Mattersburg-Bank vor der Liquidation. Die Mattersburger Commerzialbank steht nach dem am Mittwoch bekanntgewordenen Bilanzskandal vor der Liquidation.

"An einen Fortbestand ist in keinster Weise zu denken. Die Bank ist zu liquidieren", betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Das Land richtet nun Hotlines für Betroffene ein.
Viele Unternehmen und Privatpersonen würden durch den Bilanzskandal "höchstwahrscheinlich am Ende des Tages sehr viel Geld verlieren", sagte Doskozil.
Sowohl in der Landesregierung als auch in der Wirtschaft Burgenland (WiBuG) werde eine Hotline eingerichtet, die Privatpersonen beziehungsweise Unternehmen zur Verfügung stehen wird. Zudem werde ein Jurist engagiert, der kostenlose Rechtsberatung bieten werde.
Das Land steht mit der Commerzialbank durch die Energie Burgenland in einer Geschäftsbeziehung. „Es handelt sich dabei um eine Veranlagung von fünf Millionen Euro.“
Die Höhe des Schadens sei derzeit noch nicht absehbar. Die Finanzmarktaufsicht habe ihm jedoch mitgeteilt, dass die Lage "dramatisch" sei, so der Landeshauptmann.
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Empörung in burgenländischer Landespolitik
Der Bilanzskandal um die Commerzialbank Mattersburg hat am Mittwoch für Empörung in der burgenländischen Landespolitik gesorgt. Neben Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) zeigte sich auch FPÖ-Wirtschaftssprecher Alexander Petschnig "erschüttert". ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz sprach von einem "Schock für alle Betroffenen".
Es brauche nun volle Aufklärung sowie Sicherheit und eine Perspektive für die Betroffenen, sagte Sagartz. "Das Land muss alles dafür tun, um einen Schaden für den Wirtschaftsstandort abzuwenden." Die Finanzmarktaufsicht habe jedenfalls "entschlossen gehandelt und somit einen höheren Schaden verhindert", so der ÖVP-Landesparteiobmann.
Petschnig betonte, dass sich die Commerzialbank als Investor in der Bezirkshauptstadt Mattersburg und beim SV Mattersburg eine "wichtige Stellung im regionalen Wirtschafts- und Geschäftsleben" erarbeitet habe. "Ich kann es nicht glauben, dass all das auf Sand gebaut und - sollten sich die Vorwürfe erhärten - nur durch unlautere Geschäftspraktiken möglich gewesen sein soll", sagte er. Die Leidtragenden seien nun mitunter "die tausenden Kunden, die der Bank hunderte Millionen Euro anvertraut haben", so Petschnig.
Fortführung des Geschäftsbetriebs untersagt
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat am 14. Juli 2020 mit Mandatsbescheid der Commerzialbank Mattersburg im Burgenland AG (Commerzialbank) mit sofortiger Wirkung die Fortführung des Geschäftsbetriebs untersagt.
Energie Burgenland bangt um einstelligen Mio-Betrag
Der Bilanzskandal bei der Mattersburger Commerzialbank und eine mögliche Liquidation der Bank wird die Energie Burgenland wohl einen einstelligen Millionenbetrag kosten. Der Energieversorger hat einen Teil der Taggelder bei der burgenländischen Commerzialbank Mattersburg veranlagt.
"Die Energie Burgenland AG geht, vorbehaltlich der weiteren Entwicklungen, davon aus, dass ein größerer Teil dieser Gelder nicht einbringlich sein wird, weshalb sie für ihr am 30. September 2020 endendes Geschäftsjahr 2019/20 daraus einen außerordentlichen negativen Ergebniseffekt in Höhe eines höchstens mittleren einstelligen Millionenbetrags erwartet", teilte die Burgenland Holding AG am Mittwochnachmittag ein einer Aussendung mit. Das Ergebnis der Burgenland Holding wird im Wesentlichen vom Ergebnis der Energie Burgenland bestimmt, an der sie 49 Prozent hält.
Mehr als 400 Mio. Euro an gedeckten Einlagen liegen in der von einem Bilanzskandal erschütterten Mattersburger Commerzialbank, der in der Nacht auf Mittwoch von der Finanzmarktaufsicht (FMA) der Fortbetrieb untersagt worden ist. Die Einlagensicherung ist schon aktiv, der Einlagensicherungsfall bereits eingetreten. Gesichert sind Guthaben auf Konten und Sparbüchern bis zu 100.000 Euro pro Kunde und pro Kreditinstitut.
