für die ganze Region

Erstellt am 27. Juli 2011 | 00:00
Lesezeit: 4 Min
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr
Web-Artikel 29
Foto: NOEN
Werbung
Weder Kammern noch Gemeinde waren über Lage informiert.

Web-Artikel 29
Im Betrieb in Güssing steht die Produktion still. Einige Mitarbeiter sind dennoch vor Ort.
Foto: NOEN

VON SARAH WAGNER

GÜSSING / Am Mittwochabend kam die Hiobsbotschaft: Der Güssinger Solarzellen-Hersteller Blue Chip Energy muss Insolvenz beantragen. Für viele eine unerwartete Nachricht. Seitens der Wirtschaftskammer Güssing wusste man nicht Bescheid, ebenso hatte das Arbeitsmarktservice in Stegersbach keine Ahnung von der angespannten Lage des Unternehmens. Wir wurden nicht darüber informiert. Alles was wir wissen, wissen wir aus den Medien, so Thomas Novoszel von der Wirtschaftskammer Güssing und Manfred Herist vom AMS Stegersbach unisono.

Nach der Bekanntgabe im Betrieb wurden Mitarbeiter freigestellt. Insgesamt sind 110 Personen bei Blue Chip tätig. Die Produktion selbst steht still, die Angestellten des Büros sind teilweise vor Ort. Wenn man im Unternehmen anruft, meldet sich nach wie vor die Vermittlung. Geschäftsführer Rainer Stowasser ist aber laut Auskünften nicht vor Ort, sondern befindet sich auf Geschäftsreise.

Ein Produktionsangestellter wurde nach der Informierung des Mitarbeiterstabs heimgeschickt. Nun wartet er auf eine Information, wie er selbst sagt. Ich habe keine Ahnung, ob die Produktion stillsteht oder nicht. Ich bin nach dem Bekanntwerden freigestellt worden. Was seine Kollegen derzeit machen, weiß er nicht, auch nicht, wie es weitergehen wird. Da geht es aber nicht nur der Belegschaft so. Es scheint, als ob niemand wüsste, was nun passiert. Bürgermeister Peter Vadasz hofft auf neue Investoren: Blue Chip ist ein Vorzeigebetrieb in der Stadt. Ich hoffe, dass diese Insolvenz schnell abgehandelt wird und ein neuer Investor gefunden wird. Laut Vadasz wurde der Insolvenzantrag am Montag jedoch aufgrund formaler Fehler retourniert, diese sollten aber rasch behoben werden.

Die Mitarbeiter wurden noch am Freitag seitens der Gewerkschaft PRO-GE, des ÖGB und der Arbeiterkammer vor Ort informiert. Wir haben eine Informationsveranstaltung abgehalten, um die Mitarbeiter vor Ort über ihre Rechte zu informieren und welche Ansprüche geltend gemacht werden können. Sobald wir wissen, wer Masseverwalter ist, werden wir weitere Schritte setzen, betont Edmund Jimmy Artner, ÖGB-Regionalsekretär von Güssing. Kündigungen wurden bislang noch keine ausgesprochen. Einige Leute wurden freigestellt, einige sind auf Urlaub, teilweise sind Angestellte noch im Betrieb tätig, beschreibt Artner die aktuelle Situation. Herist vom AMS Stegersbach beschreibt den Vorgang im Falle von Kündigungen: Bei uns wurden keine Kündigungen seitens des Unternehmens gemeldet. Wenn ein Betrieb in dieser Größe Mitarbeiter kündigt, muss das im Rahmen des Frühwarnsystems 30 Tage vor dem beabsichtigten Termin gemeldet werden. Wenn das nicht der Fall ist, und jemand Einspruch erhebt, wäre die Kündigung unwirksam. Kurzarbeit musste Blue Chip in den vergangenen Jahren bereits zweimal anmelden. Heuer gab es laut Herist noch keine Kurzarbeit.

Dass die Mitarbeiter aber nicht fallen gelassen werden, unterstreicht Andreas Horvath, von der Produktionsgewerbschaft PRO-GE: Die von einer möglichen Insolvenz betroffenen Arbeitnehmer in Güssing haben unsere vollste Unterstützung. Sollte es zu einem Insolvenzverfahren kommen, so wird unsere Gewerkschaft ihre Mitglieder gemeinsam mit dem Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer für das Burgenland (ISA) vertreten. Alle erforderlichen Entgelte werden dabei in schnellstmöglicher Zeit, anstatt vom insolventen Unternehmen, vom Insolvenzausfallgeldfonds an die Arbeitnehmer zur Auszahlung gebracht. Für die Stadt ist die wirtschaftliche Lage des Unternehmens eine Katastrophe, wie Vadasz bedauert: Die Nachricht hat uns getroffen wie aus heiterem Himmel. Wir verlieren nicht nur über 100.000 Euro an Kommunalsteuern, auch der Verlust von über 100 Arbeitsplätzen, in einer Region, in der Arbeitsplätze ohnehin rar sind, ist eine Katastrophe. Direkte Auswirkungen auf die Stadt als Zentrum für Erneuerbare Energie hat der Insolvenzantrag nicht, aber Blue Chip ist neben der Biomasse ein Herzeigebetrieb für Erneuerbare Energie und auch deswegen bin ich sehr hoffnungsvoll, dass ein neuer Investor gefunden wird, so Vadasz abschließend.

Werbung