Vom Flüchtling zum Schulsprecher: „Ich vertrete meine Meinung“

Kürzlich wurde am Mattersburger Gymnasium die Schülervertretung gewählt, neuer Schulsprecher ist der 16-jährige Hidar Deib aus Mattersburg. „Ich habe mich schon vergangenes Schuljahr, als ich noch in der fünften Klasse war, für dieses Amt interessiert. Damals habe ich mich noch etwas zu jung dafür gefühlt, ich wollte noch ein Jahr warten“, berichtet Deib. Seine Klassenkameraden und Lehrer bestärkten ihn heuer, zu kandidieren und vor kurzem fand die Wahl statt.
Sechs Bewerber standen zur Wahl, im Festsaal der Schule hielt jeder Kandidat zunächst eine Rede, anschließend gab es in den einzelnen Oberstufenklassen durch eine Wahlkomission zur Stimmenabgabe. „Natürlich freue ich mich, dass mir dieses Vertrauen entgegengebracht wird“, so Deib, um seine Beweggründe, sich für seine Schüler einzusetzten zu erläuteren: „Dadurch kann man etwas verändern und ich will mich für meine Mitschüler einsetzen. Ich bin gut im Zuhören, ich vertrete jedoch auch meine Meinung und lasse mich nicht beeinflussen.“
Ich will einmal studieren. Vielleicht will ich einmal Chirurg werden, Physik und Mathematik interessieren mich auch sehr. Hidar DeiB
Das erste Anliegen der Gymnasiasten wurde bereits umgesetzt. „Nach Rücksprache mit Frau Direktorin Gerlinde Mihalits gibt es seit vergangener Woche am Mädchen-WC Hygieneartikel. Diese wurden von der Schülerunion geliefert, in weiterer Folge übernimmt die Nachfüllung der Elternverein.“
Dies soll jedoch nur die erste Änderung innerhalb der Schule sein, Deib hat bereits weitere Neuerungen ins Auge gefasst. „Bei uns in der Schule gibt es ein Handyverbot. Es muss den ganzen Schultag über ausgeschaltet im Rucksack oder im Spind bleiben. Das Benutzen ist nur erlaubt, wenn im Unterricht gebraucht wird. Meine Meinung ist, dass es keine Sinn ergiebt, 16-,17- oder 18-Jährigen das Smartphone zu verbieten.“ Und bereits im verganenen Jahr arbeiteten Deib und andere Klassensprecher an der Ausarbeitung einer Verhaltenseinbarung an der Schule. Dies soll nun fortgesetzt werden.
Mit der großen Flüchtlingswelle nach Österreich Deib, sein Bruder Yousef und seine Etern waren vier von den unzähligen Hilfesuchenden, die im September 2015 mit der Flüchtlingswelle von Syrien nach Österreich geflohen sind.

„Wir konnten damals kein Wort Deutsch. Zunächst waren wir in einigen Flüchtlingscamps wie in Bregenz oder Linz. Zwei Monate später nach unserer Ankunft in Österreich sind wir nach Walbersdorf gekommen, wo eine Familie uns und einer anderen Flüchtlingsfamilie ein zweistöckiges Haus zur Verfügung gestellt hat“, erzählt Hidar.
Die Eingewöhnung für den damals Neunjährigen und für seine Familie war nicht einfach - eine neue Kultur und eine andere Sprache. „Wir alle in der Familie waren sehr offen. Wir haben versucht, direkt mit den Menschen Kontakt aufzunehmen um sich zu integrieren und besser die Deutsche Sprache zu lernen. Es gab eine große Hilfsbereitschaft: Ich denke da an die Familie, der das Haus in Walbersdorf, gehört, meine damalige Volksschullehrerin und Eltern einer Klassenkameradin haben uns sehr unterstützt.“ Nach dem Asylbescheid musste die Familie wieder umziehen. „Der neue Vermieter, Roland Fuhrmann war unsere größte Hilfe. Mittlerweile ist er ein sehr guter Freund unserer Familie.“
„Mir war wichtig, dass ich es ihnen zeigen kann, dass ich das dennoch schaffe.“ Hidar Deib hatte bald das Ziel, nach der Volksschule das Gymnasium zu besuchen. „Einige Kinder haben mir gesagt, dass ich das nicht schaffen werde, weil das Gymnasium für mich zu schwierig sein wird. Mir war auch wichtig, dass ich es ihnen zeigen kann, dass ich das dennoch schaffe und als positives Beispiel eines Flüchtlinges vorangehe.“ Und weitere, persönliche Ziele gibt es bereits: „Ich will einmal studieren. Vielleicht will ich einmal Chirurg werden, Physik und Mathemakik interessieren mich auch sehr.“
Bruder Yousef war in der Mittelschule Klassensprecher Hidar ist nicht der einzige seiner Familie, der mittlerweile voll in Mattersburg integriert ist. Bruder Yousef war im vergangenem Schuljahr Klassensprecher seiner vierten Klasse in der Mittelschule. Vater Mousa ist mittlerweile bei der Stadtgemeinde Mattersburg am Bauhof beschäftigt bestand kürzlich die letzte Prüfung zur Österreichischen Staatsbürgerschaft.