Walbersdorfer „Haus Prost“ wird zum Seminarzentrum
Walbersdorfer „Haus Prost“ wird zum Seminarzentrum. Besitzer Josef Koch restauriert das „Haus Prost“: Ein Gebäude mit großer wirtschaftlicher und historischer Bedeutung.
Das geschichtsträchtige „Haus Prost“ wird zum Seminar- und Schulungszentrum umgebaut wird. Josef Koch, erfolgreicher Unternehmer mit seinem „Betonwerk Koch“, erstand vor rund sechs Jahren das rund 5.500 Quadratmeter große Areal, auf dem sich das „Prost-Haus“ befindet. Das Gelände mit dem geschichsträchtigen Gebäude grenzt an sein mehrere Hektar großes Firmenareal, womit sich das Betriebsareal von der Marzerstraße bis zur Berggasse.
„Es ist ein ehrwürdiges, geschichtsträchtiges Gebäude. Ich wollte nicht, dass dort vielleicht Wohnungen hinkommen“, so Josef Koch über die Beweggründe, den Kauf zu tätigen. Die Verwendung für das „Prost-Haus“ ist bereits fix. „Es gibt von uns ein bewilligtes Projekt für ein Seminar- und Schulungszetrum. Das Gebäude samt der großen Gartenanlage bietet sich dafür ideal an.“ Der Baustart ist bereits erfolgt. „Wir haben nun einmal eine ‚Pause‘ mit den Arbeiten eingelegt.“ Ein genauer Zeitplan und detaillierte Pläne für das Objekt gibt es noch nicht. Unter Denkmalschutz steht das Gebäude nicht, auf eine „behutsame Restaurierung“ soll Augenmerk gelegt werden.
Das „Haus Prost“ in der Leonhardgasse hat Bedeutungen in mehrer Hinsicht. Es ist das letzte erhaltene Zeugnis, der von 1867 bis 1983 bestehenden „ersten Walbersdorfer Dampfziegelei des Johann Prost“ – es ist das Fabrikantenwohnhaus, das sich unweit des Ortszentrums von Walbersdorf befindet. Die Bedeutung dieses Fabrikantenwohnhauses geht allerdings über die rein wirtschaftsgeschichtliche hinaus: Einerseits stellt es ein seltenes und gut erhaltenes Beispiel für einen „ländlichen“ Späthistorismus dar, das vor allem im Grundriss und im Volumen Bezug auf die in der Region vorherrschenden Streckhöfe nimmt.
Auf diese Weise ist es auch ein wichtiges Glied in der baulichen Textur von Walbersdorf. Andererseits hat dieses Objekt auch zentrale Bedeutung in der Landesgeschichte des jüngsten österreichischen Bundeslandes: So hatten sowohl Anton Schreiner, der Schwiegersohn des Firmengründers Johann Prost, wie auch dessen Schwiegersohn Lorenz Karall das Amt des Landeshauptmanns im Burgenland inne. Das Haus Prost ist somit ein bedeutender architektonischer, wirtschaftlicher und politischer Ort des Burgenlandes, vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Zeit weit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Am Dienstag dieser Woche wurde zum „Open house“ geladen. Das „Haus Prost“ und der dazugehörige Garten wurden am Dienstag erstmals seit Jahrzehnten der Öffentlichkeit präsentiert. Präsentiert wurden dabei auch Arbeiten von Studenten der Architekturfakultät der Technischen Universität Wien. Im Rahmen einer Entwurfsübung wurden in Zusammenarbeit mit Lukas Koch (Sohn von Josef Koch) Vorschläge für die Restaurierung und Nachnutzung erarbeitet – unter anderem zur Nutzung für ein Gasthaus oder als Forschungszentrum. Die Vorschläge seien laut Koch jedoch eher fiktiver Natur.