Aufregung um tote Kröten am Stausee


FORCHTENSTEIN / Ein anonymer Anruf, der in der vergangenen Woche bei „Vier Pfoten“ einging, sorgte in der Tierschutzorganisation für helle Aufregung. Der Anrufer meldete die Sichtung eines weißen Pulvers, das seit einigen Tagen in großen Mengen rund um den See verstreut wurde. Alle Kröten, die vor wenigen Tagen noch beim Laichen beobachtet wurden, seien jetzt tot.
Ein Anruf von „Vier Pfoten“ am Forchtensteiner Gemeindeamt ergab, dass es sich bei der weißen Substanz um Kalk handle, der als Desinfektionsmittel gegen Badedermitis aufgebracht wurde. Umso die „Badedermatitis“ - einen Juckreiz, der durch Saugwürmerlarven hervorgerufen wird, zu verhindern.
Mitarbeiter der Tierschutzorganisation machten sich sofort auf den Weg nach Forchtenstein: „Dutzende tote Kröten und Frösche am Ufer und im Wasser und rundherum überall dieses weiße Pulver. Ein völlig unverantwortlicher ökologischer Wahnsinn!“, empört sich „Vier Pfoten“ Geschäftsführerin und Kröten-Expertin Johanna Stadler.
Aus verschiedenen Gründen wird, laut der Tieschutzorganisation, häufig nach Maßnahmen gesucht, die das Auftreten von Saugwürmerlarven eindämmen sollen. Diese verursachen eine harmlose Hautreizung, die außer Juckreiz für Menschen ungefährlich ist. „Eine Dezimierung der Larven durch Kalken oder Desinfizieren eines Sees ist ökologisch nicht vertretbar, da hierdurch die gesamte Flora und Fauna geschädigt werden.“ Die einzige Möglichkeit, laut der Tierschützerin, sei die biotechnische Bekämpfung unter Einsatz von natürlichen Räubern. „Libellenlarven, Wasserkäfer sowie Fische sind die einzige ökologisch vertretbare Möglichkeit zur Reduktion der Population. Aber auch diese Tiere sind durch diese unbedachte, rücksichtslose und grausame Methode sowie das Ablassen des Wassers im Stausee vernichtet worden. Sogar eine sterbende Fledermaus haben wir gefunden, als wir vor Ort waren. Auch sie ist scheinbar mit dem Pulver in Berührung gekommen“, schildert Stadler.
Tierschutzorganisation wird Anzeige erstatten
„Vier Pfoten“ verurteilt das unverantwortliche Vorgehen der Gemeinde und wird Anzeige erstatten. Proben des weißen Pulvers wurden sicher gestellt.
Bezirkshauptmann Klaus Mezgolits, der noch am Donnerstag mit einer Delegation eine Begehung der Örtlichkeiten vornahm, sagt dazu: „Wir sind gerade dabei, die Sache gemeinsam mit der Landesregierung und den Sachverständigen zu überprüfen. Laut Mitteilung der Gemeinde wurden auf dem Boden des abgelassenen Sees Sedimente entfernt und Kalk aufgebracht.“
Beim Lokalaugenschein wurden aber, laut dem Bezirkshauptmann, nicht mehr als vier bis fünf verendete Kröten vorgefunden. „Die Verwendung von Kalk scheint für diese Zwecke vernünftig zu sein, weil er sehr viele gute Seiten mit sich bringt“, ist der Bezirkshauptmann überzeugt.
Josef Strodl, SPÖ-Parteiobmann von Forchtenstein, sieht die Angelegenheit nicht so dramatisch: „Es wurden von den Gemeindearbeitern nur wenige tote Kröten sichergestellt. Die Tierschutzorganisation sollte auf Besitzstörung geklagt werden, denn sie scheint illegal über den Zaun geklettert zu sein.“