Rathaus plant "Hauptstadt 2.0"

Die BVZ sprach mit dem Verantwortlichen für die Digitalisierungs-Strategie der Stadt, Sebastian Handler.
BVZ: Was ist Ihr persönlicher Bezug zum Thema Digitalisierung? Wie hat diese Ihr Leben geprägt, verändert oder sogar gebessert?
Sebastian Handler: Ich komme aus der Generation, die im Wechsel zwischen analoger und digitaler Welt aufgewachsen ist. Ich kenne sowohl noch das verkabelte Festnetztelefon, als auch das charakteristische Einwählgeräusch eines 56k-Modems und meine erste E-Mail-Adresse habe ich während des Informatik Unterrichts im Gymnasium eingerichtet. Landläufig würde man mich wohl als Eingeborenen in der digitalen Welt bezeichnen.
Wie ist der Entschluss entstanden, dass die Stadt eine Digitalisierungsstrategie einrichten will?
Handler: Die konkrete Arbeit an der Entwicklung der Strategie begann im Sommer 2019. Der Entschluss dazu war einfach: Als Landeshauptstadt und als Behörde hat man hier eine gewisse Vorbildfunktion. Die Welt wird digitaler und der Magistrat als Amt kann sich davor nicht verschließen, sondern will offensiv vorne mit dabei sein. Im österreichweiten Vergleich mit Städten derselben Größenordnung nimmt Eisenstadt mit der umfassenden Digitalisierungsstrategie eine Vorreiterrolle ein.
Was sind die Ziele der Digitalisierungsoffensive?
Handler: Bürgermeister Steiner hat es in seinem Statement bei der Präsentation sehr treffend formuliert: Wir wollen eine Digitalisierungsstrategie mit menschlichem Antlitz. Soll heißen: Nicht digital um jeden Preis, sondern als Zusatzangebot für die Bevölkerung. Wir wollen Amtswege anbieten, die bequem und jederzeit von zuhause aus gemacht werden können. Aber natürlich steht dem persönlichen Kontakt im Rathaus nichts entgegen. Ein erster wichtiger Schritt beispielsweise wird die Umsetzung der städtischen Online-Formulare sein.
Welches Ziel ist Ihnen persönlich ein Anliegen?
Handler: Gerade die Corona-Krise hat hier viele Erkenntnisse gebracht – sowohl was die Amtswege der Bürgerinnen und Bürger betrifft, als auch die Arbeitsabläufe innerhalb des Magistrats. Mein Ziel ist es, Maßnahmen umzusetzen, die im Falle einer eventuellen zweiten Welle im Herbst die mobile Arbeit (Teleworking, Homeoffice) erleichtern und die interne Kommunikation weiter verbessern.
Wie kann Bürgerbeteiligung an politischen Prozessen der Stadt durch Digitalisierung erleichtert und verbessert werden?
Handler: Bürgerbeteiligung wird in Eisenstadt schon seit einigen Jahren groß geschrieben, so wurde zum Beispiel der Stadtentwicklungsplan „Eisenstadt 2030“ von der Bevölkerung miterarbeitet. Hier gibt es in den nächsten Jahren sicherlich viele interessante Entwicklungen, die Bürgerinnen und Bürger noch besser einzubinden.
Welche städtischen Dienste sollen in Zukunft per Handy nutzbar sein? Können wir in Zukunft City-Taxi und Bus per Handy bezahlen?
Handler: In der Digitalisierungsstrategie haben wir einige Maßnahmenpakete ausgearbeitet, die das Angebot der Stadt aufs Smartphone bringen sollen. Ich möchte hier der Entwicklung nicht vorgreifen. Aber natürlich ist es wünschenswert ein geeignetes System zu finden, das es ermöglicht Eintrittsgelder, Tickets und so weiter schnell und einfach zu bezahlen.
Reizthema Datenschutz: Wie geht die Stadt beim Digitalisierungsprojekt damit um?
Handler: Wir sind hier an den rechtlichen Rahmen der Datenschutzgrundverordnung gebunden. Die Abwicklung der Online-Services läuft hier über einen eigenen Formularserver, der auch in anderen öffentlichen Einrichtungen des Bundes und Landes zum Einsatz kommt. Wir können hier also auf ein bestehendes und erprobtes System zurückgreifen.
Wie wird Kommunikation und Medienkonsum der Eisenstädter in 20 Jahren aussehen?
Handler: Wie genau sie aussieht, ist nur schwer zu beantworten. Die digitale Entwicklung schreitet schnell voran und kann übermorgen schon wieder ganz anders aussehen als wir uns das gestern gedacht haben. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass wir miteinander kommunizieren werden und Medien konsumieren werden. Persönlich wünsche ich mir, bei all den begrüßenswerten Fortschritten, auch in 20 Jahren noch ein Buch und eine Zeitung in Händen zu halten und die „analoge Unterhaltung“ im Kaffeehaus zu finden.