Kreisverkehr: Frage nach Sinnhaftigkeit

Erstellt am 10. Februar 2022 | 04:10
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Baustelle. Beim Familypark wird ein Kreisverkehr gebaut, dessen Sinnhaftigkeit schon vor Fertigstellung in Frage gestellt wird.
Foto: Hahofer
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Zwischen Rust und St. Margarethen entsteht bei der Einfahrt zum Familypark ein Kreisverkehr. Ob dieser aber tatsächlich den Verkehr beruhigt, wird von beinahe allen Seiten angezweifelt.

Wer schon einmal zu Stoßzeiten, vor allem im Sommer, an Österreichs größtem Vergnügungspark vorbeifahren musste, kennt die Problematik. Stau und Wartezeiten sind dort während der Familypark-Saison fast schon Normalzustand.

Eine Verkehrszählung gab zuletzt Auskunft über die Ursachen. 70 Prozent der Besucher reisen über St. Margarethen an, 30 Prozent über Rust. Das führt dazu, dass es oft bis St. Margarethen, an besonders frequentierten Tagen sogar bis Trausdorf, zu stockendem Verkehr und Staus kommt. Die Festspielgemeinde hat mit Steinbruch und Familypark nicht nur zwei satte Einnahmequellen im Ort, sondern auch die damit einhergehende Verkehrsproblematik zu bewältigen.

Allerdings: Der Lösungsansatz mit einem Kreisverkehr ist für alle Player keine optimale Variante, sondern eher Ultima Ratio. In St. Margarethen gibt man sich abwartend, in Rust skeptisch und im Familypark sieht man den Kreisverkehr eher als Instrument für mehr Sicherheit denn zur Verkehrsberuhigung.

Rusts Bürgermeister Gerold Stagl ist mit dem derzeit entstehenden Kreisverkehr „nicht sehr glücklich. Möglicherweise wird damit nicht nur das bestehende Problem nicht gelöst, sondern auch ein neues aufgemacht“, erklärt er gegenüber der BVZ. Mit der Kreisverkehrlösung müssten nämlich nun die Ruster am Weg nach Eisenstadt und zur Autobahn warten, bis sich eine Lücke auftut und sie in den Kreisverkehr einfahren können.

Nicht schlecht, aber keine Lösung des Problems

Dass statt Touristen und Bewohnern der Nachbargemeinde nun einfach der Spieß umgedreht wird und seine Gemeindebewohner warten müssen, könne er als Bürgermeister natürlich nicht befürworten. Möglich wäre etwa eine Nachbesserung in Form einer verkehrsabhängigen Ampel. Diese könne, wenn Autofahrer von Osten her kommen, auf Grün schalten, ansonsten aber weiterhin dem Anreiseverkehr aus Westen den Vorrang lassen. Hierzu liefen bereits Gespräche, entscheidend sei jedoch der Praxistest.

Eine Verkehrszählung stelle die Sinnhaftigkeit ebenfalls infrage. Diese ergab: Der Stau gehe weniger auf die problematische Linksabbiegespur zurück, sondern auf „Elterntaxis“, die Partner und Kind direkt vor der Kassa aussteigen lassen, bevor sie auf Parkplatzsuche gehen. „Hier muss sich der Familypark etwas einfallen lassen“, betont Stagl.

Der Familypark möchte den geplanten Kreisverkehr bis zum Saisonbeginn 2022 fertigstellen. Bezahlt werden die Kosten von 1,2 Millionen Euro von den Parkbetreibern selbst. Der Kreisverkehr solle sowohl die Verkehrssicherheit erhöhen als auch die Verkehrssituation verbessern, heißt es vom Unternehmen auf BVZ-Anfrage. Mit einer Behebung der Stausituation rechnet man allerdings nicht. In der Vergangenheit wären mehrmals Gutachten erstellt worden, denen der Sicherheitsgedanke zugrunde lag. Aktuell wird der Kreisverkehr in Abstimmung mit dem Land Burgenland und den zuständigen Behörden errichtet.

„Mir wurde das Projekt vorgestellt und so, wie es mir mitgeteilt wurde, soll es umgesetzt werden. Mögliche Neuerkenntnisse oder Änderungswünsche sind mir bis dato nicht bekannt“, so der Bürgermeister aus St. Margarethen, Eduard Scheuhammer.