Mattersburg-Bank schockt mit mutmaßlich fingierten Krediten
Das Land Burgenland hat den Betroffenen des Bilanzskandals um die Commerzialbank Mattersburg am Mittwoch breite Unterstützung zugesichert. Um den Kunden eine rasche Kontoeröffnung bei einer anderen Bank zu ermöglichen, verlängern deren Filialen ihre Öffnungszeiten, kündigte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) an.
Auch der Landeshauptmann ist geschockt: "Aufgrund eines riesigen Betrugs werden sehr viele persönliche Schicksale negativ beeinflusst. Ich habe mit Personen gesprochen, die ihr ganzes Sparguthaben bei der Bank veranlagt haben und die geweint haben", sagte Doskozil. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft sei nun gefordert, den Fall "mit vollster Konsequenz und vollster Härte" aufzuklären. Das Land werde seinen Teil dazu beitragen.
Es bestehe der Verdacht, dass "Fantasie-Kredite erfunden" wurden, so Doskozil. Von Vorstandschef Martin Pucher sei er "persönlich zutiefst enttäuscht. Für mich persönlich war das ein Schock. Ich hätte niemals daran gedacht, dass dieser Mann ein solches Delikt begeht", betonte Doskozil. Pucher könne sich "gar nicht vorstellen, was er damit angestellt hat. Das ist mit Worten an und für sich nicht zu beschreiben", so der Landeshauptmann.
Alle Kunden der Mattersburg-Bank sollten "so schnell wie möglich ein neues Konto bei einer anderen Bank eröffnen", betonte Doskozil. Die Filialen der Bank Burgenland und der Erste Bank werden in Mattersburg deshalb ihre Öffnungszeiten voraussichtlich für die nächsten zwei Wochen bis 18.00 Uhr verlängern.
Bei der Bank Burgenland werden nach Angaben des Landeshauptmanns außerdem zwei Rechtsberater vor Ort sein. Auch ein Vertreter der Einlagensicherung Austria GmbH werde am morgigen Donnerstag nach Mattersburg kommen. Dabei werde eine Kundenliste erstellt und ein Überblick erarbeitet.
Unter der Telefonnummer 057/600-2465 wird die eingerichtete Bankenombudsstelle für Privatpersonen erreichbar sein. Die Wirtschaft Burgenland (WiBuG) steht unter der Nummer 059010-210 für betroffene Unternehmer zur Verfügung. Die Abteilung für Landesplanung, Sicherheit, Gemeinden und Wirtschaft in der Landesregierung wird laut Doskozil die betroffenen Gemeinden beraten.
Konkret habe es Filialen der Commerzialbank in neun Gemeinden gegeben. Über 50 Mitarbeiter seien dort beschäftigt. Auch 250 Mitarbeiter der Landesregierung, die ihre Gehälter über die Mattersburg-Bank beziehen, seien betroffen.
Die Aufseher haben die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingeschaltet. Der Verdacht lautet dem Vernehmen nach auf Basis des bisherigen Kenntnisstands auf Bilanzfälschung und Untreue. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Wiener Techfirma Frequentis bangt um 31 Mio. Euro
Die börsennotierte Wiener Technologiefirma Frequentis ist einer der großen Kunden der von einem Bilanzskandal erschütterten Mattersburger Commerzialbank. Frequentis hält bei dem burgenländischen Geldhaus, das nun liquidiert wird, mit heutigem Tag Einlagen in Höhe von ungefähr 31 Mio. Euro, so das Unternehmen am Mittwoch. Die gesetzliche Einlagensicherung greift nur bis zu 100.000 Euro für Sparer.
"Frequentis beobachtet die Situation sehr genau und evaluiert alle Maßnahmen, um ihre Rechte zu wahren", so das Unternehmen, das Anlagen für sichere Kommunikation anbietet. "Bei anderen Banken verfügt die Frequentis-Gruppe per 30. Juni 2020 über Einlagen von mehr als 56 Mio. Euro." Das Geld liege sowohl auf Banken in Österreich als auch in anderen europäischen Ländern sowie in Asien und Amerika.
Laut dem Landeshauptmann des Burgenlands, Hans Peter Doskozil (SPÖ), ist die Mattersburger Commerzialbank zu liquidieren. Viele Unternehmen und Privatpersonen würden durch den Bilanzskandal "höchstwahrscheinlich am Ende des Tages sehr viel Geld verlieren", sagte der Politiker am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.
Frequentis habe unmittelbar nach Bekanntwerden der Verwerfungen bei der Mattersburg-Bank etwaige Auswirkungen geprüft: das alles habe keinen Einfluss auf das operative Geschäft. "Das operative Geschäft bei Frequentis geht in gewohntem Umfang weiter. Trotz der Coronakrise sind wir mit Aufträgen voll ausgelastet", so Finanzchefin Sylvia Bardach.
