Angeklagter zu Gewalt-Vorwürfen: „Das ist gut erfunden“

Erstellt am 01. August 2021 | 05:11
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Faust Schlag Symbolbild
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Foto: Shutterstock.com, Sayan Puangkham
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Familienvater aus dem Bezirk Mattersburg soll Mädchen und seine Frau geschlagen haben. Er drehte den Spieß um und beschuldigte seine Gattin. Auch die Tochter der Frau berichtete von deren Schlägen.

„Es war anstrengend“, seufzte die 19-jährige Stieftochter des Angeklagten. Ihre Mutter habe den 48-Jährigen kennengelernt, als sie noch ganz klein war. 2009 kam ihre Halbschwester zur Welt.

„Man konnte nichts machen, immer gab es Streit“, sagte die junge Frau.

Zu Silvester 2019 war der 48-Jährige aus dem Haus der Familie ausgezogen. Im September 2020 übersiedelte seine Frau mit der elfjährigen Tochter nach Deutschland. Die Scheidung ist im Laufen.

Zur Anzeige gegen den Familienvater kam es, weil die Elfjährige sich weigerte, den Vater zu besuchen. Sie fürchte sich vor ihm.

Bei der Polizei sprachen die Elfjährige, ihre Halbschwester und die Ehefrau von jahrelangen Gewalttätigkeiten des Mannes. Er habe Frau und Kinder regelmäßig geschlagen.

„Das ist gut erfunden“, sagte der Angeklagte dazu. Nicht er sei gewalttätig gewesen, sondern seine Ehefrau.

„Sie hat die Kinder geschlagen und verdreht das jetzt“, sagte der Angeklagte. „Mir kann man nur vorwerfen, dass ich jahrelang zugeschaut habe.“

Seine Frau wolle ihm „einfach etwas auswischen“. Sie habe gehört, dass er 35.000 Euro geerbt habe, davon wolle sie „ihren Teil haben“.

Stieftochter: „Es gab nur eine Tätlichkeit“

Die Stieftochter hatte den 48-Jährigen ursprünglich vielfacher Übergriffe beschuldigt. Vor Gericht schilderte sie die Situation ganz anders: „Mit meinem Stiefvater gab es nur einmal eine tätliche Auseinandersetzung, das war’s“, sagte die 19-Jährige.

Sie sei „goschert“ gewesen, ihr Stiefvater habe sie aufs Bett geworfen. Schläge habe es aber nicht gegeben. Sehr wohl sei aber ihre Mutter vom Vater geschlagen und gewürgt worden. „Die Mama hat sich gewehrt und zurückgehaut“, berichtete die junge Frau. „Wurde auch Ihre Schwester von Ihrer Mutter geschlagen?“, fragte Richterin Doris Halper-Praunias.

„Ja“, antwortete die Zeugin mit leiser Stimme.

„Sie auch?“

„Ja, wenn ich schlimm war.“

„Also öfter?“

„Ich war kein braves Kind.“

Der Prozess wurde vertagt. Die Ehefrau des Angeklagten und die gemeinsame Tochter waren nicht zur Zeugeneinvernahme am Gericht erschienen.