Doskozil mischt Wahlkampf auf

BVZ: Wieso hat das Land das Hotel Burgenland-Gebäude nicht gekauft?
Hans Peter Doskozil: Es gab dazu Überlegungen gemeinsam mit Investoren, die wir an Bord geholt hätten. Unsere Grenze wäre bei 10 Millionen Euro gewesen, gezahlt wurden letztendlich 15 Millionen, der Preis ist deutlich überhöht.
Charlotte Toth-Kanyak: So wie die Preise in Eisenstadt generell, für junge Menschen sind diese nur noch schwer leistbar, hier gegenzusteuern ist eines meiner wichtigsten Anliegen.
Apropos Preise in Eisenstadt: Wie ist da Ihre Sicht als Südburgenländer darauf?
Doskozil: Im Süden ist es so, dass die Gemeinde Grund kauft und günstig an die Gemeindebürger weitergibt. Das verhindert das Preistreiben von privaten Investoren.
Sollte das in Eisenstadt auch so gemacht werden?
Toth-Kanyak: Natürlich. Wir wollen, dass die Kleinhöfleiner Langau nicht an Siedlungsbau-Konzerne verkauft und das Negativ-Beispiel aus St. Georgen hier wiederholt wird. Die Allee darf nicht umgeschnitten werden, sondern die Gründe sollten günstig an die Kleinhöfleiner weitergegeben werden.
Doskozil: Ich verstehe nicht, wieso sich ein Bürgermeister hier dagegen verwehrt. Da wird auf Blockbauten gesetzt, die ja mittlerweile auch unleistbar sind. Wir haben 2, 3 Grundstücke in Eisenstadt im Auge, wo wir mit der Landesimmobilien-Tochter Reihenhäuser und Siedlungen bauen und den Eisenstädtern zuerst anbieten. Diese brauchen keine eigenen Finanzmittel. Es wird keine Aufschläge zum reinen Baupreis geben und auch die Finanzierung kann flexibel gestaltet werden. So soll sich eine Jungfamilie Eigentum auch leisten können. Das wird der gleiche Preis in Eisenstadt wie im Südburgenland sein, die Baukosten sind ja – ohne Grundstückskosten – die gleichen.
Toth-Kanyak: Sozialer Wohnbau bedeutet für mich auch, dass man nicht aufs Auto angewiesen ist, um seinen Alltag erledigen zu können.
Was sind Ihre Meinungen zum Eisenstädter Verkehr?
Doskozil: Das Verkehrskonzept ist eine Katastrophe. Kaserne, Landhaus, KUZ und FuZo zu verbinden, ergibt städtebaulich einen Sinn, etwa mit einer Fußgeherzone, unser Vorschlag dazu ist von der Stadt aber abgelehnt worden. Wir denken wir als ersten Schritt eine Tiefgarage am Kurzwiese-Parkplatz an, primär für Landhaus-Mitarbeiter, aber es wird günstige Parkmöglichkeiten für die Öffentlichkeit geben. Das wäre ein erster Schritt zur Lösung der Verkehrsproblematik. Wie lange das dauert, hängt davon ab, wie lange die Stadt für die Genehmigung braucht.
Da war ja auch das Landhaus 3 geplant. Bürgermeister Thomas Steiner hat sich oft dagegen ausgesprochen. Wie ist die Zusammenarbeit?
Doskozil: Da stehen oft Eitelkeiten im Weg. Als die Stadt den Fördervertrag mit der FH gekündigt hat, wollte Steiner das nur zurücknehmen, wenn vertraglich festgehalten wird, dass er zu jeder Pressekonferenz eingeladen wird. So eine geballte Eitelkeit hab ich in ganz Österreich noch nicht erlebt. Diese fordert oft Opfer: Wir planen seit Jahren ein Seniorenzentrum mit 12 Plätzen für Menschen mit Sonderbetreuungsbedarf. Die Finanzierung steht, die Organisation ist mit der Caritas abgesprochen. Aber am Magistrat scheitert es.
Wie viel Wachstum verträgt Eisenstadt?
Doskozil: Die Stadt ist natürlich begrenzt und die Grenze ist bald erreicht. Jetzt soll die Lebensqualität erhöht werden.
Toth-Kanyak: Dazu braucht es endlich ein Verkehrs-Gesamtkonzept. Radfahren darf nicht nur ein Wahlkampfthema sein. Der Pendlerverkehr ließe sich durch Parkmöglichkeiten am Stadtrand auch leicht abfangen, wenn es von dort praktische Möglichkeiten gibt, mit dem E-Bike oder E-Bus in die Stadt zu kommen.
Doskozil: Sport- und Jugendinfrastruktur an den Stadtrand zu drängen, schafft nur noch mehr Verkehr.
Zum Wahlergebnis: Erleben wir Bürgermeisterin Toth-Kanyak?
Toth-Kanyak: Das ist das oberste Ziel, entscheidend ist aber, dass wir mit den anderen Oppositionsparteien die Absolute der ÖVP brechen.
Doskozil: Ich gehe davon aus, dass wir zulegen. Eine Gemeinde aus dem Stand umzudrehen ist natürlich schwer.
Es heißt, das schwierigste politische Amt im Land, ist SPÖ-Eisenstadt-Chef, weil man zumindest geografisch den LH im Gnack sitzen hat. Stimmt das?
Doskozil (lacht) : Nein!
Toth-Kanyak: Derzeit versucht die Stadt, das Land nur zu blockieren, ich würde als Bürgermeisterin wesentlich besser mit dem Land zusammenarbeiten.