100-Jährige erzählt über das Geheimnis des Alters. Am Sonntag ist für die in Stöttera aufgewachsene und zuletzt in Hirm lebende Theresia Leimstättner ein ganz besonderer Tag: Ihr Lebensalter wird dann dreistellig sein.

Von Christian Artner. Erstellt am 27. Juni 2020 (05:34)
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Theresia Leimstättner kann auf ein langes Leben zurückblicken. Als sie am 28. Juni 1920 als erstes von insgesamt vier Kindern der Familie Prantl geboren wurde, trat ein paar Tage später, am 16. Juli 1920, der Vertrag von Saint-Germain in Kraft, der die förmliche Auflösung der k.u.k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn bedeutete. Allein an diesem historischen Eckdatum lässt sich ungefähr ermessen, was Theresia Leimstättner alles erlebt haben muss. Aufgewachsen ist sie in Stöttera, gelebt hat sie in Eisenstadt und zuletzt in Hirm.

Ihr erster Mann Michael Piller, ein Bautechniker, ist im Krieg gefallen. Gemeinsam mit ihm hatte sie einen Sohn namens Anton, der bereits verstorben ist. Später, 1950, heiratete sie Stefan Leim-stättner, den Stiefbruder ihres ersten Mannes. Aus dieser Ehe ging Tochter Ingrid hervor, die ihre Mutter auch heute noch regelmäßig besucht. Auch ihre Nichten und Neffen haben noch einen regen Kontakt mit ihr und erzählen aus ihrer „alten Heimat“. „Die Beziehung zu ihrer Tochter ist eine ganz innige und herzliche“, erzählt Lydia Fleischhacker, interimistische Pflegeleiterin des Caritas Hauses St. Martin, in dem Theresia Leimstättner seit dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren lebt.

Beide, Theresia und Stefan, wurden im selben Jahr geboren. Von ihm sagt sie: „Das war so ein guter Mann.“ Im Gespräch ist auch immer wieder zu erkennen, wie sehr sie ihn vermisst. Stefan Leimstättner war Schulwart im Gymnasium Kurzwiese in Eisenstadt. Und wie es der Zufall so will, bemerkte Uli Kempf, Pressesprecherin der Caritas Burgenland, plötzlich während des Interviews, bei dem sie mit dabei war, dass sie Herrn Leimstättner aus ihrer Gymnasialzeit gut kannte. „Er war der heimliche Direktor im Gymnasium. Direktoren kamen und gingen wieder. Leimstättner ist geblieben: Ein Fels in der Brandung zwischen Schulmilchausgaben, der akkuraten Hausschuhkontrolle, der krachenden Lautsprecheranlage für die Durchsagen und dem reparaturanfälligen Rasenmäher für den Sportplatz.“

„Resi“, wie sie genannt wird, half so lange es ihr möglich war, am Bauernhof ihrer Eltern aus und pflegte außerdem auch einen großen Garten bei ihr zu Hause. „Bei allem habe ich mitgeholfen“, erzählt Frau Leim-stättner, die abgesehen von ihrer Sehschwäche einen außerordentlich agilen und gesunden Eindruck macht. „Alle haben immer zu mir gesagt, bei dir gibt es ja gar kein Unkraut. Und ich hab‘ geantwortet: Was soll ich denn sonst den ganzen Tag machen? Ich bin immer rausgegangen und habe ein bisschen herum gezupft.“

„Im war ständig im Garten und hab immer ein bisschen Unkraut gezupft“, erzählt Theresia Leimstättner, die darüber hinaus auch ordentlich bei den anfallenden Arbeiten am Bauernhof ihrer Eltern anpackte.

Eines der wenigen Hobbies der beiden war das „Schnapsen“. Regelmäßig trafen sie sich mit Freunden, um sich einige „Bummerln“ auszuspielen. Dabei wurde ein gutes Glas Wein, manchmal auch mehrere, genossen. In Gesellschaft zu sein war für beide immens wichtig.

Als möglichen Grund ihres hohen Alters wird von Bekannten angeführt, dass sie immer viel Zeit in der Natur verbrachte, viel gearbeitet hat und zufrieden war. Möglicherweise gibt es aber auch noch etwas Zusätzliches, denn wie schon ihr Ehemann Stefan, der 98 Jahre alt wurde, so feierte auch dessen Bruder Johann Leimstättner letztes Jahr seinen 100er. Sie selbst sagt allerdings: „Ich hab meinen hundertsten Geburtstag ja gar nicht erleben wollen.“ Ein besonderer Tag wird der Sonntag für sie aber trotzdem werden: „Sowieso“, sagt sie kurz.

Zu ihrem Geburtstag wird es eine Familienfeier geben, die von ihrer Tochter Ingrid organisiert wurde. Was sie essen wird, hat sie bereits verraten: Entweder ein Zander oder ein Putenschnitzel. „Das habe ich früher auch meinem Mann jeden Sonntag gekocht. Erdäpfel und Gemüse aus unserem eigenen Gemüsegarten mussten immer dabei sein.“ Vieles wird es am Sonntag zu besprechen geben. Dabei sein werden auch alle ihre Enkelkinder und ihr zehn Monate alter Urenkel. Stolz zeigt sie Fotos von ihnen und erzählt über viele schöne gemeinsame Stunden mit ihren Liebsten.