Volksbefragung: Weiter Uneinigkeit über Sonnenpark

+++ Berichtigung: Wir haben diesen Artikel gegenüber der Print-Ausgabe um das Zitat des eigentlichen „Klima- und Energiemodellregion Leithaland“ (KEM)-Sprechers und Leithaprodersdorfer Bürgermeisters Martin Radatz (ÖVP) ergänzt. +++
Ursprünglich plante die Energie Burgenland, eine über 100 Hektar große Fläche zwischen Wimpassing und Hornstein 40 Jahre lang für Photovoltaik zu nutzen. Hornstein lehnte dies jedoch bereits im Vorjahr ab, weshalb nur noch von 52 Hektaren auf Wimpassinger Grund die Rede ist, wie die BVZ berichtete. Zum Jahreswechsel wurde auf Türkisen Antrag im Wimpassinger Gemeinderat eine Volksbefragung für den 6. Februar beschlossen.
Die Bevölkerung entscheidet nun in knapp zwei Wochen, ob ebendiese Fläche von Ackerland-Freiflächen zu einer Photovoltaik-Eignungszone umgewidmet werden soll. Eine Umwidmung wäre die Voraussetzung für die tatsächliche Umsetzung des Sonnenparks, der teilweise als Agrar-Photovoltaik betrieben werden soll. Bei dieser Form der Energiegewinnung kann auf einem Gebiet Strom aus der Sonne gewonnen werden und parallel dazu ist beispielsweise auch Imkerei, Viehhaltung sowie der Wildwechsel ungehindert möglich. Eine Anlage nach dem Prinzip der Agrar-Photovoltaik existiert zum Beispiel in Guntramsdorf (Bezirk Mödling).
"Zu kleinstrukturiert" für so ein großes Projekt
Im Jahr 2008 wurde von den Gemeinden Hornstein, Wimpassing, Loretto, Stotzing und Leithaprodersdorf die Natur- und Kulturregion Leithaland gegründet. Ziel dieser ARGE (Arbeitsgemeinschaft) ist, die vielfältigen Natur- und Kulturgüter dieser Region gemeinsam zu erhalten und den Naherholungstourismus anzukurbeln.
Für „Klima- und Energiemodellregion Leithaland“ (KEM)-Sprecher und Leithaprodersdorfer Bürgermeister Martin Radatz (ÖVP) widerspricht das gigantische Photovoltaikprojekt in Wimpassing widerspricht eindeutig diesem Ziel: "Täglich werden in Österreich 20 Hektar (ca. 30 Fußballfelder) zubetoniert. Hier wird wertvolles Ackerland verbaut und der ursprünglichen Nutzung entzogen. Das Landschaftsbild wird massiv beeinträchtigt. Die Gemeinde Leithaprodersdorf ist auch Mitglied der KEM (Klima- und Energiemodellregion) Leithaland. Wir fördern seit ca. 10 Jahren die Installation von Photovoltaikanlagen in den Haushalten, viele Dächer in unseren Gemeinden sind dafür noch frei. Natürlich ist die Installation einer PV-Anlage am Dach aufwendiger, trotzdem rechnet sich die Anschaffung, wenn man sich um Förderungen bemüht, in wenigen Jahren. Für PV-Anlagen dieser Größenordnung ist unsere Region zu klein strukturiert, sie passen in weitläufigere Regionen, wo Siedlungsgebiete nicht so nahe beisammen liegen!"
„Ja“ zum Sonnenpark Wimpassing
„Der Schutz des Klimas ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit“ – So leitet Gerhard Jungbauer seine Stellungnahme zum 52 Hektar großen Sonnenpark Wimpassing ein. Er ist der Anprechpartner der „Klimawandel Anpassungsregion“ (KLAR), einem Projekt der Klima- und Energiefonds, die präventiv zur Reduzierung der Schäden durch die Klimakrise beitragen möchten. Dise möchte umschwenken von teuren und klimaschädigenden Erdöl- und Erdgasimporten zu erneuerbaren Energiequellen wie Wind, Wasser, Biomasse oder in diesem Fall der Sonne. Darüber hinaus möchte die KLAR Leithaland bestehende Ressourcen erhalten, schützen und diese präventiv an die Auswirkungen des Klimawandels adaptieren. Das betrifft unter anderem die Landwirtschaft.
Jungbauer spricht sich in einer Stellungnahme mit Rücksicht auf die Ziele dieser beiden Programme vorbehaltlos für die Umsetzung des Sonnenparks in Wimpassing aus. „Nur durch einen gesunden Energiemix von Wind, Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energiesystemen kann die Abhängigkeit von klimaschädlichen Erdöl- und Erdgasprodukten gelingen“, so Jungbauer. Die Umwelt wird ihm zufolge wenig bis keine Nachteile durch den Sonnenpark erfahren, weil durch die „Rahmenrichtlinie für Photovoltaikanlagen auf Freiflächen im Burgenland“ aus dem Jahr 2020 strikte Regelungen festgelegt wurden, um die Umweltverträglichkeit von derartigen Projekten garantieren zu können. Vonseiten der Energie Burgenland und der SPÖ Wimpassing wies man auch stets darauf hin, dass man sämtliche naturschutzrechtlichen Vorgaben für den Sonnenpark einhalten wird, was für eine potentielle Umsetzung ohnehin vorausgesetzt wird. Im Übrigen wären auch zusätzliche umweltschonende Maßnahmen geplant.
Auf maximal 50 Prozent der 52 Hektar könnten Paneele installiert werden; auf der verbleibende Fläche würde man eine Blühwiese anbauen, die wiederum die Imkerei fördere. Einzäunen werde man die Anlage nicht, wodurch der Wildwechsel nicht gestört oder unterbrochen werde. Vorbeugend und unterstützend für den Wildwechsel sollen auch drei Wege errichtet werden, die durch die Anlage führen. Damit der Sonnenpark vom Dorf aus nicht einsehbar ist, ist ein Grüngürtel, der das Gebiet einfasst, geplant.
ÖVP bleibt kritisch
Aus so manchen Mündern kamen die Bedenken, dass auf den Paneelen reflektierende Sonnenstrahlen passierende Autos blenden könnten, wodurch die Straßensicherheit wesentlich gefährdet wäre. Ein Blendgutachten soll nun Klarheit schaffen. Wird die Anlage umgesetzt, dann hätte sie eine Leistung von 52 MWh, was – rein rechnerisch – den Jahresbedarf der Gemeinde Wimpassing wesentlich überragen würde. Das Dorf wäre dann klimaneutral.
Aus Sicht der ÖVP ist es sinnvoller vorhandene Dachflächen sowie Lärmschutzwände mit Solarpaneelen zu versehen, bevor man aufs Grünland geht. Außerdem gäbe es noch die Möglichkeit, größere Plätze – etwa Parkplätze – für die PV-Nutzung zu überdachen und diese ebenso dem Grünland vorzuziehen. Die ÖVP ist dementsprechend gegen eine Umwidmung der von der Energie Burgenland angestrebten Fläche; die SPÖ hingegen klar dafür. Nun liegt es aber in der Hand der Wimpassinger Bevölkerung, ob die Umsetzung des Sonnenparks abgelehnt wird oder im Bezirk Eisenstadt die größte Photovoltaikanlage Österreichs stehen wird.