Kindersarkophag statt Umfahrung

SCHÜTZEN / Kaum haben die Arbeiten zur Umfahrung Schützen begonnen, mussten sie wieder gestoppt werden. Wo das Fundament für einen Brückenpfeiler gegraben werden sollte, wurde ein Steinkistengrab gefunden. Laut Grabungsleiter Kurt Fiebig handelt es sich um das Grab eines drei- bis sechsjährigen Kindes aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert.
„So ein Sarkophag ist recht ungewöhnlich, denn in dieser Periode waren eigentlich Brandbestattungen üblich“, erklärt der Archäologe, der mit dem Verein „PannArch“ vom Landesmuseum mit der Grabung beauftragt wurde. Das Grab enthielt mehrere kunstvolle Tonbecher als Grabbeigaben sowie Knochenreste und einige Milchzähne des Kindes. Einige Meter davon entfernt fanden die Archäologen ein zweites, allerdings ausgeraubtes Grab, sowie die Strukturen eines Gebäudes – alles umgeben von einem Graben. „Die Römer glaubten, dass man die Welt der Lebenden von der der Toten trennen muss – daher der Graben“, so Fiebig.
Am entgegengesetzten Ortsrand von Schützen ist der Fund einer Villa Rustica dokumentiert. Was sich jenseits des Gräberfeldes befindet, können die Archäologen noch nicht sagen: „Es könnte sein, dass irgendwo eine zweite Villa liegt“, so Fiebig. Die Grabungsarbeiten sind seit einer Woche im Gange und könnten noch bis in den November hinein dauern. Ist alles dokumentiert, wird an der Straße weitergearbeitet. „Vor dem Winter wird das Fundament ausgehoben und eine Schotterschicht aufgetragen. Richtig gebaut wird erst nächstes Jahr.“, weiß der Archäologe.