„Raffel“ nun doch gerettet


VON CARINA GANSTER
JENNERSDORF / Wie die BVZ bereits vor einigen Monaten berichtete, steckt das Hotel Raffel in finanziellen Schwierigkeiten. Am Montag hat der Anwalt des Hoteleigentümers Ernst Kampel-Kettner einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung gestellt, berichtet Gerhard Weinhofer vom Österreichischen Verband Creditreform.
Gemeinde betreibt KUZ, die OSG kauft das Hotel
Schon am Dienstag Nachmittag (nach Redaktionsschluss) war dann alles wieder anders: Denn wie Kulturlandesrat Helmut Bieler in einer Aussendung mitteilte, werden sowohl das Hotel Raffel als auch das angeschlossene Kulturzentrum Jennersdorf weiter bestehen: „Die nötigen Fördermittel des Landes für das Kulturzentrum Jennersdorf, das künftig von der Stadtgemeinde betrieben wird, bleiben mit 52.300,- Euro in gleicher Höhe wie bisher gesichert.“
Mit der Übernahme des Hotels durch die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) ist die Frage nach dem künftigen Betreiber geklärt. Und die Stadtgemeinde Jennersdorf wird künftig das Kulturzentrum betreiben. „Deswegen kann die Weiterzahlung der Förderungen gewährleistet werden. Das war eine Voraussetzung für den Betrieb des Kulturzentrums“, erklärt Bieler. Die Stadtgemeinde wird im Gegenzug den Saal renovieren.
Rückblick auf die Geschichte des Hotels
Das Unternehmen „Hotel Raffel“ wurde 2001 gegründet und betreibt ein 4-Sterne-Hotel samt gutbürgerlichem Restaurant. Der Gasthof wird bereits seit über 100 Jahren geführt, die Ursprünge gehen auf das Jahr 1884 zurück.
Der Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens wurde notwendig, weil „sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtert haben“, erklärte Anwalt Werner Dax. „Durch den Ausbau des Gasthofs zu einem Seminarhotel sind hohe Investitionskosten angefallen. Überdies sind hohe Kosten durch den privaten Betrieb des Kulturzentrums Jennersdorf angelaufen.“ Es sind sieben Gläubiger und 15 Arbeitnehmer betroffen. Den Aktiva von rund 44.000 Euro stehen Passiva von 617.000 Euro gegenüber. Das Unternehmen wird fortgeführt. Den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent angeboten.
Am Montag war „Verkauf noch nicht auf Schiene“
Interessanterweise sagte Bürgermeister Willi Thomas (ÖVP) noch am Montag zur BVZ, dass „Verkauf noch nicht ganz auf Schiene ist“: „Solch komplexe Dinge dauern einfach seine Zeit. Wenn die Gläubigerversammlung der 20 Prozent Lösung zustimmt, steht dem Verkauf nichts mehr im Weg.“ Über Nacht dürfte sich die Situation geändert haben, die Stadtgemeinde übernimmt jetzt das Kulturzentrum und die OSG das Hotel.
Das 1908 gegründete Haus wurde 1948 vom derzeitigen Eigentümer Ernst Kampel-Kettner übernommen. Schon Kaiser Karl (oben: seine Kutsche) hat auf der Durchreise in dem Gasthof gespeist. ARCHIV