Visionen – und der Mut, sie umzusetzen: Sandra Ackerl wird 50

Erstellt am 03. Februar 2023 | 06:12
Lesezeit: 4 Min
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Prost. Vater Franz Ackerl gratuliert seiner Sandra zum 50er.
Foto: Kaiser
Winzerin Sandra Ackerl feierte am Montag ihren 50. Geburtstag. Mit der BVZ blickt sie zurück auf das Weinbau-Internat, wo sie das einzige Mädchen war und auf die Weinbau-Zukunft, die im Burgenland dem Welschriesling gehören sollte.
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Die „Weinzeit“ ist voll, die Gästeliste reicht bis nach Vorarlberg. Sandra Ackerls Donnerstags-Event, den sie seit 2009 in ihrem „Kleinhöfleinerhof“ veranstaltet, ist eine beliebte Visitenkarte für das Winzerdörfchen.

„Fuffzk bischt gsi?“, fragen Ackerls Weinkunden aus dem Ländle. „Tatsächlich: 50 bin ich geworden“, lacht diese.

Und sie hat gut Lachen, die 50 Lebensjahre merkt man der erfolgreichen Winzerin nicht an, sie versprüht die Energie einer Mitte-Zwanzig-Jährigen, die erst damit beginnt, ihren Betrieb zu etablieren.

Einziges Mädchen im Weinbau-Internat

Es wird später, die Gäste verlassen mit roten Wangen die gemütliche Stube, an dessen Fenster die Schneeflocken schmelzen. Ackerl schenkt sich ein Achterl ein und wird nostalgisch: „Wir waren früher ein Mischbetrieb, hatten Kühe, Schweine, Hendl – alles. So wie es früher halt üblich war. Mein Vater Franz hat mit nur 16 Jahren den Hof von seinem Opa – meinem Uropa – übernommen. Er hat bald darauf beschlossen, sich auf den Weinbau zu konzentrieren. Die Oma hat geheult, als die Kühe weggeführt worden sind. Aber am Ende hat sich die Entscheidung als richtig herausgestellt.“

Dabei war der Start alles andere als einfach, ausgerechnet 1985 – im Jahr des Weinskandals – entschloss sich ihr Vater, einen Heurigen zu eröffnen. „Wir haben ein Schild aufgestellt, das ich bis heute besitze: Wir sind ehrliche Leute und keine Weinpantscher“, erinnert sich Ackerl. Die Gäste hätten sie gefragt, was sie mit ihren damals zwölf Jahren hier wolle. „Ihre Bestellung bitte“, habe sie nur darauf geantwortet.

Eigentlich hatte ja Sandras Schwester immer gesagt, dass sie die Bäuerin werden will. Als diese sich aber für eine Kosmetikerinnen-Laufbahn entschied, war für Sandra klar: „Vati, ich geh in die Weinbauschule nach Krems.“ Dort habe sie anfangs schreckliches Heimweh geplagt, außerdem war sie das einzige Mädchen im Internat: „Ich war allein unter 180 Burschen, davor war ich ja mit dem Theresianum in einer reinen Mädchenschule.“

Aber Sandra machte, was sie eben so macht: Sie zog es durch. „Danach, im Lehrgang für Weinmanagement, wurde es besser: Wir haben alle berühmten Weinbauregionen Europas gesehen. Die Freundschaften, die damals vor 30 Jahren entstanden sind – etwa mit Bernhard Ott –, habe ich bis heute.“

Was sie damals von der großen Weinbauwelt ins kleine Kleinhöflein mitgenommen hatte, sind die Visionen und den Mut, diese auch umzusetzen. Und zwar bis heute: „Zu Beginn der Pandemie hab ich einfach einen Verkaufstisch vor unsere Tür und mich dahinter gestellt. Die anderen Winzer haben mich belächelt. Aber ich bin mir für nix zu schade. Ich liebe die Leute, liebe den Wein – das brauch ich einfach! Ein Büro-Job wäre nix für mich gewesen.“

Zukunftssorte Welschriesling

Das ist auch der Grund, wieso Ackerl ihr Weinlokal noch lange offen lassen wird. Die Eltern packen nach wie vor fleißig mit an, auch mit 74 und 72 Lebensjahren: „Der Vati steht mit mir im Keller, die Mutti bei der Lese draußen im Weingarten. Solange beide noch können, werden wir mit dem Weinbau weitermachen.“ Und danach? „Danach mach ich nur mehr den Heurigen. Ich bin eh wie ein Duracell-Hase, sagen meine Freunde. Im Kopf wie 25, sagt sogar mein Bub“, lacht Sandra und nimmt einen Schluck Welschriesling.

Mit dem hat sie noch große Pläne: „Ich glaube, dass wir in Zukunft unsere Sorten an den Klimawandel anpassen müssen. Und der Welschriesling kommt gut mit Hitze und Trockenheit zurecht. Sogar Bernhard Ott hat jetzt im Kamptal ein paar Hektar Welschriesling ausgesetzt. Es ist schade, dass diese typisch burgenländische Sorte gerade bei uns nicht das Ansehen genießt, das er verdient. Grüner Veltliner, Weißburgunder – die gibt es ohnein überall auf der Weinwelt. Das Ziel von meinem Vater und mir war immer, dass der Welschriesling unsere burgenländische Leitsorte sein wird!“

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