Gebete an der Heiligen Stiege

Ein symbolträchtiges und eindrucksvolles Zeichen des Zusammenstehens der Christen aller Konfessionen in der aktuellen weltweiten Not der Covid-Pandemie wollen die Kirchen im Burgenland am Karfreitag geben: Der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics und der burgenländische Superintendent Manfred Koch werden am Karfreitag zur Todesstunde Jesu an der historischen Heiligen Stiege in Forchtenstein – sie ist außer jener in Salzburg die einzige in Österreich – gemeinsam beten. Auch der Forchtensteiner Pfarrer Aby Mathew Puthumana nimmt an dem Gebet teil. Die lange, historisch bedeutsame Stiege mit dem hoch oben stehenden großen Kreuz und der Schmerzensmutter wurde auf Initiative von Fürst Paul Esterházy errichtet; die Bauarbeiten und die Weihe (in der Karwoche 1719) erfolgten aber erst nach Pauls Tod (1713) unter Fürst Michael Esterházy.
Das Ökumenische Karfreitagsgebet beginnt um 15.00 Uhr mit einer Schweigeminute. Das ORF Landesstudio Burgenland bringt einen Livestream des gesamten Gebets. Das Video dazu wird in die ORF-TVthek gestellt. Parallel dazu wird die ORF-Religionsabteilung österreichweit darüber berichten.
Karfreitag als Tag des Bittens und Gedenkens
Bischof und Superintendent werden die Todesstunde Jesu nutzen, um angesichts der Corona-Pandemie ihre Bitten um Erlösung einer vom Leiden geprägten Welt zu sprechen. Gedacht wird dabei insbesondere aller, die aufgrund des Coronavirus krank wurden, gestorben sind oder ihr Leben
einschneidend verändern mussten, sowie auch jener Menschen, die in diesen Zeiten schwerwiegende Entscheidungen treffen müssen.
In Erinnerung an den 75. Jahrestag der Hinrichtung des am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligten evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer werden Superintendent Koch und Diözesanbischof Zsifkovics auch ein Gebet des großen Vordenkers der Ökumene sprechen. Die Gedichte, Lieder und Texte Bonhoeffers, der am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg am Galgen starb, sind heute ein populärer geistlicher Schatz von Christen aller Bekenntnisse und Sprachen.
Das Schweigen im Rahmen der Gedenkfeier soll weiters auch daran erinnern, dass der Karfreitag für die österreichischen Evangelischen heute kein staatlicher Feiertag mehr ist. Dies wird von den Mitgliedern der gerade im Burgenland sehr starken Minderheitskirche als äußerst schmerzhaft empfunden. Bischof Zsifkovics hatte katholischerseits stets vehement gegen die diesbezügliche gesetzliche Regelung protestiert und geäußert, dass er "diesbezüglich ein Protestant sei".