50 Jahre Meadows-Blues: Austrobeat aus Neudörfl
50 Jahre Meadows-Blues: Austrobeat aus Neudörfl. Rudolf Habeler feiert im August seinen 70. Geburtstag. Vielen ist er als Vizebürgermeister Neudörfls von 1992 bis 1997 bekannt. Weniger bekannt ist vielleicht seine „wilde“ Vergangenheit als Bassgitarrist der Band „The Meadows“. Vor genau 50 Jahren entstand mit „Meadows Blues“ ein Stück Neudörfler Musikgeschichte.
Schulterlange Haare, Föhnfrisur, Koteletten, Glockenhosen: Äußerlich unterschieden sich die Bandmitglieder von „The Meadows“ nicht wesentlich von anderen Bands aus den späten 60ern und frühen 70ern. Musikalisch waren sie ihrer Zeit aber möglicherweise sogar etwas voraus, weshalb es dann doch nicht für den ganz großen Durchbruch und eine Karriere im Musikbusiness gereicht hat.
Der Band gelang auf jeden Fall ein kleines Meisterwerk
„Die Mischung aus Beat, Pop und klassischen Elementen wäre vielleicht ein paar Jahre später noch besser angekommen“, grübelt Rudolf Habeler, Gründungsmitglied der „Meadows“.
Mit Meadows Blues (1972) (heute noch auf YouTube zu hören, siehe Video unten) gelang „den Wiesen“, wie der Bandname in der deutschen Übersetzung lauten würde, jedenfalls ein kleines Meisterwerk. „Es scheint fast unmöglich, dass dieser Beat aus Österreich stammt“, zeigt man sich auch im Word Wide Web noch Jahre später erstaunt über das gar nicht so österreichisch klingende Stück.
Mit 13 Jahren begann Rudolf Habeler mit seinem Freund Reinhard Tiess, der heute das Neudörfler Unternehmen Brix Zaun leitet, im Keller ihrer Eltern zu Musizieren. Großes Vorbild damals: die Beatles.
In einem Interview mit Schülern des Gymnasiums Wr. Neustadt erzählt Habeler, wie alles begann: „Wir haben uns die Musik der Beatles angehört, zum Beispiel ‚I Want to Hold Your Hand‘ und beschlossen, das wollen wir auch gerne spielen. Im Keller meiner Eltern haben wir uns die Schallplatten aufgelegt und wild dazu gesungen. Als Schlagzeug haben uns leere Waschpulvertrommeln gedient. Reinhard hat in der Musikschule Gitarre gelernt, ich Ziehharmonika; weder hat er die Griffe für diese Art von Musik gekonnt, noch habe ich gewusst, wie man Beatles-Musik auf der Ziehharmonika spielt.“
Die Ziehharmonika landete deshalb schon bald darauf in einer Ecke. „Sie war damals auch nicht so modern“, erzählt Habeler. Stattdessen sattelte er um auf Bassgitarre. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatten Rudolf und Reinhard beim Faschingskränzchen des Männergesangsvereins. „Unser Repertoire mussten wir sechsmal wiederholen, weil wir nicht so viele Lieder im Programm hatten. Die Gäste zeigten jedoch Verständnis.“
Verständnis schön und gut, dachten sich die beiden, Fans gewinnt man dadurch aber nicht. Deshalb brauchte es erstens mehr Lieder und zweitens auch mehr Bandmitglieder. Die nötige Verstärkung fand man in Sigi Leyrer, dem späteren Vizebürgermeister von Pöttelsdorf, am Keyboard und Werner Florian am Schlagzeug. Die „Combo 4“ war dadurch geboren.
