Neu errichtet werden soll um etwa zwölf Millionen Euro ein "KinderKunstLabor". Revitalisiert und modernisiert werden sollen u.a. der Klangturm und das Festspielhaus.
Die "Kulturhauptstadt-Region" zwischen Melk, Krems, Lilienfeld und Neulengbach soll zu einer kulturtouristischen Region werden. Bei der Infrastruktur liegt der Fokus auf Bestehendem wie etwa der Renovierung der Synagoge. Auch der Domplatz, das Glanzstoff-Areal, das Stadtmuseum und das Lames-Vereinsgebäude im Sonnenpark sollen neu in Szene gesetzt werden. Das "KinderKunstLabor", eine Begegnungsstätte für Kinder bis zwölf Jahre und Künstler, wird laut Geschäftsführer Michael Duscher auch entstehen, falls St. Pölten nicht den Zuschlag erhalte.
Sollte sich St. Pölten nicht gegen die Mitkonkurrenten "Dornbirn plus" und das Salzkammergut rund um Bad Ischl durchsetzen, liegt laut Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ein Plan B in der Schublade. Dann werde die Stadt eben Kulturhauptstadt Niederösterreichs 2024 sein, betonte die Landeschefin im Vorfeld. Für Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) würde ein Zuschlag einen ähnlichen Entwicklungsschub bedeuten wie die Ernennung zur Landeshauptstadt.
Das Gesamtbudget der möglichen Kulturhauptstadt Europas "St. Pölten 2024" soll inklusive der zu erwartenden Karten- und Sponsoringerlöse sowie Drittfördermitteln 60 Millionen Euro betragen. Stadt und Land haben dafür jeweils 17,83 Millionen Euro an Förderung beschlossen. Darüber hinaus wurden für den Fall der Ernennung Kulturinfrastrukturprojekte mit 36 Millionen Euro Gesamtkosten genehmigt. Stadler rechnete vor, dass mehr als 125 Millionen Euro an Investitionen zu erwarten seien, was ein gewaltiger Impuls für die Stadtentwicklung wäre.
Salzkammergut will mit "new Salt" punkten
"Salz und Wasser als DNA", so lautet der Oberbegriff der Bewerbung des Salzkammerguts 2024 für den Titel Europäische Kulturhauptstadt. Erstmals hat sich eine inneralpine Region mit rund 20 Gemeinden aus Oberösterreich sowie der Steiermark und Bad Ischl an der Spitze darum beworben. 21 bis maximal 30 Millionen Euro Budget sind veranschlagt.
Durch ein Rückbesinnen auf den "Ursprung" wolle man mit der "nötigen Prise Salz und der Kraft des Wassers das kulturelle Leben der Region revitalisieren", formuliert es Projektleiter Stefan Heinisch. Die Kultur werde so zum "new Salt". Vier Programmlinien, die als Typisierung des Salzkammergutes dienen, wurden dazu im Bidbook entwickelt: Macht der Tradition, Kraft der Gegenkultur, Durst auf Rückzug und Auswirkungen des (Hype)Tourismus. Man wolle so die Vielfalt der Kultur und der Geschichte des Salzkammergutes zeigen. Gleichzeitig werden auch die Probleme im ländlichen Raum mit der Abwanderung junger, gebildeter Menschen und der Überalterung der Gesellschaft aufgegriffen.
Ziel sei es, "ein offeneres, zeitgenössisches Kulturkammergut" entstehen zu lassen, das "nicht mit verkitschten Themen wie der Kaiser in Bad Ischl im Historischen verhaftet bleibt", bringt es Heinisch auf den Punkt. Der Titel sei dafür eine essenzielle Voraussetzung, machte er auf dessen antreibende Kraft aufmerksam.
Nach anfänglicher Skepsis des oberösterreichischen Landeshauptmannes Thomas Stelzer (ÖVP), der die Bewerbung erst nicht unterstützte, hat sich inzwischen die Stimmung gedreht. Sollte sich "Salzkammergut 2024" gegen St. Pölten und Vorarlberg mit Dornbirn an der Spitze durchsetzen, wäre es nach Linz09 das zweite Mal, dass dieser Titel nach Oberösterreich geht.
"Dornbirn plus" setzt auf einen "Mutausbruch"
"Outburst of Courage" - "Mutausbruch": Unter diesem Titel wollen die Vorarlberger Städte Dornbirn, Feldkirch, Hohenems und der Bregenzerwald als "Dornbirn plus" gemeinsam Kulturhauptstadt Europas 2024 werden. "Mut zur Veränderung, Mut zum Handeln, Mut zur Vielfalt, Mut, über den Tellerrand hinaus zu schauen" wolle die Kulturhauptstadt für Vorarlberg und die Bodenseeregion erreichen.
Die Vorarlberger Bewerbung wird von "Kultur Perspektiven 2024" unter der Führung von Kulturmanagerin Bettina Steindl geleitet. Steindl arbeitete bereits 2009 für die Kulturhauptstadt Linz und 2010 für das Ruhrgebiet. "Der Titelgewinn als Kulturhauptstadt Europas hat einen nachweisbar positiven wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Effekt auf Städte, Regionen und Länder", umriss die Kulturmanagerin im Vorfeld die Vorteile, die auch darauf abzielen, die gesamte Bevölkerung in den Prozess miteinzubeziehen. Vorarlberg sei in vielen Bereichen Modellregion, "ob wirtschaftlich, gesellschaftlich, in der Architektur, im Handwerk und auch in der Kultur." Die Verankerung der regionalen Kulturszene sowie die Vernetzung und der Austausch mit den Nachbarregionen in der Schweiz, Liechtenstein und Süddeutschland sind erklärte Ziele von "Dornbirn plus".
Unter Einbeziehung von Kulturschaffenden, bestehenden Institutionen und der Bevölkerung wurde laut "Kultur Perspektiven 2024" im Bewerbungsprozess ein europäischer künstlerischer Rahmen geschaffen, der auf den drei Programmlinien "Polis Mind", "Reality Disruption" und "No Frontiers" basiere. Mit der ersten Linie soll "Freiheit im Kopf, Freiheit im Handeln" geschaffen werden. Projekte nehmen das Leben in den Städten und Gemeinden unter die Lupe und sollen Austausch und Nachbarschaft fördern. Auch die Programmschiene "No Frontiers" fokussiert auf den Austausch, allerdings über die Grenzen des Vierländerecks hinaus. Mit der dritten Programmschiene soll die kulturelle Kompetenz gefördert und Kultur in den Alltag integriert werden.
Die Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz, die ursprünglich als Bannerstadt ins Rennen um den Titel gehen sollte, hatte ihre Mitbewerbung im Dezember 2017 zurückgezogen. Begründet hatte Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) den Ausstieg damals damit, dass der konkrete kulturelle, wirtschaftliche und damit auch gesellschaftliche Nutzen fehle, der mit einer Bewerbung verbunden sein müsse. Bregenz sei bereits als Kulturstadt etabliert.