Mit diesen Tricks kann man Gelsen im Garten vermeiden

Ein Sommer ohne Gelsen ist praktisch undenkbar. Gerade bei feuchtem und warmem Wetter vermehren sich die Stechmücken schnell. Durch viel Regen sowie übergegangene Bäche und Flüsse - wie in Niederösterreich zuletzt die Schmida, Mach und Thaya über die Ufer getreten sind - bilden sich mögliche Brutgewässer. In ihnen entstehen sogenannte Überschwemmungsgelsen, wie Gelsen-Experte Bernhard Seidel erklärt.
„Wenn es sehr warm ist, können sich die Gelsen schneller entwickeln. Die Zeit als Larve ist dann kürzer und auch die Zeit zwischen zwei Blutmahlzeiten. Dadurch wächst die Populationsgröße schneller an“, fügt Karin Bakran-Lebl, Gelsen-Expertin bei der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), hinzu. In einem normalen, warmen Sommer ohne Regen verschwinden die lästigen Insekten wieder, wenn es regnet, bleiben sie, wie der gebürtige Amstettner Seidel weiß. Er geht von einem „guten Gelsenjahr“ - für die Gelsen, wohlgemerkt - aus.
Wasserreste aus allen möglichen Behältern ausleeren
Doch was kann man tun, um Gelsen grundsätzlich zu vermeiden? „Die meisten Gelsen züchtet man sich selbst im eigenen Garten“, informiert Bakran-Lebl. Besonders wichtig sei es daher, keine mögliche Brutstätten auf dem eigenen Grundstück zuzulassen. Brüten können die Gelsen in allen Gefäßen, in denen sich Wasser einige Tage lang halten kann. Daher rät die Expertin dazu, kleine Wasserbehälter wie Blumenuntersetzer, Spielzeug, Planschbecken und Vogeltränken mindestens einmal pro Woche auszuleeren.
Auch sollten Kleinwasserstellen (Schirmständer, Zaunrohre, Dekorelemente) im Garten oder auf dem Balkon vermieden werden. Dafür kann man sie entweder ausleeren oder mit Sand befüllen. „Vermeiden Sie sonstige Wasseransammlungen: Lagern Sie dazu Gegenstände wie etwa Gießkannen, Reifen, leere Blumenkästen, Aschenbecher, Sandspielzeug etc. unterhalb eines Daches oder drehen Sie die Gegenstände so um, dass sich kein Wasser darin ansammeln kann“, nennt Bakran-Lebl einen weiteren Tipp. Sie empfiehlt auch, Regentonnen dicht zu verschließen oder mit feinmaschigem Insektenschutzgitter abzudecken. Die Dachrinnen sollten nicht verstopfen.

Gelsen sind für die Nahrungskette unwichtig
„Stechmücken sind für die Nahrungskette nicht relevant, weil an ihnen nichts dran ist“, betont Seidel. Vögel oder Fledermäuse etwa würden verhungern. In der Evolution aber seien sie ganz weit oben anzusiedeln, weil sie allen Fressfeinden aufgrund ihrer schnellen Entwicklung in Brutgewässern entkommen. Denn bis sich Fressfeinde wie Libellen-Larven und Wasserkäfer entwickeln, ist das Gebiet schon wieder ausgetrocknet und die Gelsen sind weg.
Für Ökologinnen und Ökologen sind Gelsen bei der Forschung jedoch sehr nützlich. „Gelsen sind die beste Indikatorgruppe“, so Seidel. Grund dafür ist, dass sie im Wasser, am Land und in der Luft zu finden sind und zudem Krankheiten übertragen.
Gelsen haben eine große Bedeutung für die Medizin
Apropos Krankheiten: „Gelsen können sehr viele unterschiedliche Krankheitserreger übertragen, sowohl Viren, Bakterien als auch Parasiten. Somit haben sie eine sehr große medizinische Bedeutung“, sagt Bakran-Lebl. Allerdings könne nicht jede Art jeden Erreger übertragen.
In Österreich und im restlichen Europa ist das West-Nil-Virus zurzeit der bedeutendste Erreger, der durch Gelsen, vor allem durch die heimische „Gemeine Stechmücke“, übertragen wird. In den letzten Jahren gab es hierzulande im Durchschnitt fünf Fälle von Infektionen mit dem West-Nil-Virus. Die Dunkelziffer dürfte aber um einiges höher sein, weil die meisten Infektionen zu keinen oder nur sehr milden Symptomen führen.
„Asiatische Tigermücke“ schon in Niederösterreich nachgewiesen
Die „Asiatische Tigermücke“, die sich in den vergangenen Jahren stark in Europa ausgebreitet hat, wurde in Österreich, auch in Niederösterreich, nachgewiesen. „Das Problem der 'Asiatischen Tigermücke' ist, dass sie nicht nur sehr lästig ist, sondern dass sie auch exotische Krankheitserreger übertragen kann, die die heimischen Gelsen nicht übertragen können“, warnt Bakran-Lebl.
Zu diesen Krankheiten gehören etwa das Dengue-Virus, Chikungunya-Virus und das Zika-Virus. Derzeit sei die Gefahr, in Österreich an einem dieser Erreger zu erkranken, aber sehr gering. „Aufgrund ihrer großen medizinischen Bedeutung ist es sehr wichtig zu wissen, wo genau in Österreich die 'Asiatische Tigermücke' bereits vorkommt“, meint die Gelsen-Expertin der AGES. Hier kann die Bevölkerung mithelfen, indem sie (mögliche) Exemplare über die kostenfreie „Mosquito Alert“ App meldet.