Neudörfler mit Geschichte der Astronomie Burgenlands

„Samstagvormittag hörten die Arbeiter der Ziegelei ein lautes Sausen und sahen einen dunklen Gegenstand mit Blitzesschnelle aus der Luft herabstürzen, der sich tief in den Erdboden einwühlte. Als man den Gegenstand ausgrub, sah man, dass es ein faustgroßer Meteorstein sei.“ Verletzt wurde beim Meteoritenfall in Kroatisch-Minihof im Bezirk Oberpullendorf niemand, jedenfalls geht das aus dem Bericht aus der Ödenburger Zeitung vom 1. Juni 1905, aus dem dieses Zitat stammt, nicht hervor.
Ereignet hat sich der astronomische Vorfall schon am 27. Mai 1905. Der Meteorit von Kroatisch-Minihof, ein gewöhnlicher Chondrit mit einem Gewicht von 550 Gramm, ist bisher das einzig dokumentierte Gestein aus dem Weltall auf dem Gebiet des heutigen Burgenlands.

Solche und andere interessante Geschichten zur Astronomie im Burgenland und alles, was damit zu tun hat, findet sich in einer 16-seitigen Broschüre, die der Neudörfler Astronom Gabor Herbst-Kiss editiert hat und die in den kommenden Tagen und Wochen in Gemeinden, Touristenspots wie etwa dem Schloss Esterhazy oder der Burg Forchtenstein oder beim Burgenländischen Arbeitskreis für Astronomie (BAA), bei dem Herbst-Kiss Vizeobmann ist, erhältlich sein wird.
Das Burgenland, sagt Herbst-Kiss, der am Institut für Astrophysik in Wien beschäftigt ist, sei zwar historisch gesehen nicht groß auffällig geworden, was astronomische Erkenntnisse oder wissenschaftliche Arbeiten dazu betrifft, die Menschen, die im Burgenland leben und lebten, hätten sich aber immer schon sehr für Astronomie begeistert. Die ersten Hinweise darauf finden sich bei sogenannten Kreisgrabenanlagen, die in das Mittelneolithikum, also ca. 5.000 v. Chr., zurückdatiert werden.
Stotzing und Rechnitz werden in der Broschüre beispielhaft genannt. Die bekannteste Kreisgrabenanlage, allerdings natürlich nicht im Burgenland, ist Stonehenge. „Dort deutet die Anordnung der Steine auf eine gezielte astronomische Ausrichtung hin, die jahreszeitlich für die Landwirtschaft, also die Aussaat, von Bedeutung gewesen sein könnte“, erklärt Herbst-Kiss.
„Ostung“ von Kirchen wird untersucht
Auch beim Bau von Kirchen – im Burgenland gibt es über zweihundert – könnte die Astronomie einen Einfluss gehabt haben. Eine Zeitlang lautete offenbar eine Vorgabe, dass Kirchen geostet errichtet werden sollen, also in Richtung der aufgehenden Sonne, da der Sonnenaufgang als Symbol der Auferstehung Jesu gilt. Mehr als hundert Kirchen wurden auf Initiative des BAA bereits untersucht. „Eine gewollte Ostung im astronomischen Sinne ist bisher noch nicht eindeutig und gründlich untersucht worden, doch gibt es einige Hinweise darauf, dass etliche Kirchen auf das Äquinoktium oder auf den Festtag des Patroziniums geostet sind“, wird der derzeitige Erkenntnisstand in der Broschüre zusammengefasst.
Er setzt sich stark dafür ein, dass die Lichtverschmutzung im Burgenland zurück geht und die Milchstraße auch bei uns wieder besser beobachtet werden kann. Gabor Herbst-Kiss über Stefan Wallner, dem Obmann des BAA
Dem Thema Lichtverschmutzung widmet der Obmann des BAA, Stefan Wallner, einen eigenen kleinen Beitrag in der Broschüre. „Er setzt sich stark dafür ein“, sagt Herbst-Kiss, „dass die Lichtverschmutzung im Burgenland zurück geht und die Milchstraße auch bei uns wieder besser beobachtet werden kann.“ In den Bezirken Mattersburg, Eisenstadt, aber auch Neusiedl ist die Lichtverschmutzung am stärksten ausgeprägt (siehe Grafik). Gleichzeitig werden auch einige exzellente Beobachtungsplätze und Aussichtswarten im Burgenland in der Broschüre gelistet.

Für den Bezirk Mattersburg ebenfalls interessant: In Sieggraben befindet sich mit der Sternwarte Brentenriegel die größte und leistungsstärkste aktive Sternwarte im Burgenland. „Im Bereich der Astrofotografie hat die Sternenwarte Brentenriegel sich durchaus schon einen Namen gemacht, mit einigen Fotos, die den Weg in international renommierte Fachzeitschriften geschafft haben“, so Herbst-Kiss.

Alles in allem bietet der „Astronomisch-Historischen Kulturpfad“ also einen prägnanten und guten Einblick in die Geschichte der Astronomie im Burgenland sowie deren Einfluss auf das Hier und Jetzt. Unterstützt wurde das Projekt durch die Sammlungen der Privatstiftung Esterhazy Betriebe GmbH, dem Land Burgenland der Abteilung 7 (Bildung, Kultur und Wissenschaft) und von Kultureinrichtungen und den vielen Vereinen und Initiativen, die maßgebliche Vorarbeit geleistet haben.
Wer sich mit anderen über Astronomie austauschen möchte, seien auch die monatlichen Treffen des Burgenländischen Arbeitskreis für Astronomie in Bad Sauerbrunn ans Herz gelegt. Auf deren Webseite findet man auch diverse weitere Veranstaltungen.