Kinder aus der Ukraine lernen bereits fleißig in Neudörfls Schulen

Erstellt am 02. Mai 2022 | 05:41
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Die Kinder aus der Urkaine gehen schon fleißig in die Schule. Volksschuldirektor Martin Pöttschacher und seine Schüler unterstützen sie, wo es nur geht. So zum Beispiel Roman und Arthur beim Übersetzen.
Foto: zVg
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Wie lange der Krieg in der Ukraine noch dauern wird, ist derzeit noch nicht wirklich abschätzbar, genauso wenig ab wann und ob überhaupt die vielen Geflüchteten wieder in ihr Heimatland zurückkehren können. Deswegen ist es insbesondere auch für die Kinder wichtig, dass sie hier in Österreich ihre schulische Ausbildung fortsetzen können.

Rund 50.000 Flüchtlinge aus der Ukraine sind laut aktuellem Stand in Österreich registriert. Beim Großteil davon handelt es sich um Frauen und Kinder.

Nach einer Verordnung der Bundesregierung, die bereits im März erlassen wurde, wird den Geflüchteten ein Zugang zum Arbeitsmarkt, zur gesundheitlichen Versorgung sowie auch zur Bildung gewährleistet. 5.000 Kinder und Jugendliche sind im Zuge dessen schon an heimischen Schulen eingeschrieben.

Auch in Neudörfl besuchen Kinder aus der Ukraine die beiden Schulen, Volksschule und Mittelschule. Sechs Kinder sind es an der Volkschule, berichtet Direktor Martin Pöttschacher, an der Mittelschule sind es zwei junge Burschen, gibt Mittelschuldirektorin Karin Sinawehl bekannt.

„Eines unserer vorrangigsten Ziele ist es im Moment, den Kindern die österreichische Sprache näher zu bringen“, erklärt Pöttschacher, „damit sie auch mit gleichaltrigen Kindern kommunizieren und sich unterhalten können.“

Deshalb gibt es auch eine eigene Deutschförderklasse in der Volksschule, um dieses Ziel so schnell wie möglich zu erreichen. „Wir arbeiten sehr viel mit Tablets oder Handy und Übersetzungsapps. Wir hatten auch davor schon Kinder, die ukrainisch und russisch sprechen können und die jetzt helfen.“

„Eines unserer vorrangigsten Ziele ist es im Moment, den Kindern die österreichische Sprache näher zu bringen.“ Martin Pöttschacher Volksschuldirektor

Auch Karin Sinawehl benennt das kurzfristige Ziel ebenso wie ihr Kollege Pöttschacher. In die Mittelschule gehen zwei Burschen im Alter von 12 und 14 Jahren. „Wichtig ist jetzt vor allem das Erlernen der Sprache. Die beiden Jugendlichen gehen altersbedingt in zwei verschiedene Klassen, für den Deutschunterricht holen wir sie allerdings zusammen.“

Eine eigene Deutschförderklasse gibt es an der Mittelschule aber keine. Auch an der Mittelschule wird vor allem mit digitalen Hilfsmitteln gearbeitet: „Tablets mit Übersetzungsprogrammen. Aber auch viel mit Büchern, die bei der Kommunikation helfen. Es gibt bei uns auch Kinder, die zum Beispiel kroatisch können. Damit kann man sich auch ein wenig verständigen“, so Sinawehl.

Teilweise wird im ukrainischen Schulsystem auch Deutsch gelernt. Die Kinder, die jetzt an der Volks- und Mittelschule unterrichtet werden, hatten allerdings noch keine Deutschvorkenntnisse, berichten beide Direktoren. Es gibt auch Berichte, dass geflüchtete Kinder von ihren ehemaligen Lehrern weiterhin über Videokonferenz und ähnlichem Unterricht erhalten. „Inwiefern das bei uns passiert, entzieht sich meiner Kenntnis“, sagt Pöttschacher, „an uns als Schule ist jedenfalls noch keine andere Schule oder ein Lehrer herangetreten.“

Auf ein zusätzliches Problem weist Pöttschacher noch hin: die Schrift. Ukrainisch wird mit einer Variante des kyrillischen Alphabets geschrieben. „Es ist alles sehr herausfordernd. Wir machen aber das Beste daraus.“

„Kein Kind muss mit Plastiksackerl kommen“

Anlass für psychologische Betreuung der Kinder gibt es weder in der Volks- noch in der Mittelschule. „Ich habe den Eindruck, dass die Jugendlichen zunächst einmal froh sind, dass sie in Sicherheit sind und dass es ihnen den Umständen entsprechend gut geht und es ihnen hier gefällt“, so Direktorin Sinawehl. Es bestehe auch ständig Kontakt mit Schulpsychologen, Beratungslehrern und der Bildungsdirektion, ergänzt Pöttschacher: „Sollten Auffälligkeiten auftreten, werden wir die notwendigen Schritte veranlassen.“

Damit die Kinder auch alle Schulutensilien haben, die sie für den Schulbesuch brauchen, dafür sorgte unter anderem die Gemeinde, aber auch viele Spenden waren dabei: „Kein Kind wird in Neudörfl mit einem Plastiksackerl in die Schule gehen“, stand für Bürgermeister Dieter Posch von Anfang an fest. „Gemeinderätin Heli Schütz hat zum Beispiel einige Schultaschen aufgetrieben, den Rest haben wir über die Buchhandlung Knotzer organisiert“, so Posch.