Mattersburg-Bank am Ende: Justiz eingeschaltet
In Österreich hat die Bankenaufsicht wieder eine kleine Bank zugedreht. Die Commerzialbank Mattersburg im Burgenland AG muss ihren Betrieb einstellen. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat der "Commerzialbank Mattersburg im Burgenland AG" per Bescheid die Fortführung des Geschäftsbetriebes gänzlich untersagt. Es wurde auch gleich ein Regierungskommissär bestellt.
Der Regierungskommissär ist der Wirtschaftsprüfer Bernhard Mechtler. Der Bescheid, der in der Nacht auf Mittwoch bekannt gegeben wurde, wurde sofort wirksam. Die Bank hatte einst als Raiffeisenbank Schattendorf firmiert und sich Mitte der 90er Jahre aus dem Raiffeisensektor verabschiedet.
Der Chef der kleinen Regionalbank, Martin Pucher, ist auch Clubchef des SV Mattersburg.
Verdacht auf Bilanzfälschung und Untreue
Bei der burgenländischen Commerzialbank Mattersburg ging es nach Unregelmäßigkeiten, die jetzt bei einer Vorort-Prüfung der Bankprüfer offenkundig geworden sind, dann ganz schnell. Der Vorstandschef Martin Pucher hat nach einer ersten Befragung gestern per sofort seinen Job zurückgelegt. Es soll auch eine Selbstanzeige geben.
Die Aufseher haben die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingeschaltet.
Der Verdacht lautet dem Vernehmen nach auf Basis des bisherigen Kenntnisstands auf Bilanzfälschung und Untreue.
Kunden der kleinen Bank (Bilanzsumme: rund 800 Mio. Euro) müssen sich indes um ihre gesicherten Spareinlagen keine Sorgen machen, ein FMA-Sprecher verwies am Mittwoch darauf, dass Einlagen bis zu 100.000 Euro pro Person (auch für Kleinunternehmen) gesichert sind.
Einlagensicherungsfall sofort eingetreten
Mehr als 400 Millionen Euro an gedeckten Einlagen liegen in der Mattersburger Commerzialbank. Die Einlagensicherung ist schon aktiv, der Einlagensicherungsfall bereits eingetreten. Dafür muss nicht erst ein Konkurs einer Bank abgewartet werden, heißt es zur APA.
Wie die Finanzmarktaufsicht Mittwochvormittag mitteilte, ist der Einlagensicherungsfall durch Zahlungsstopp der FMA (Untersagung der Fortführung des Geschäftsbetriebs) ausgelöst worden.
In der Bank sind selbst damit keine weiteren Einzahlungen oder Abhebungen oder Überweisungen möglich.
Für Auszahlungen von Einlagen springt die gesetzliche Einlagensicherung ein.
Die Einlagensicherung Austria GmbH hat innerhalb von 15 Arbeitstagen gesicherte Guthaben (Girokonten, Gehaltskonten, Studentenkonten, Pensionskonten, Sparbücher und Sparkonten, Wertpapierverrechnungskonten sowie Bausparverträge) bis zum gesetzlich fixierten Höchstbetrag auszuzahlen.
Gesichert sind Einlagen samt Zinsen bis 100.000 Euro pro Einleger und Bank.
Wie heute mitgeteilt wurde, ist die Einlagensicherung dafür schon mit der Bank in Kontakt. Man bereite die Abwicklung der Auszahlung vor.
Betroffene Einleger können sich auch telefonisch oder per e-mail an die Einlagensicherung wenden: Telefon: +43 (1) 533 98 03-0, via mail: office@einlagensicherung.at.
Der Fall Commerzialbank Mattersburg liegt bereits bei der Justiz. Ein Sprecher der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat am Vormittag den Eingang der Anzeige durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) bestätigt.
Zuvor hatte wie berichtet eine Überprüfung der Bank Bilanzunregelmäßigkeiten festgestellt.
Rechtsanwälte wurden eingeschalten
Seitens der Wess Kux Kispert & Eckert Rechtsanwälte GmbH wurde inzwischen bekannt gegeben, dass man von Martin Pucher mit der Causa betraut wurde: „Herr Martin Pucher ist an einer umfassenden und lückenlosen Aufklärung gegenüber den untersuchenden Behörden interessiert. Herr Martin Pucher hat bereits mit gestrigem Tag seine Funktion in der Bank zurückgelegt und wird auch aus seinen übrigen Organfunktionen umgehend ausscheiden. Auch bezüglich seiner Funktionen im SV Mattersburg wird Herr Martin Pucher umgehend eine geordnete Übergabe sicherstellen.“