Schädelbasisbruch bei misshandeltem Kind?

Erstellt am 26. September 2012 | 12:19
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Foto: NOEN, bilderbox.at
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Nachdem der Fall eines zwei Monate alten misshandelten Babys bekannt wurde, stellen sich viele die Frage, wie es so weit kommen konnte. Die Behörden wurden bereits im Mai informiert. Beim Besuch der Familie wurde nichts Außergewöhnliches festgestellt.
Von Michael Pekovics

LIMBACH | Nachdem der Fall eines zwei Monate alten misshandelten Babys bekannt wurde, stellen sich viele die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Wie berichtet waren bei dem Säugling im Rahmen einer Untersuchung in der Kinderklinik Graz zahlreiche Knochenbrüche festgestellt worden. Unbestätigten Meldungen zufolge soll das Mädchen sogar einen Schädelbasisbruch erlitten haben.

Die Familie – die Mutter ist 22 Jahre alt, der Vater 25 – war erst im März aus dem Bezirk Feldbach in den kleinen Ort im Bezirk Güssing gezogen. Schon im Mai hatten Bürger den Ortsvorsteher darauf aufmerksam gemacht, dass man den erstgeborenen Sohn – er ist heute 15 Monate alt – nicht zu Gesicht bekommen würde. „Daraufhin habe ich mich bei der Fürsorge erkundigt. Dort wurde mir mitgeteilt, dass die Familie in der Steiermark bereits aktenkundig sei“, sagt Willi Fandl im Gespräch mit der BVZ. „Auch ich selbst wollte die Familie in meiner Funktion als Ortsvorsteher besuchen, wurde aber nicht in die Wohnung gelassen.“

Laut Gutachten: „Ambulante Betreuung ausreichend“

Laut Fandl habe die Mutter sehr zurückgezogen in einer Gemeindewohnung des Kukmirner Ortsteils gelebt, er habe weder den heute 15 Monaten alten Bub noch den Vater jemals zu Gesicht bekommen: „Ich habe erst durch Medienberichte erfahren, dass die Frau ein zweites Kind (das misshandelte Baby, Anmerkung) zur Welt gebracht hat.“ Der Vater lebte nicht in der Gemeindewohnung, sondern soll die Familie nur stundenweise besucht haben.

Aus der Sozialabteilung des Landes heißt es, man sei über den Fall sehr betroffen: „Die Familie war bereits in der Steiermark in ambulanter Betreuung und wurde auch nach dem Umzug ins Burgenland im Rahmen der Familien-Intensiv-Betreuung regelmäßig besucht“, sagt Referatsleiterin Elvira Waniek-Kain. Schon die Behörden in der Steiermark hatten den Verdacht, dass die Mutter ihren Sohn vernachlässigt und sich „nicht gut um ihr Kind kümmert“. Laut einem in Auftrag gegebenen Gutachten wurde dann aber entschieden, dass eine ambulante Betreuung der Familie „ausreichend“ ist.

Laut Waniek-Kain habe es nie den Verdacht gegeben, dass die Kinder körperlich misshandelt werden. „Die Knochenbrüche wurden erst in Graz festgestellt. Ins Krankenhaus Oberwart war die Mutter gekommen, weil das Baby eine Zyste am Ohr hatte“, weiß Waniek-Kain. Die genauen Befunde über die Verletzungen liegen derzeit noch nicht vor. „Wenn uns ein blauer Fleck oder ähnliches aufgefallen wäre, hätten die Kolleginnen sofort reagiert.“

Fandl ist bestürzt über den Vorfall in seinem Ortsteil: „Da läuft es einem kalt über den Rücken herunter, wenn man so etwas erfährt. Das sind ja keine Menschen mehr.“ Laut Auskunft der Staatsanwaltschaft bestreiten die Eltern die Vorwürfe. Der Verdacht lautet auf Quälen unmündiger Personen und absichtlicher schwerer Körperverletzung. Bei einer Verurteilung müssen die Eltern mit einer Freiheitsstrafe von ein bis zehn Jahren rechnen, ohne Dauerfolgen bis zu fünf Jahren.
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