Mörbischer Projekt für Generationen

Es ist kein Mörbischer Phänomen: Kassenärzte am Land scheinen vom Aussterben bedroht. Häufig meldet sich auf Ausschreibungen kein einziger Interessent, laut Ärztekammer seien die Rahmenbedingungen — zu viele Patienten, zu wenig Zeit, höhere Bezahlung in anderen Bereichen — in der Regel nicht attraktiv für junge Ärzte.

„Demnächst geht unser Gemeindearzt Doktor Schriefl in Pension, wir haben schon frühzeitig eine Stelle ausgeschrieben. Aber ohne Erfolg“, schildert Bürgermeister Markus Binder das Problem in seiner Gemeinde. „Bevor es zu spät ist“ hat der Ortschef nun in einer Studie die Möglichkeit eines „Generationenhauses ausloten“ lassen.
Das Projekt scheint durchaus ambitioniert: Im unteren Stock soll eine etwa 170 Quadratmeter große moderne Arztpraxis entstehen, hinzu kommen zehn Wohneinheiten. „Um den älteren Menschen in Mörbisch professionelle Pflege im Ort zu ermöglichen, soll hier auch betreubares Wohnen Platz finden“, erklärt Binder.
Wenn sich zu wenige ältere Interessenten finden — was bei der burgenländischen Bevölkerungsstruktur eher unwahrscheinlich wirkt — sollen die Wohnungen auch an junge Mörbischer als Starterwohnungen vergeben werden. Vorgesehen ist auch ein Gemeinschaftsraum für Seniorentreffs sowie öffentliche WC-Anlagen.
Standort hinter dem Feuerwehrhaus
Als Standort für das Projekt hat der Bürgermeister den Grund hinter dem Feuerwehrhaus anvisiert. Dieser ist bereits als Bauland gewidmet und befindet sich im Gemeindeeigentum.
Die Kosten sind aktuell noch offen, da man erst am Beginn der Planung stehe. Das Generationenhaus würden den Finanzrahmen der Gemeinde aber wohl sprengen, weshalb man eine ungewöhnliche, aber vielversprechende Vorgehensweise vorsieht: Der Grund bleibt im Gemeindebesitz, statt des Verkaufs wird ein Baurechtsvertrag mit einer Genossenschaft abgeschlossen. Diese baut das Gebäude auf Gemeindegrund, die Gemeinde mietet es nach Fertigstellung und vermietet die einzelnen Wohneinheiten und die Arztpraxis schließlich weiter.
„So soll wichtiges Bauland in Gemeindeeigentum bleiben, gleichzeitig aber die Gesundheitsversorgung sichergestellt und leistbarer Wohnraum geschaffen werden“, ist Binder überzeugt.
Beim Baustil lege man hohen Wert darauf, dass „sich das Gebäude baulich gut in die Umgebung einfügt.“ Bisher handelt es sich noch um eine grobe Zukunftsstudie. Schon im Herbst 2023 könnte allerdings mit der Umsetzung dieses „zukunftsweisenden Projektes“ begonnen werden, sofern von allen Seiten (Gemeinderat, BH, Land) grünes Licht kommt.