Prozess um Juwelier-Überfall mit tödlichen Folgen

Erstellt am 15. Oktober 2014 | 00:05
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Hohensteiner-Prozess in Eisenstadt
Foto: NOEN, Mathias Schranz
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Ein im November 2005 in Eisenstadt verübter Raub mit tödlichen Folgen wird ab heute, Mittwoch, in einem Schwurprozess neu aufgerollt.
Damals überfielen drei Männer den Juwelier Hohensteiner und erbeuteten Uhren um 448.910 Euro. Auf der Flucht wurde ein Uhrmacher durch einen Kopfschuss so schwer verletzt, dass er 2013 an den Folgen starb. Der mutmaßliche Schütze ist nun wegen Mordes angeklagt.

Angeklagtem drohen bis zu 15 Jahre Haft

Der Prozess ist für zwei Tage angesetzt. Dem Angeklagten, einem mittlerweile 27-jährigen Serben, wird auch schwerer Raub und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Der Prozess wird vor einem Geschworenengericht in Jugendstrafsachen geführt.

Im Fall eines Schuldspruches beträgt das Strafmaß ein bis 15 Jahre. Im Verfahren sollen mehr als 20 Zeugen zu Wort kommen. Auch ein schon verurteilter an dem Überfall Beteiligter hätte aussagen sollen. Er wurde jedoch aufgrund einer Panne um drei Jahre zu früh aus der Haft entlassen und des Landes verwiesen  (<strong>BVZ.at berichtete</strong>). 

Schütze will es nicht gewesen sein

Schwer bewacht wird der 27-Jährige am Donnerstagvormittag in den Gerichtssaal in Eisenstadt geführt. Die Justizwachebeamten tragen schusssichere Westen, einige haben sogar Maschinenpistolen in den Händen. Kein Wunder: Der Angeklagte soll Mitglied einer international agierenden Bande gewesen sein.



Unter anderem begingen die Männer bewaffnete Raubüberfälle in Spanien, Deutschland und auch Österreich – wie auf den Eisenstädter Juwelier Hohensteiner im Jahr 2005: Auf der Flucht fiel ein Schuss,  die Kugel traf den damals 22-jährigen Wiener Neustädter Uhrmacher Bernd Riedl, der mit einem Regenschirm die Verfolgung aufgenommen hatte.

Der 27-jährige Serbe soll Bernd Ried laut Staatsanwaltschaft „eiskalt und ohne Skrupel“ ins Gesicht geschossen haben. Im Vorjahr starb der Wiener Neustädter an den Folgen der schweren Verletzung, er war seit dem Überfall ein Pflegefall gewesen.

Vor Gericht gab der damals 18-jährige Serbe zwar zu, bei dem Überfall beteiligt gewesen zu sein, geschossen hätte er aber nicht. „Ich habe gar keine Waffe mitgehabt“, beteuerte er, er habe lediglich die Uhren eingesammelt.

Riedl sei quasi in den Schuss gelaufen

Auch bei den tagelangen Planungen für den Raubüberfall will er nicht dabei gewesen sein. Seine Version der Geschichte ist abenteuerlich: Ein bis zur Verhandlung unbekannter Täter, ebenfalls ein Serbe, soll den tödlichen Schuss aus dem Fluchtauto heraus abgegeben haben. „Aber er wollte nur einen Warnschuss abgeben und in die Luft schießen.“

Bernd Riedl sei quasi in den Schuss gelaufen, so die Angaben des Angeklagten. Schwer zu glauben, denn in den langjährigen Ermittlungen der Polizei ist der Name des vom Angeklagten genannten ominösen Mann nie aufgetaucht, auch Interpol ist der Mann nicht bekannt. Brisant: Der von dem Angeklagten Beschuldigte kann nicht mehr befragt werden, er starb 2011 bei einem Motorradunfall.

Heute Nachmittag werden Zeugen des damaligen Raubüberfalls angehört, der Prozess findet morgen seine Fortsetzung, wo auch ein Urteil gefällt werden soll.

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