Wirtschaftskammer Jennersdorf tourt durch Bezirk

Erstellt am 10. September 2019 | 10:16
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Präsentierten Zahlen, Daten und Fakten zum Bezirk Jennersdorf. Wirtschaftskammer-Regionalstellenobmann Josef Kropf und Regionalstellenleiterin Katharina Bagdy
Foto: Jan Novakovits
Die Wirtschaftskammer Jennersdorf präsentierte die Betriebstour, sowie Zahlen, Daten und Fakten zum Bezirk.
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„Wirtschaft gemeinsam“ ist das Motto der heurigen Bezirkstour der Wirtschaftskammer Jennersdorf. Um zu hören, wo die Unternehmer der Schuh drückt, sind die Funktionäre und Mitarbeiter der Wirtschaftskammer von 9. bis 13. September in rund 130 Betrieben im Bezirk Jennersdorf unterwegs. In persönlichen Gesprächen könne man Probleme oft schneller und leichter lösen.

Wirtschaftskammer Jennersdorf tourt durch Bezirk
Foto: WKB

Im Rahmen eines Pressegesprächs wurden die Tour, aber auch Zahlen, Daten und Fakten für Österreich und speziell den Bezirk Jennersdorf präsentiert.

Das Ansehen der Unternehmer hätte sich, laut erklärt Wirtschaftskammer-Regionalstellenobmann Josef Kropf wieder verbessert, das Unternehmertun werde wieder salonfähig. Die alte Regierung hätte gute Ansätze für die Wirtschaft gezeigt, „doch jetzt herrschte einige Monate eine Art Schwebezustand und wir hoffen, dass die kommende, neue Regierung bald wieder ihre Arbeit aufnimmt“, sagt Kropf.

Die Unternehmer bräuchten schnell eine handlungsfähige und handlungswillige Bundesregierung, die den eingeschlagenen Reformkurs fortsetze und Österreich zukunftsfit mache. Wie nötig das sei, zeige ein internationaler Vergleich des renommierten Schweizer Instituts IMD. „Dabei landet Österreich auf dem 19. Platz im Standort-Ranking. Ein Platz im glanzlosen Mittelfeld.

Österreich hat eine der weltweit höchsten Steuer- und Abgabenquote

Dabei wäre Österreich dank seiner guten Infrastruktur und gut ausgebildeten Bevölkerung ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Aber für überbordende Bürokratie, eine komplexe Steuergesetzgebung und Rückstand bei der Digitalisierung gibt es Punkteabzüge“, kritisiert Kropf.

In Österreich koste eine Stunde Arbeit 34,10 Euro, der Durchschnitt der Euro-Zone liege bei 30,3 Euro. „In Ungarn kostet die Stunde Arbeit 9,1 Euro, in Rumänien gar nur 6,3 Euro“, erklärt Kropf. Die Folge sei, dass Österreich eine der weltweit höchsten Steuer- und Abgabenquote habe. 42,4 Prozent der Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) machen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge aus.

Kropf verweist auch auf eine „erschreckende Studie von der ECO Austria“. Durch das „Golden Plating“ – das Verschärfen von EU-Vorgaben auf Landesebene – entstehe der Wirtschaft ein Mehraufwand von 500 Millionen Euro. „Rund 800 solcher Überregulierungen haben wir seitens der Wirtschaftskammer festgemacht, von der Allereneverordnung bis zum Wechselkurs-Aushang“, erklärt Kropf.

Abwanderung und Fachkräftemangel

Im Bezirk Jennersdorf gibt es rund 1.300 Unternehmen, vom Ein-Mann-Betrieb bis zum Großunternehmen. Das Kaufkraftvolumen lag im Vorjahr bei 83 Millionen Euro.

Ein Problem im Bezirk sei etwa die Abwanderung. „Dieses Problem ist immer präsent. Sowohl Gemeinden als auch die Wirtschaft leiden sehr darunter“, erklärt Wirtschaftskammer-Regionalstellenobmann Josef Kropf. Die Schaffung von Arbeitsplätzen quer durch alle Branchen und leistbarer Wohnraum, vor allem für junge Menschen, seien wesentliche Faktoren, um die Abwanderung zu stoppen. „Weiters ist der Ausbau der Gesundheitsversorgung sowie der Schul- und Bildungszentren zu forcieren, um auch im ländlichen Raum eine bestmögliche Infrastruktur zu garantieren“, sagt Kropf.

Im Bezirk Jennersdorf werden jährlich 150 Lehrlinge ausgebildet, viele davon in den 172 Tourismusbetrieben, welche fast 140.000 Übernachtungen zählen. „Der Tourismus spielt wirtschaftlich gesehen eine zentrale Rolle im Bezirk und schafft zahlreiche Arbeitsplätze“, so Kropf. Man profitiere hier vor allem von der Nähe zur Therme Loipersdorf. Thermengäste würden ihren Aufenthalt auch nutzen, um die Region und somit die Wirtschaft rund um Jennersdorf zu erkunden.

Der Bezirk Jennersdorf verzeichnete im Vorjahr den größten Rückgang bei den Arbeitslosenzahlen. „89 Unternehmen haben sich neu in der Region angesiedelt“, erklärt dazu Regionalstellenleiterin Katharina Bagdy. Viele Arbeitgeber würden aber zu wenig Fachkräfte und Lehrlinge finden. „Ein Problem ist, dass Lehrlinge ohne Führerschein nur schwer zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Hier müsste der öffentliche Verkehr verbessert werden“, sagt Bagdy.

Bau der S7 als größe Chance für den Bezirk Jennersdorf

Kropf verweist darauf, dass die Lehre in den letzten Jahren leider in Verruf geraten sei. „Hier ist auch die Politik gefragt, die Wichtigkeit der Lehrlingsausbildung hervorzuheben. Auf Bezirksebene gibt es bereits erste erfolgreiche Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben“, so Kropf.

Die Betriebe hätten die Möglichkeit, Lehrberufe direkt in den Schulen vorzustellen und diese den Jugendlichen schmackhaft zu machen. „Ein Umdenken muss aber auch bei den Eltern stattfinden, diese müssen die Lehre wieder als wertvolle große Chance für ihre Kinder wahrnehmen“, fordert der Regionalstellenobmann.

Den Bau der S7 sieht die Wirtschaftskammer als große Chance für den Bezirk Jennersdorf und auch als Entlastung der Bevölkerung in den Gemeinden und Dörfern im Lafnitztal. „Mit großen Weitblick haben die Gemeinden entlang der S7 bereits vor Jahren Gründe für die Ansiedlung von Betrieben vorbereitet. Ich bin überzeugt, dass mit der Fertigstellung der S7 ein wirtschaftlicher Aufschwung im Bezirk startet“, so Kropf.

Die Elektrifizierung der Bahnstrecke St. Gotthardt-Jennersdorf-Graz sieht Kropf als wichtigen Teil einer guten Verkehrsanbindung. „Jetzt nach dem Aus der Regierung ist dieses Projekt, welches eine wesentliche Erleichterung für den Waren- und Personenverkehr darstellt, eingeschlafen. Das ist vor allem für die Zukunft des Südburgenlandes entscheidend. Gute Verkehrsanbindungen stoppen die Abwanderung und sichern Betriebe ab. Daher ist es wichtig, dass dieses Projekt so schnell wie möglich wieder aufgenommen wird“, erklärt Kropf.

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