Leithaprodersdorfs „Schneiderei“: Das Ende der Geschichte. Das kultige Haubenlokal schließt nach dem Wochenende seine Pforten. „Fine della storia“– in einem Pop Up-Restaurant diesen Namens geben Chefin Tamara Blümel und Co. in der Eisenstädter Orangerie noch ein „Silvester-Gastspiel“.
In der Gemeinde ist es längst kein Geheimnis mehr, nun wird es also Realität: die „Schneiderei“ öffnet kommendes Wochenende zum letzten Mal für ihre Gäste.
Sie wolle keineswegs über schwierige Zeiten jammern, betonte Tamara Blümel gegenüber der BVZ, über den Schritt habe sie „bereits seit dem Sommer“ nachgedacht: „Es ist einfach mein ganz persönlicher Entschluss, dass ich mich verändern möchte – ich will alleine nicht weitermachen.“
Vor sieben Jahren hatte sich die gebürtige Marzerin mit ihrem im Vorjahr verstorbenen Mann Egon einen Traum erfüllt. Die beiden kauften das ehemalige Gasthaus Fieber und modelten es in liebevoller Detailarbeit zu einem Wirtshaus samt angrenzendem Friseurgeschäft um – die Schneiderei war geboren.
Kulinarischer Genuss, aber auch Kunst und Entertainment sowie vor allem der Wohlfühlfaktor standen dabei ganz hoch im Kurs und verliehen der Lokalität schnell Kultcharakter. Während Egon als „Haarschneider“ der Extraklasse galt, sorgte Autodidaktin Tamara mit ihren kulinarischen Kreationen auch in der Fachwelt für Aufsehen und wurde sogar mit einer Gault Milleau-Haube ausgezeichnet. Erst kürzlich wurde das Lokal in der Ausgabe des renommierten Restaurantführers für 2023 neuerlich top bewertet.
„Brauche Auszeit, dann sehen wir weiter“
Diese Bestätigung ihrer Arbeit freue sie natürlich sehr, so die gelernte Speditionskauffrau, aus jetziger Sicht werde sie wahrscheinlich „auch in diesem Bereich bleiben.“
Der Abschied aus Leithaprodersdorf falle ihr auch „alles andere als leicht“, aber nun brauche sie „ganz dringend Zeit zum Durchatmen“: „Ich mache jetzt einmal ein bis eineinhalb Monate lang Urlaub, dann ziehe ich zu einer Freundin und danach werden wir weitersehen.“
Silvester feiern „by Schneiderei“ in Eisenstadt
„Fine della storia“ – Ende und doch auch Aufbruch zugleich soll ein spezielles Event zu Silvester widerspiegeln, – dem Tag, an dem Tamara ihren 46. Geburtstag feiert. Die Haubenköchin und ihr Team verwöhnen in einem Pop Up-Restaurant in der Eisenstädter Orangerie mit einem Sechs-Gänge-Menü.
100 Sitzplätze seien dafür geplant, rät die Chefin zu Reservierungen: „Begleitet wird unser Restaurant übrigens von Doris Dittrich’s Ministry of Artists und Gastauftritten von Fuska, Jankoschek, Goldnagl und Mischling.“
„Lokal ist bereits verkauft, Mitarbeiter sind versorgt“
Für das Geschäftslokal in Leithaprodersdorf gebe es bereits einen Käufer, Details will Blümel derzeit aber noch nicht nennen: „Nur so viel: Es wird nicht gleich weitergehen.“ Für ihr Team komme die jetzige Entwicklung keinesfalls überraschend, die Mitarbeiter seien daher auch „bereits versorgt.“
Ihre Funktion als SPÖ-Ersatzgemeinderätin, die sie erst seit der heurigen Wahl inne hat, überlegt Blümel womöglich zurückzulegen. Für diesen Fall würde dann Helga Mozelt nachrücken, erklärte SPÖ-Ortsparteichef Karl Posch auf BVZ-Nachfrage, wie auch immer: er wünsche Tamara „auf jeden Fall alles Gute!“ – dem werden sich zweifelsohne viele Leithaprodersdorfer anschließen.