Neusiedler See: Rückzieher bei Mega-Bau in Fertörakos?

Das Mega-Tourismusprojekt auf der ungarischen Seite des Neusiedler Sees in Fertörakos könnte auf Eis gelegt worden sein. Verschiedene ungarische Medien, darunter die Budapester Zeitung sowie die Online-Plattform ungarnheute.hu, berichten von einem Rückzieher des Investors.
Orbán-Tochter als Mastermind hinter Projekt
Ein rund 75 Millionen-Euro-Projekt mit einem Vier-Sterne-Hotel, mehreren Sportplätzen, Freizeitpark, Anlegeplätzen für rund 400 Segelschiffe und 350 Paddelboote sowie 880 Pkw- und Bus-Parkplätzen sollte aus der kleinen ungarischen See-Gemeinde einen Tourismus-Hotspot machen.
Dem Bekanntwerden der Pläne war auf ungarischer Seite bald Protest gefolgt: Als Mastermind hinter dem Bau wurde schnell Ráhel Orbán, die Tochter von Premier Viktor Orbán, identifiziert, der Direktor der staatseigenen Baugesellschaft Sopron-Fertö Tourismusentwicklungs AG ist Béla Kárpáti, der Vizepräsident der Soproner Ortspartei der Orbán-Schwesternpartei KDNP.
Dass Kárpáti nun laut ungarischen Presseberichten das Bauansuchen zurückgezogen hat, verwundert nun selbst die Projekt-Gegner, da die Baubehörde den Einspruch der Umweltschützer noch gar nicht bearbeitet haben soll.
Die Gesellschaft der Freunde des Neusiedlersees hat mit anderen NGOs die Proteste angeführt. Wolfgang Pelikan, ein Gesellschaftsmitglied, erzählt der BVZ vom „Plan B“ der Tourismusentwicklungs-AG, in Fertörakos nun nur ein kleines Seebad zu bauen, das Mega-Hotel soll nun stattdessen am Tata-See in Nordwestungarn entstehen.
Das sei einerseits positiv, das Großhotel war Hauptkritikpunkt vor allem der Hoteliers der Region. Das Problem: Der Tata-See ist – wie der Neusiedler See – ein Natura2000-Gebiet. Pelikan und Fertö-Freunde spekulieren nun über Hintergründe des Baustopps abseits des Umweltschutzes. Ist wegen der Corona-Krise das Geld ausgegangen? Stoppte der historisch niedrige Wasserstand den Mega-Bau? Oder der Plan der Burgenländischen Landesregierung, die A3 doch nicht an die Sopron-Autobahn M85 anzubauen?
„Der Druck von außen dürfte die Projektbetreiber verunsichert haben.“Christian Schuhböck von der Alliance for Nature
Eine der Naturschutzorganisationen, die sich um den Status als UNESCO-Weltkulturerbe sorgte und daher Alarm schlug, war Alliance for Nature. Mit weiteren NGOs hatten diese im Herbst 2019 eine Resolution zum Schutz des Neusiedler Sees und gegen eine weitere Verbauung des Seeufers aufgesetzt. Darin wurde unter anderem eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt in Fertörakos gefordert.
Die Resolution erging nicht nur an den Burgenländischen Landtag und die Burgenländische Landesregierung, laut Christian Schuhböck von der Alliance for Nature wurde sie von der Direktorin des Unesco-Welterbe-Zentrums Mechtild Rössler Anfang des Jahres an die Unesco-Europa-Abteilung weitergeleitet.
„Die Unesco dürfte nun die ungarische Regierung aufgefordert haben, bis Jahresende eine Stellungnahme zum Projekt in Fertörakos abzugeben“, so Schuhböck. „Der Druck von außen dürfte die Projektbetreiber verunsichert haben“, mutmaßt er. Von einem Rückzieher des Investors habe er allerdings auch nur von ungarischen Journalisten erfahren, von denen er in den vergangenen Tagen kontaktiert worden sei.