Von St. Michael 3.200 Kilometer in die Arbeit. Rainer Mittl pendelt berufsbedingt zwischen St. Michael und Georgien, wo er als einziger Burgenländer mittlerweile eine zweite Heimat gefunden hat.

Von Carina Fenz. Erstellt am 06. Jänner 2022 (05:39)
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Er hat den kürzesten gegen den längsten Arbeitsweg getauscht: Die Rede ist von Rainer Mittl, der sich 2019 vom mittlerweile in den Konkurs geschlitterten Mineralwasserabfüller Güssinger verabschiedet hat, um beruflich einen neuen Weg einzuschlagen. Als Managing Director bei DB Schenker, dem weltweit führende Anbieter von globalen Logistikdienstleistungen mit über 77.000 Mitarbeitern in 120 Ländern, hat er den Standort in Georgien und Armenien aufgebaut und ist damit auch zum Berufspendler geworden.

Mehr als 3.200 Kilometer fernab der Heimat hat der gebürtige Stremer im Südkaukasus mittlerweile eine zweite Heimat gefunden. Mitten im Botschaftsviertel der Georgischen Hauptstadt Tiflis, nur fünf Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt, lebt Mittl von Montag bis Freitag in einer Wohnung. Vom Land hat er sich in den letzten beiden Jahren verzaubern lassen. In Tiflis treffen georgische Kultur auf Sowjetcharme, Orient auf Europa, alte Traditionen auf das moderne Freiheitsgefühl der jungen Einwohner. Auch landschaftlich hat das Land einiges zu bieten. Ob im Osten das Schwarze Meer, die Hügellandschaften mit zahlreichen Bergdörfern, wüstenartige Landschaften oder das gigantische Kaukasus-Gebirge im Norden des Landes. „Was in Georgien aber am meisten bezaubert, sind die Menschen, die ähnlich, wie die Burgenländerinnen und Burgenländer, sehr gastfreundlich sind“, schwärmt Mittl, der als einziger Burgenländer in Tiflis lebt.

Aber nicht nur die Gastfreundlichkeit lässt ihn an seine Heimat erinnern, sondern auch die Weinkultur im Land am Kaukasus. „Die Georgier haben eine ältere Weintradition als wir. Schon vor knapp 8.000 Jahren wurde hier Wein gekeltert“, erzählt Mittl. Kontakte zu Österreichern, die in Georgien leben, hat er schnell gefunden. „Wir haben beispielsweise einen Stammtisch, wo wir uns alle drei Monate treffen, um uns auszutauschen“, erzählt er. Der Job, sei eine große Herausforderung, aber eine einzigartige Chance. „Mich hat es gereizt für ein Unternehmen neue Länder zu öffnen, die meine Handschrift tragen“, schwärmt Mittl. Das „anstrengende“ Pendlerleben nehme er gerne in Kauf. „Die Zeit am Wochenende zu Hause nützt man dafür noch intensiver“, erzählt er. Auch die Coronakrise, die das Reisen nicht einfacher mache, beeindrucke die Georgier nicht wirklich. „Hier merkt man auch, dass die Menschen Krisen gewöhnt sind. Die 3G-Regel am Arbeitsplatz hat es hier schon früher als in Österreich gegeben und auch die Maske ist ständiger Begleiter. Das ist einfach so.“