Hundeprüfung: Schuss erwischte Fischer

Direkt am Ort des Geschehens, am Rückhaltebecken bei Zagersdorf, fand am Mittwoch der Vorwoche ein Zivilprozess statt.
Richterin Susanna Hitzel befragte das Opfer, den Schützen und mehrere Zeugen. Das Urteil wird schriftlich ergehen.
Was war geschehen?
Am 14. September 2019 fand am Zagersdorfer Rückhaltebecken, einem idyllischen Naherholungsgebiet, eine Prüfung für Jagdhunde statt.
Gegen 14 Uhr kamen der 62-jährige Manfred Lang aus Zagersdorf und sein 72-jähriger Freund aus Deutschland zu der Teichanlage.
„Unten beim Teich schossen sie in die Luft und auf Enten“, berichtete der Zagersdorfer. Dann hätten die Jäger alles zusammengepackt und seien weggegangen. Lang und sein Freund fuhren daraufhin mit ihren Autos bis ans Teichufer.
„Wir hatten beide vor zu fischen“, berichtete Lang beim Lokalaugenschein. Sein Kollege habe gerade seinen Sessel aufgestellt und begann das Angelzeug auszupacken, als er, so Lang, gesehen habe, dass ein „Schwimmer“ im Gras lag.
„Ich bückte mich“, schilderte er die nächsten Sekunden. „Plötzlich ein Knall und ich blutete im Gesicht.“
Geschossen hatte ein 23-jähriger Student aus dem Bezirk Eisenstadt, der an diesem Tag am Zagersdorfer Rückhaltebecken mit seinem Jagdhund eine Prüfung absolvierte.
Zwei „Fächer“ wurden geprüft. Beim ersten Prüfungsteil musste der Hund „schnell und freudig“ eine tote Ente aus dem Wasser holen. Währenddessen wurde ein Schuss in die Luft abgegeben. Beim zweiten Teil wurde eine lebende Ente in den Teich gesetzt. Diese schwamm davon und versteckte sich im Schilf.
„Der Hund musste die Schwimmspur riechen und die Ente aus dem Schilf heraus ins offene Wasser stoßen, sodass sie sich in eine Position begibt, wo der Jäger sie erschießen kann“, schilderte der Student den weiteren Verlauf.
Student bekam das Zeichen: Ente schießen!
Bei diesem zweiten Prüfungsteil ereignete sich das Unglück.
Jener 58-jährige Jäger aus dem Bezirk Mattersburg, der damals als Richter die Prüflinge beurteilte, habe ihm das Zeichen gegeben, die Ente zu schießen, so der Student.
„Haben Sie die Ente getroffen?“, fragte die Richterin.
„Im Prinzip schon“, antwortete der junge Jäger. „Aber nicht effektiv genug, das heißt nicht so, dass sie gleich verendete.“
„Da sind ein paar Kugeln an der Ente vorbeigegangen?“, fragte die Richterin.
„Wahrscheinlich“, antwortete der Student.
Der Prüfungsrichter habe ihm das Signal zum zweiten Schuss gegeben. „Der war effektiv. Dann war die Ente tot“, sagte der Student.
Nach diesem zweiten Schuss habe er von der gegenüberliegenden Seite des Teiches jemanden rufen gehört.
„Ich brüllte: Wir sind angeschossen worden!“, bestätigte der Freund von Manfred Lang.
Der Teich sei damals stärker mit Schilf verwachsen gewesen, als es beim Lokalaugenschein in der Vorwoche der Fall war.
„Ging jemand hinüber?“, wollte die Richterin von dem 23-Jährigen wissen. „In dem Moment nicht“, antwortete dieser. „Sie treffen einen Menschen und rennen nicht hin, um zu schauen, was ist?“, wunderte sich die Richterin.
Der Freund des Verletzten fuhr mit dem Auto ans andere Teichufer. „Er fing gleich an zu schreien“, erinnerte sich der Prüfungsrichter. „Da wurde ich auch ein bissl grantig.“
Zwei Schrotkugeln waren in das Gesicht von Manfred Lang eingedrungen. „Ich musste dreimal operiert werden, das letzte Mal unter Vollnarkose.“
Vom Spital wurde Anzeige erstattet. Ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den Schützen wurde jedoch von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt im Jänner 2020 eingestellt.
Nun fordert das Opfer des Jagdunfalls im Zivilverfahren 2500 Euro Schmerzensgeld.