weizen und Milch aus Österreich. Kakaobohnen wachsen bei uns zwar noch keine, aber ich kaufe die Schokolade nur von Zotter.“
Großer Erfolg – mit Vermittlungsbedarf
Lenas Kreationen – Torten, Tarts, Kekse, Éclairs, Macarons und Pralinen – gibt es bei ihr ab Hof, auf lenazachs.com und exklusiv in der Cucina Nostra im Parkhotel Eisenstadt. Der Erfolg gibt Lena recht, bestätigt Parkhotel-Chef Michael Novak: „Ich habe schon länger etwas Kleines aber Hochwertiges für die Nachspeise gesucht. Matthias Zachs hat mir von Lena erzählt, wir haben die Pralinen ausprobiert und wir und die Gäste waren sofort begeistert. Wir bieten sie mit hochwertigen Bränden an, man muss die burgenländischen Gaumen ja erst an die französischen Kunstwerke heranführen.“
Papa Matthias ist stolz: „Ich hab Lena bestätigt: Ich hab einen Elektriker in der Firma, der ist so gut, dass er sich vor Aufträgen kaum erwehren kann. Dem geht es finanziell besser als vielen Studierten.“
Stolz ist auch etwas, das Lena in Frankreich gelernt hat: „Die Franzosen haben den Ruf, eingebildet zu sein. Sie sind aber nicht arrogant, sie sind überzeugt, sind stolz auf ihr Können – und das zu Recht.“