„Schande“ über die Familie gebracht? Fall landete vor Gericht

Erstellt am 15. April 2022 | 04:26
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Das Justizzentrum Eisenstadt.
Foto: Werner Müllner
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Presbyter aus dem Bezirk Mattersburg soll Sohn mit dem Umbringen bedroht haben, weil dieser sich scheiden lassen will.

„Mein Vater sagte, ich sei nicht mehr sein Sohn und bringe Schande über die Familie“, berichtete ein 35-jähriger Mann aus dem Bezirk Mattersburg am Montag dieser Woche vor Gericht, wo sich sein 64-jähriger Vater wegen gefährlicher Drohungen verantworten musste.

Ein Großteil der Familie gehört einer christlichen Bewegung an, so auch die Gattin des 35-Jährigen, die sich nicht von ihm scheiden lassen will.

Im September 2020 hatte sich der 35-Jährige von seiner Frau getrennt. Seine Eltern seien von der Nachricht nicht begeistert gewesen. „Mein Vater hat eine gehobene Position in der Kirche“, berichtete der 35-Jährige.

Er sei Presbyter, bestätigte der 64-jährige Angeklagte.

Er soll am 26. Februar dieses Jahres seinen Sohn an der Kleidung gepackt und in seiner Muttersprache Rumänisch angekündigt haben: „Ich habe dich erschaffen und ich werde dich töten, ich bring dich um, hast du verstanden? Ich bring dich um.“

„Na, habe ich nicht“, widersprach der Angeklagte vor Gericht. „In meinen Worten gibt es so etwas nicht.“

Der Vorfall hatte sich ereignet, als der 35-Jährige seine Kinder von seiner Ehegattin abholen wollte.

„Er war immer mein Lieblingssohn“, sagte die 61-jährige Mutter des 35-Jährigen. Sie habe bei dem Zusammentreffen am 26. Februar ihren Sohn umarmen wollen.

„Ich sagte, ich will das nicht“, erinnerte sich der Sohn. „Wir waren ganz schockiert“, schilderte die 61-Jährige die Situation. Sie könne nicht verstehen, warum ihr Sohn eine „schöne Frau, blaue Augen, blond“ und seine drei Kinder verlasse, um mit einer anderen Frau zusammenzuleben.

Die Drohungen und der physische Angriff seines Vaters haben bei dem 35-Jährigen Spuren hinterlassen. Er schlafe schlecht, berichtete er, und sei in psychologischer Behandlung.

64-jähriger Vater wurde schuldig gesprochen

Die Richterin sprach den 64-Jährigen schuldig und verurteilte ihn zu zwei Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung. An seinen Sohn muss er 330 Euro Schmerzensgeld bezahlen.

Sie habe, so die Richterin, dem Angeklagten nicht glauben können, während dessen Sohn einen glaubwürdigen Eindruck hinterlassen habe. Sie könne nachvollziehen, dass für den Pensionisten aufgrund von dessen Stellung in der Glaubensgemeinschaft die Scheidung des Sohnes nicht angenehm sei. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.