Als dann kurz darauf auch noch Alfred Aichberger dazustieß, war die Vierer-Kombo auch schon wieder passé. „Wir nahmen uns ein Deutsch-Englisch-Wörterbuch und suchten uns einfach englische Wörter heraus, die uns gefallen haben. Mit ‚The Meadows‘ waren alle einverstanden“, sagt Habeler, „viel mehr steckt hinter dem Bandnamen nicht.“
Wir gingen davor zum Leiner und kauften uns einen Vorhangstoff in Orange und Gelb mit blauen Blumen darauf. Von einem Schneidermeister haben wir uns daraus Glockenhosen anfertigen lassen. Diese Hosen waren eine Zeitlang unser Prädikat. “ Rudolf HAbeler Ehemaliges Mitglied der Meadows
1966 war das. 1968 feierten die fünf Musiker einen ersten Erfolg. Beim Beatwettbewerb in Wr. Neustadt, bei dem burgenländische gegen niederösterreichische Bands antraten, überzeugten „The Meadows“ die Jury, bestehend aus Musikexperten und Publikum, überraschenderweise nicht nur durch ihr Talent, sondern auch mit ihrer Lautstärke: „Weil einer unserer Verstärker ausgefallen war und wir dementsprechend wenig laut spielen konnten, haben wir die meisten Stimmen erhalten“, erinnert sich Habeler.
Vielleicht trug auch ihr Outfit ein wenig dazu bei: „Wir gingen davor zum Leiner – die Flower-Power-Zeit hat schon begonnen – und kauften uns einen Vorhangstoff in Orange und Gelb mit blauen Blumen darauf. Von einem Schneidermeister haben wir uns daraus Glockenhosen anfertigen lassen. Diese Hosen waren eine Zeitlang unser Prädikat damals.“
1969 brachten The Meadows als erste burgenländische Band überhaupt mit „Future. Once I Went Down the Street“ eine Schallplatte heraus, hieß es im letzten Neudörfler Mitteilungsblatt. Habeler bestätigt: „Das stimmt wirklich. Das Land Burgenland hat das damals sehr stark gefördert. Das Cover ist im Römersteinbruch in St. Margarethen entstanden. Und der Text dreht sich um den Eisernen Vorhang. Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, wie wird es werden ohne Eisernen Vorhang und ohne Grenze.“
„Keine zehn Gemeinden, in denen wir nicht auftraten“
Der Eiserne Vorhang blieb noch eine Zeitlang, letztendlich länger als die Meadows Bestand hatten. 1976 trennten sie sich aus privaten und beruflichen Gründen: „Familienplanung und der Beruf wurde wichtiger. Die Luft war nach zehn Jahren auch schon ein wenig draußen.“ Über diese zehn Jahre verteilt gab es zahlreiche Live-Auftritte: „Im Burgenland gab es wahrscheinlich keine zehn Gemeinden, in denen wir nicht gespielt haben.“
Einige dieser Auftritte sind Rudolf Habeler noch ganz besonders in Erinnerung, weil sie noch einmal ein wenig den Stellenwert der Meadows verdeutlichen. „Zum Beispiel spielten wir gemeinsam mit dem deutschen Schlager- und Deutschpop-Sänger Frank Zander, der damals mit ‚Ur-Ur-Enkel von Frankenstein‘ die Hitparaden anführte.“
Ebenso gab es gemeinsame Auftritte mit Musiklegende Peter Wolf, Peter Cornelius, Wilfried und einem gewissen Hans Hölzl, der später als Falco Weltkarriere machte. „Unser damaliger Manager Billy Hammer hat es geschafft, dass er sie alle nach Neudörfl gebracht hat. Alle diese Austro-Popgrößen und auch Frank Zander waren für uns ganz liebe Kerle.“
1997, Rudolf Habeler ist da schon längst politischer Berater beim ÖAAB, feierten „The Meadows“ ein Revival. Ob seine Fans von damals vielleicht noch einmal den Meadow Blues, ihren größten Hit, bei einem Liveauftritt mittanzen können? „Man soll zwar niemals nie sagen“, lässt Habeler zwar einen Funken Hoffnung übrig, „aber wahrscheinlich ist es nicht.“