Nachtleben: „Oh du mein armes Eisenstadt“

Erstellt am 11. Mai 2011 | 00:00
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UNTERSCHRIFTENAKTION II / Den jugendlichen Nachtschwärmern reicht es: Sie sammeln Unterstützungserklärungen.

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VON BETTINA EDER

EISENSTADT /  „Noch ein abgesagtes Event in der Orangerie und keine Genehmigung für eine unplugged spielende Band in einem Lokalinnenhof. Diese zwei Tropfen haben das Fass zum Überlaufen gebracht, vor allem weil die Band sowieso nur bis 22 Uhr gespielt hätte“, schildert Christian Wolf den Grund seiner Unterschriftenaktion. Unter dem Titel „Oh du mein armes Eisenstadt“ versucht er, ein „allgemeines Umdenken zu erreichen“.

Damit will er sich gegen das „vermeintliche Verdrängen der Jugend aus der Stadt“ durch das Rathaus wehren und auch ein Gegenpol zu Julian Pocks Unterschriftenaktion „Bürger gegen Lärm“ sein.

Musiker: „Erhielten früher  immer Genehmigung“

Auch Veranstalter Sebastian Podesser ist von der Stadtführung enttäuscht. Er hätte mit seinem Event „Monkey-Circus“ in der Orangerie zwar eine Genehmigung bekommen, allerdings mit „verschärften Auflagen und nur bis zwei Uhr früh“. Podesser dazu: „Das bin ich meinen Gästen schuldig, dass ich sie nicht um zwei schon wieder nach Hause schicke!“ Podesser hat deswegen trotz investierten Geldes und Zeit, die Veranstaltung selbst abgesagt. „Früher war es länger möglich, aber ab sofort ist prinzipiell um zwei Uhr in der Orangerie Schluss“, stellt Rathaussprecher Maximilian Schulyok fest.

Mit Kopfschütteln reagiert auch Musiker Thomas Hottwagner auf eine Entscheidung des Magistrats. Er hätte mit seiner Band – wie schon in den Jahren zuvor – ein Open Air im Innenhof eines Eisenstädter Lokals spielen sollen. Daraus wird nun nichts. Hottwagner erklärt: „Das ist sehr schade, vor allem weil wir die vergangenen Jahre immer die Genehmigung erhalten hatten und sowieso immer auf die Lautstärke bedacht waren. Zum einen ist das alles unplugged und zum anderen wäre das Konzert um 22 Uhr zu Ende gewesen. Da kann nicht viel sein.“

Wolf: „Das ist ungerecht  und unverhältnismäßig.“

Schulyok dazu: „Das Lokal ist mitten in der Stadt und mit Sicherheit nicht geeignet für Open-Air-Veranstaltungen. Auch nicht um diese Uhrzeit. Es geht wie bei der Orangerie darum, einen Mittelweg zu finden zwischen jenen, die schlafen wollen und jenen, die feiern wollen.“

Wie ein Mittelweg sieht das für Initiator Wolf hingegen gar nicht aus: „Das ist ungerecht und unverhältnismäßig. Das Jugendzentrum ist gestorben, die Feste werden erschwert und den Lokalbetreibern wird das Leben schwer gemacht. Aber es gibt auch ein anders gelagertes Interesse – nicht nur die Menschen, denen es zu laut ist.“ Derselben Meinung waren laut ihren Unterschriften schon 200 Menschen am ersten Wochenende.

Eine rechte Freude mit den Unterschriften hat der betroffene Lokalbesitzer keine, wiewohl er sich über den neuen Blickwinkel freut: „Ich halte nichts von Unterschriftenaktionen oder anderen Protestgeschichten. Ich will das alles im Guten klären.“ Sein Konzert habe er deswegen noch nicht abgeschrieben, er wolle noch einen Termin mit der Stadtchefin Andrea Fraunschiel abwarten.

Die ganze Aufregung versteht er aber nicht: „Die ganze Diskussion hört sich so an, wie wenn in Eisenstadt nur schlechte, lärmende Leute unterwegs wären. Überall sind die Gastgärten voll und bei uns werden um sechs die Gehsteige eingerollt. Wenn’s überall funktioniert, dass jede Stadt ein Nachtleben hat, dann wird‘s doch auch eine Landeshauptstadt zusammenbringen.“

Unterstützung.

Über 200 Menschen aller Altersgruppen unterschrieben schon bei „Oh du mein armes Eisenstadt“-Initiator Christian Wolf.EDER

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