Jennersdorf: Wie viele Projekte verträgt die Stadt?

Hochwasserschutz, Kindergartensanierung, Rathaus, Volksschule Henndorf, Mehrzweckhalle - Bauprojekte gäbe es in Jennersdorf mehr als genug. Doch gerade in Zeiten der Coronapandemie ist es nicht rosig um die Finanzen der Stadtgemeinde bestellt. Doch wohin legen die Parteien für das kommende Jahr, ein Gemeindewahljahr, ihren Fokus?
Die BVZ hat sich bei den Jennersdorfer Ortsparteien umgehört und nachgefragt, wo ihre Prioritäten in diesem Jahr liegen(geordnet nach Gemeinderatsmandaten):
ÖVP:
Für Vizebürgermeisterin Gabriele Lechner liegt die erste Priorität für das Jahr 2022 auf dem Kindergarten und der dazugehörigen Kinderkrippe. „Das ist ein Projekt, dass für mich vorrangig ist. Die Nachfrage ist sehr groß und Jungfamilien brauchen das. Der Kindergarten und die Krippe gehören ausgebaut, es platzt alles aus allen Nähten. Das Gebäude ist über 30 Jahre alt, jetzt kommen die Sanierungen, Reparaturen und Erweiterungen dazu“, erklärt die Vizebürgermeisterin. Dort wo jetzt der Spielplatz der Kinder ist, befindet sich bereits gewidmetes Bauland.

„Der Spielplatz würde dann verlegt werden“, so Lechner. Ein weiteres Anliegen ist der Henndorferin die Sanierung der Henndorfer Schule: „Das ist mir ein Anliegen, dass wir endlich einen Veranstaltungsraum bekommen, den alle Vereine und Institutionen, sowie Firmen und Privatpersonen nutzen können.“
Gemeinsam mit der Architektin Irmgard Frank würde demnächst die Machbarkeitsstudie gestartet werden. „Wir sind da dran, aber es gibt noch viel vorzubereiten“, so Lechner.
Falls es sich finanziell ausgeht, soll auch noch das Rathaus saniert werden. „Das wäre wichtig, dass es wieder in das Zentrum kommt.“ Die im Raum stehende Mehrzweckhalle habe aktuell keine Priorität für die ÖVP, da noch Unterlagen fehlen würden: „Zur Finanzierung und Erhaltung der Halle habe ich gar keine Informationen.“
BÜRGERLISTE JES
Bürgermeister Reinhard Deutsch hat für sich selbst eine klare Priorität: „An erster Stelle steht für mich der Hochwasserschutz. Das ist das Um und Auf. Dieses Projekt muss meiner Meinung nach ins Budget. Man kann es den Leuten nicht zumuten, dass aufgrund von parteipolitischen Dingen so etwas wie die Volksschule Henndorf rauskommt.“ Ebenfalls weit oben auf seiner Agenda steht der Kindergartenausbau mit Sanierung und die Digitalisierung des Kanalnetzes.

„Die Generalsanierung des Kindergartens ist notwendig. Da fällt schon der Putz runter, eine Schande für die Stadtgemeinde“, so Deutsch und erklärt auch den Hintergrund der digitalen Kanalpläne:
„Wir haben das mit knapp 600.000 Euro budgetiert. Wenn wir das nicht angehen, dann bekommen wir ab dem Jahr 2025 keinen einzigen Euro Förderung mehr.“ Ebenfalls wichtig ist dem Ortschef die Errichtung eines Parkplatzes „für die Wirtschaft“ an der Hauptstraße 7. „Da gibt es bereits einen fertigen Entwurf“, so Deutsch.
FPÖ
Für die Freiheitlichen haben Kindergarten und Hochwasserschutz die höchste Priorität. „Das ist eine ganz klare Sache für uns, die Jennersdorfer Bevölkerung benötigt die beiden Projekte. Man forderte die jungen Mütter immer zum Arbeiten auf, aber wenn sie die Kinder nicht in die Krippe geben können, geht das nicht“, erklärt Stadtrat Franz Schenk.
Alles Weitere würde laut Schenk die Gemeindeaufsicht entscheiden. „Wobei gewisse andere Projekte, wie zum Beispiel die Henndorfer Volksschule, auch weitergehen müssen. Was wir anfangen, müssen wir auch zu Ende bringen“, so Schenk.

Das Jennersdorfer Rathaus sei für ihn „eher im hinteren Bereich“ der Wichtigkeit angesiedelt. „Bis jetzt funktioniert das mit der Lösung am Bahnhof sehr gut. Manche haben schon gesagt, warum wir nicht gleich dort bleiben“, erklärt Schenk. „Alles andere müssen wir abwarten, wie die finanzielle Lage dann im nächsten Jahr aussieht“, ergänzte der Stadtrat.
SPÖ
Peter Mut und die SPÖ sehen nicht einzelne Projekte im Vordergrund, sondern eine „Gesamtstrategie.“ „Für die SPÖ Jennersdorf sind zusätzlich zu den bereits geplanten Projekten der Stadtgemeinde, vor allem die Innenstadtbelebung und der Ausbau des Radnetzes Schwerpunkte für das kommende Jahr.

Jedoch stehen nicht einzelne Projekte, sondern vielmehr eine Gesamtstrategie im Vordergrund. Solch ein Gesamtkonzept über die zukünftige Entwicklung ist für eine Stadtgemeinde unserer Meinung nach unerlässlich“, heißt es vom Gemeinderat. Weiters führt Mut aus: „Einzelprojekte wie beispielsweise eine neue Sporthalle sind wichtig, müssen jedoch in solch einem Gesamtkonzept mit anderen Projekten abgestimmt werden.“
DIE GRÜNEN
An vorderster Front steht für die Grünen die Sanierung des Kindergartens und der Krippe. „Das gehört dringend im nächsten Jahr gemacht und muss meiner Meinung nach sein. Viele Jungfamilien brauchen diese Möglichkeiten einfach“, erklärt Johanna Freudelsperger-Sagl.
Auch die Sanierung des Rathauses wäre für die grüne Gemeinderätin weit vorne dabei: „Das jetzige im Zollhaus ist zwar zweckmäßig, aber nicht behindertengerecht und es gibt kein richtiges Archiv, sowie einen zu kleinen Sitzungssaal. Gerade als Gemeinde finde ich es wichtig, wenn das Amt zentral gelegen ist.“

Keine Wertigkeit hat eine mögliche Mehrzweckhalle: „Die Halle ist meiner Meinung nach nicht so wichtig, wobei das ja keine Eigenfinanzierung wäre. Wenn das Land das macht, dann bitte, warum nicht? Wobei wir dann auch schauen müssen, wie die Rückzahlungen funktionieren.“ Ähnlich sieht es Freudelsperger-Sagl bei der Volksschule Henndorf: „Das Projekt wird ja möglicherweise ein Mehrzweckhaus werden. Wenn es da eine Finanzierung gibt, dann wäre das auch okay.“ Wichtig sei für die Gemeinderätin noch, dass „Räumlichkeiten für Arzt- und Gemeinschaftspraxen geschaffen werden“ und ergänzt: „Das wird sicher nicht Berge Geld kosten. Sonst werden wir den Mangel nie los.“