Beate Schreiter-Radel: Hommage an René Magritte

Erstellt am 30. Mai 2021 | 05:10
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Beate Schreiter-Radel und ihr neuestes Ölgemälde „Hommage á René Magritte“, das an der Werkreihe „Das Reich der Lichter“ des belgischen Künstlers Anleihe nimmt. Gleichzeitig drückt es Stimmungen und Empfindungen aus, wie etwa Einsamkeit oder Ungewissheit, die während der Corona-Pandemie von vielen gespürt wurden.
Foto: BVZ
Von der Neudörfler Künstlerin Beate Schreiter-Radel gibt es bereits Zeichnungen, die sie mit eineinhalb Jahren malte. Nun hat sie ihr neuestes Werk fertig gestellt – ein Stimmungsbild des Corona-Jahres.
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Zu den bekanntesten Werken des belgischen Malers René Magritte zählt vermutlich das 1929 entstandene Gemälde „Der Verrat der Bilder“, das auch unter dem Namen „Dies ist keine Pfeife“ bekannt ist. Zu sehen ist – eine Pfeife. Die Neudörfler Künstlerin Beate Schreiter-Radel hat in ihrem aktuellen Werk, das sie soeben fertig gestellt hat, diesem großen Künstler des 20. Jahrhunderts eine Huldigung erwiesen.

In ihrem Ölgemälde „Hommag á René Magritte“ orientierte sie sich jedoch nicht an der Darstellung der Pfeife, sondern an dem Werk „Erwachen des Lichts“ aus der Werkreihe „Das Reich der Lichter“, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. „René Magritte hat in diesem Bild einen ganz besonderen Zauber zum Ausdruck gebracht“, sagt Beate Schreiter-Radel: „Der Himmel ist hell, aber in der Szene unterhalb ist es Nacht. Man weiß nicht genau, was passiert hier gerade? Ist es hell oder dunkel? Geht das Licht auf oder geht es unter?“

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Beate Schreiter-Radel und ihr neuestes Ölgemälde „Hommage á René Magritte“, das an der Werkreihe „Das Reich der Lichter“ des belgischen Künstlers Anleihe nimmt. Gleichzeitig drückt es Stimmungen und Empfindungen aus, wie etwa Einsamkeit oder Ungewissheit, die während der Corona-Pandemie von vielen gespürt wurden.
Foto: BVZ

Schreiter-Radel hat in ihrem Ölgemälde versucht, genau diese Stimmung einzufangen. Der Gedanke dazu kam ihr bei einem Spaziergang. „Damals war gerade im Burgenland dieser Saharasturm mit diesem roten Sand, der hoch am Himmel über das Burgenland gezogen ist, wo das Licht diese eigenartige Stimmung erzeugt hat. Und da musste ich an Magrittes Bilder denken.“ Zuhause bespannte sie eine Leinwand und machte sich an die Arbeit, in ihren Gedanken bereits eine klare Vorstellung, wie das Bild am Ende aussehen sollte. „Häufig ist es so, dass sich meine Bilder erst während des Malprozesses entwickeln. Bei diesem Bild dagegen wusste ich schon vorher ganz genau, wie es sein sollte. Deswegen bin ich auch froh darüber, dass das, was jetzt auf der Leinwand ist, sehr genau dem entspricht, was ich mir vorgestellt hatte.“

Drei Monate dauerte der Arbeitsprozess, da bei einem Ölgemälde wie dem ihren die Farben schichtweise aufgetragen werden und die einzelnen Schichten bis zu eine Woche brauchen, um zu trocknen. Das Gemälde, das 75 cm breit und 110 cm hoch ist, steht zurzeit in ihrem Atelier und durchläuft die finale Phase der Trocknung, erzählt Schreiter-Radel. „Wenn es wieder möglich sein wird, werde ich es vielleicht auch in einer Ausstellung präsentieren.“

Ich denke, das Bild drückt die Einsamkeit, die viele Menschen während der letzten Monate gespürt haben, ganz gut aus sagt die Künstlerin Beate Schreiter-Radel über ihr neues Ölgemälde

„Hommage á René Magritte“ ist allerdings nicht nur das: eine Hommage, eine Verehrung an den Künstler, sondern es ist zugleich ein Stimmungsbild unserer Zeit, der Corona-Pandemie. Schreiter-Radel hat in ihrem Bild eine Übergangssituation, in der vieles ungewiss ist, dargestellt. „Zum Beispiel gibt es diese eine Person, eine Schattengestalt. Haltung und Aussehen lassen nicht erkennen, um wen es sich dabei handelt. Ist es ein Mann oder eine Frau, ist die Person jung oder alt, hat sie womöglich eine Maske auf und was hat sie eigentlich vor?“ Umgeben ist die Person von einem Spiel aus Licht und Dunkelheit, die den Magrittschen Werken nachempfunden ist. Offen sei auch, ob sich der Tag dem Ende zuneigt oder ob ein Neuanfang, ein neuer Morgen eingeläutet wird. Über allem schwebt der Mond in Form einer Sichel, die auch als „C“ gedeutet werden kann.

„Ich denke, das Bild drückt die Einsamkeit, die viele Menschen während der letzten Monate gespürt haben, ganz gut aus. Die positiven Reaktionen, die ich bisher bekommen habe, haben mich darin bestätigt. Offenbar habe ich bei einigen einen Nerv getroffen und ihre Stimmung bildlich dargestellt. Das freut mich“, sagt Schreiter-Radel, die neben ihrer Tätigkeit als Künstlerin in Eisenstadt als kuratorische Assistentin arbeitet. „Ich betreue in den Sammlungen von Esterhazy die moderne Kunst.“ Das Schloss Esterhazy hat mittlerweile auch wieder geöffnet. „Im Weißen Saal gibt es eben solche moderne Kunst zu sehen. Unsere Ausstellung haben wir eigentlich schon im vorigen Jahr aufgebaut, jetzt ist sie erstmals zu besichtigen.“

Kurz vor dem Jahreswechsel hatte Schreiter-Radel in einer Zusammenarbeit mit dem Verein Earth-Caravan, dessen europäischen Projekte von der Neudörflerin Alice Kerschbaumer-Schmitzhofer betreut werden, außerdem zwei Fenster für eine Friedenskapelle in Matsumoto, in Japan, gestaltet. „Inzwischen wurden die Fenster nach Japan verfrachtet und sind dort auch schon angekommen“, berichtet Schreiter Radel. „Momentan sind sie in einer Rahmenwerkstatt und sollen demnächst in die Pagode eingebaut werden.“

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